Kommen Haustiere in den Himmel?. Adrian Plass

Kommen Haustiere in den Himmel? - Adrian Plass


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einmal die Gelegenheit, vier Tage lang eine Gruppe von tamilischen Flüchtlingen aus Sri Lanka, die den größten Teil einer Gemeinde in Paris ausmachten, aus der Bibel zu unterrichten. Diese wunderbaren Leute hatten sich Urlaub genommen – viele von ihnen verdienten ohnehin nicht viel, sodass sie einen hohen persönlichen Preis dafür zahlten – um mir zuzuhören, wie ich ihnen etwas über die Bibel erzählte. Da nur wenige Englisch sprachen, arbeitete ich mit einer Dolmetscherin. Tamilisch ist übrigens eine dieser Sprachen, in denen es ungefähr fünf Minuten dauert, das englische Wort „Hallo“ zu übersetzen.

      Jedenfalls versuchte ich, die langen Tage mit ein paar lustigen Geschichten aufzulockern, und zu meiner Freude schien das sehr gut bei ihnen anzukommen, denn sie lachten immer laut und genau aufs Stichwort. Wie sich dann herausstellte, taten sie es tatsächlich aufs Stichwort. Buchstäblich.

      Als die Tagung ungefähr zur Hälfte um war, wandte ich mich mitten in einem der Vorträge an die Dolmetscherin und sagte ihr, wie sehr es mich freute, dass mein Humor so gut verstanden wurde. Ihre Antwort war niederschmetternd: „Sie verstehen kein Wort von deinem Humor, Jeff. Wenn du eine von deinen kleinen Geschichten erzählst, sage ich bloß immer zu ihnen: ‚Lacht doch bitte mal, Jeff war gerade wieder witzig.‘“

      Und sie lachten: laut und mit Begeisterung. Auf Bestellung. Aus purer Freundlichkeit. Ich hörte auf, meine kleinen „witzigen“ Geschichten zu erzählen.

      Und dann war da dieser Internationale Jugendkongress der Heilsarmee in Prag, auf dem ich sprach. Die riesige Halle sah aus wie der Versammlungssaal der Vereinten Nationen, übersät mit kleinen Dolmetscherkabinen, um die sich die Sitzplätze der jeweiligen Nationalitäten scharten.

      Ich versuchte, eine meiner Geschichten an den Mann zu bringen.

      Zuerst lachten die Briten, die natürlich keine Übersetzung brauchten. Dreißig Sekunden später folgten die Franzosen. Und dann die Holländer.

      Aber meine allerneueste humoristische Bruchlandung ist erst ein paar Tage her, während ich dies schreibe. Ich predigte in Malaysia. Asiaten haben allgemein große Hochachtung vor den führenden Leuten in ihrer Kultur, und die Gemeinde, in der ich dort predigte, behandelte die Mitglieder der Leitung mit einem unglaublichen Respekt. Das hätte ich beachten sollen, bevor ich anfing, ihnen von einem Pastor zu erzählen, der in voller Montur in ein Taufbecken für Erwachsene fiel. Überall auf der Welt, wo ich diese Geschichte erzählt habe, haben die Leute darüber gelacht. Doch als ich diesmal an die Stelle kam, wo der bedauernswerte Geistliche ins kühle Nass stürzte, riss die ganze Versammlung erschrocken die Münder auf. Was für ein schreckliches Unglück, ein Pastor ist ins Becken gefallen. War dem armen Pastor etwas passiert? War er ernsthaft verletzt? Einen Augenblick lang glaubte ich schon, sie würden gleich eine Gebetsgemeinschaft für den unbekannten durchnässten Gemeindehirten starten. Sie machten sich nicht nur Sorgen um sein Wohlergehen, sondern es wäre ihnen auch nie in den Sinn gekommen, über sein Missgeschick zu lachen. Die Geschichte ging genauso sang- und klanglos unter wie der Pastor. Für die Leute dort hatte dieser Beckensturz auch nicht im Entferntesten etwas Amüsantes.

      Wenn ich so darüber nachdenke, hatten meine malaysischen Freunde ja vielleicht recht. Vielleicht war es einfach nicht witzig.

       Jeff

       Wurdest du schon einmal für eine Vortragsreihe gebucht und mittendrin wieder ausgeladen, weil die Leute sich über das, was du sagtest, aufgeregt haben?

      Ja. Das war schrecklich.

      Bevor ich euch diese spezielle Geschichte erzähle, sollte ich erwähnen, dass es eine oder zwei Gemeinden gibt, die mir unmissverständlich klargemacht haben, dass ich mich bei ihnen nie wieder blicken lassen soll. Einmal hielt ich eine Predigtreihe in einer Gemeinde in den USA, ohne zu ahnen, dass sie dort gerade einen schweren Konflikt mit ihrem Pastor auszufechten hatten. Während der vier Tage, die ich bei ihnen war, fanden jeden Abend Notsitzungen der Diakone statt, und allem Anschein nach war das eine schmerzhafte Zeit für alle. Der Pastor aber beschloss, mir nichts von alledem zu sagen. So tauchte ich also jeden Abend im Gottesdienst auf, um zu predigen, und während meiner Predigt kam ich ganz zufällig auf eines der Themen zu sprechen, um die es am Abend zuvor in der hitzigen Diakonensitzung gegangen war. So ging das viermal hintereinander. Die Diakone waren schließlich vollkommen überzeugt, dass der Pastor mir gegenüber durchblicken ließ, um welche Themen gestritten wurde, und dass er mich extra eingeladen hatte, damit ich seine Partei ergriff und ihm Schützenhilfe leistete. Also waren sie stinksauer auf mich und machten mir deutlich, dass ich in ihrer Gemeinde nie wieder willkommen sein würde. Ich kann es ihnen nicht verdenken, denn wenn ich tatsächlich ein Strohmann des Pastors gewesen wäre, wäre das schrecklich gewesen.

