Der Akron Tarot. Akron Frey

Der Akron Tarot - Akron Frey


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einordnen zu müssen und aus dem Eingeordneten gleichzeitig das zu gestalten, was wir dann für die äußere Welt halten. Er entspricht dem denkerischen Gestalten, die unbildhaften, energetischen Ströme als Symbole zu erfassen und damit den menschlichen Sinnen zugänglich zu machen. Anders ausgedrückt: Unsere Begriffswelt ist das mentale Ergebnis, das aus dem Rohmaterial schöpferischer Ursubstanz materialisiert worden ist. Damit erschaffen wir uns eine begriffliche Welt, die wir der instinktiven Welt überlagern, bis wir selbst überzeugt sind, dass die begriffliche, von uns selber geschaffene Realität der Wirklichkeit entspricht. Damit die von uns selbst geschaffene Realität aber nicht zerfließen kann, benötigt sie die Erkenntnisse. Diese ziehen immer wieder die registrierten Erfahrungen vergleichend zu Rate und stärken damit immer mehr die einmal als Realität akzeptierte Wahrnehmung. Damit halten wir unsere einmal erdachte Realität durch immer neue Erkenntnisse am Leben, weil sie ohne das ordnende, Bezug setzende Band des Denkens schnell wieder in die Bausteine beziehungsloser Ideen und Vorstellungen zerfiele. Das ist es, und nichts anderes, was sich in der Karte des Eremiten verbirgt!

      Deutungen

      Allgemein

      Der Eremit führt uns von der äußeren Welt - die wir nun so gründlich durchdrungen und strukturiert haben - in den inneren Raum und unsere eigene Tiefe. Dies ist der nächste Schritt zu einer Vergrößerung unserer Bewusstwerdung, denn mit der Gerechtigkeit haben wir die Oberfläche der Außenwelt bereits ausführlich erschlossen. Der Eremit will erkennen, was sich hinter dieser äußeren Schale befindet und welchem großen göttlichen Plan unser Leben obliegt. Das heißt, er nimmt sich nicht mehr nur durch die Spiegelung in der Außenwelt wahr, sondern auch durch die Reflexionen in seinem Inneren. So erkennen wir durch ihn erstmals die Raster oder kollektiven Muster der Prägungsnetze, innerhalb derer wir uns in der Welt bewegen, und damit zugleich auch die darin implizierte Absurdität, dass wir trotz Erkenntnis und reflektierendem Hinterfragen in den meisten dieser Netzfäden gefangen bleiben werden und dass das Erkennen selbst eine Schablone ist, die wir uns im Laufe der Zeit geschaffen haben. Das Erlangen dieser Einsichten wird mit der Einsamkeit assoziiert, denn um tief in sich selbst hineingehen zu können, muss der Eremit sich zugleich von der Außenwelt abgrenzen. Zugleich steht er auch für Stille und Schweigen. Da er erfahren hat, dass unser ständig plapperndes Bewusstsein den Zugang zu den tieferen Schichten der Erkenntnis verwehrt und ihn ablenkt von der eigenen Suche, sondert er sich ab. Ebenso bewusst ist er sich darüber, dass er Dinge erfahren kann, die mit Worten nicht auszudrücken sind. Auch deshalb wählt er das Schweigen. Um dies zu verdeutlichen, wird er als Figur häufig in der kargen Wildnis oder Wüste dargestellt. Sein Instinkt leitet ihn auf seiner Suche nach dem Weg in die eigene Seele, und durch die Erkenntnisse, die er dort gewinnt, erschließen sich ihm die Zusammenhänge. In jüngerer Zeit hat unsere Gesellschaft ihre eigene Schnelllebigkeit und Redseligkeit zu einem Akt der Überreizung potenziert, die einer Flucht vor den Eigenschaften des Eremiten gleicht. Das macht es nicht immer einfach, seine Energien im Alltag zu leben. Manchmal treffen wir auf einen weisen Menschen, der die Projektion dieses Archetyps für uns trägt. Zumeist aber werden wir mit dem Auftauchen dieser Karte dazu aufgefordert, dem Einsiedler in uns zu folgen. Wir begegnen ihm zum Beispiel dann, wenn wir uns zurückziehen, um in Ruhe über unser Leben nachzudenken, oder wenn wir die Einsamkeit und den Kontakt mit der Natur suchen, um in unserer Suche nach einer tieferen Wahrheit, die mit den Mitteln des Verstandes nicht erlangt werden kann, wieder mehr zu uns selbst zu finden, und zwar genau in den Zeiträumen des Lebens, in denen uns durch eine Erkenntnis die Struktur unseres Lebens und des Bewusstseins etwas klarer wird.

      Beruf und Finanzen

      Im Berufsleben entspricht der Eremit dem Bedürfnis des Willens, unsere Energie von den Äußerlichkeiten und unserer täglichen Arbeit abzuziehen, um zu ergründen, was wir wirklich wollen, wohin unsere Reise führt und wozu das, was wir gerade tun und planen, förderlich ist. Er symbolisiert auch die innere Reife, die wir entwickelt haben und mit der wir unser tägliches Treiben begleiten, ohne uns emotional zu sehr in zwischenmenschliche Spielchen verwickeln zu lassen. Oft steht er auch für eine Phase des Rückzugs, die wir uns nehmen, um uns beruflich zu orientieren oder um unsere wahre Berufung zu finden. Manchmal kann er dabei die Hilfe eines Menschen aufzeigen, der uns in unserer Seelensuche wertvolle Unterstützung gibt, denn er hat eine starke Entsprechung zu den Berufsbildern des Therapeuten, Gelehrten oder Philosophen. Auf einer alltäglicheren Ebene steht er für eine Zeit, in der wir ein starkes Bedürfnis nach Ruhe haben und uns gegenüber den anderen abgrenzen und zurückziehen. Finanziell gesehen ist der Eremit keine Gewinn bringende Karte, da er sich nicht für materielle Werte wie Geld oder Besitztum interessiert, sondern mit Absicht die Einfachheit wählt, um seine Energie und Konzentration seinen inneren Erkenntnisprozessen zur Verfügung zu stellen.

      Umgekehrt

      Nehmen wir die Energie des Eremiten in uns nicht an, dann ist die Konsequenz Ruhelosigkeit, Übermut und ein oberflächliches Genussstreben. Wir haben Angst vor Stille und Abgeschiedenheit und Herzklopfen vor der Wahrheit und der Begegnung mit uns selbst. Wir fürchten uns auch vor der Einsamkeit, die wir oft genug mit Leere oder Verzweiflung verwechseln. Folglich geben wir uns besonders gesellig und redselig. Wir benutzen unsere Fähigkeit, den Äther um uns herum mit Worten anzufüllen, und inszenieren durch Ablenkung eine perfekte Verhinderung tieferer Erfahrungen. Wir haben das Bedürfnis, ständig überall zu sein, über alles Bescheid zu wissen und darüber zu sprechen, und sind selbst gleichzeitig unreif für die Innenschau, welche die Voraussetzung für Erkenntnis und Weisheit ist.

      Liebe und Beziehung

      Im Bereich der Gefühle bedeutet die Karte zumeist, dass wir uns am wohlsten fühlen, wenn wir alleine sind. Oft entspricht sie einer Zeit