      Ich versuchte, sie davon zu überzeugen, dass die Aussagen aus meinen Predigten vielleicht weder durch Tipps des Pastors noch durch Zufall bedingt waren, sondern durch das Wirken des Heiligen Geistes – dass diese Themen vielleicht deshalb zur Sprache kamen, weil Gott wollte, dass sie zur Sprache kamen. Aber es nützte alles nichts. Schade, wenn wir behaupten, wir glauben an einen Gott, der eingreift, aber es dann nicht glauben wollen, dass er am Werk ist, wenn er eingreift. Ich wurde dort nie wieder eingeladen.

      Aber das war ein Kinkerlitzchen im Vergleich zu dem, was mir in Palermo auf Sizilien passiert ist. Ich nahm dort an einem Protestmarsch gegen die Mafia teil. Zwei Richter waren ermordet worden, und die Evangelikalen Siziliens beschlossen, ihrer Empörung über die Mafiaherrschaft in ihrem Land Ausdruck zu verleihen. Ich hatte das Vorrecht, eine kurze Ansprache vor der versammelten Kundgebung auf der Piazza in Palermo zu halten, und sollte dann am nächsten Morgen in einer Pfingstgemeinde predigen. Zu meinem Entsetzen stellte ich dort fest, dass die Frauen getrennt von den Männern sitzen und lange Tücher tragen mussten, die ihre Haare und Schultern bedeckten.

      Nach dem Gottesdienst war ich zusammen mit einigen Mitarbeitern der Gemeinde im Haus des Pastors zum Mittagessen eingeladen. Dieser Pastor verstand sich sehr gut darauf, seinen eigenen, ausgesprochen köstlichen Wein herzustellen, und ich darf wohl sagen, dass davon eine erkleckliche Menge durch die Kehlen der Versammelten ging. Das Gespräch war knifflig, nicht nur, weil es über einen Dolmetscher lief, sondern auch, weil es am Tisch, je mehr Wein floss, immer lauter wurde. Dann kam es zu dem folgenden ungeschickten Wortwechsel zwischen dem Hauptpastor der Gemeinde und mir.

      PASTOR: Nun, Bruder Jeff, sagen Sie – wie denken Sie darüber, dass wir von unseren Frauen verlangen, ihre Köpfe zu verschleiern?

      ICH: (in Gedanken vollauf damit beschäftigt, mir zu überlegen, wie ich die frittierte Seeschlange herunterbekommen sollte, die wenig verlockend auf meinem Teller lag) Wenn es Ihnen recht ist, Pastor, möchte ich darauf im Moment lieber nicht eingehen. (Okay, vielleicht war ich ein Feigling, aber ich redete mir ein, ich wolle ja nur Rücksicht auf die fremde Kultur nehmen – und nicht schon gleich zu Anfang meines Besuchs in eine theologische Auseinandersetzung geraten.)

      PASTOR: Ich wüsste aber wirklich gern Ihre Ansicht. Bitte sagen Sie es mir.

      ICH: (überrascht, sowohl vom Geschmack der frittierten Seeschlange – noch unangenehmer als erwartet – als auch von der Hartnäckigkeit meines wissbegierigen Gastgebers) Ich möchte dazu wirklich nichts sagen.

      PASTOR: (mit einem so heftigen Schlag mit der flachen Hand auf den Tisch, dass seine Assistenten zusammenzuckten) SAGEN SIE MIR AUF DER STELLE, WAS SIE DENKEN! WIE DENKEN SIE ÜBER DIE VERSCHLEIERUNG?

      ICH: (ängstlich auf das neben seinem Teller liegende Messer schauend und hoffend, dass es dort bleiben würde) Nun, wenn Sie schon danach fragen, Sir, es gefällt mir überhaupt nicht. Ich finde es sexistisch und tyrannisch, und es entspringt meiner Meinung nach einer fehlerhaften Schriftauslegung. Ich möchte es nicht am Respekt gegenüber der hiesigen Kultur fehlen lassen, aber …

      PASTOR: (explodiert und gibt einen lauten, heftigen Wortschwall von sich, von dem ich dankenswerterweise keine Silbe verstehe, da er auf Italienisch ist)

      Der Dolmetscher blickte angesichts des pastoralen Wutausbruchs verlegen unter sich. Ich lief puterrot an. Im Raum wurde es totenstill.

      Ich manövrierte mich ohne weiteren Wortwechsel durch den Rest der Mahlzeit,


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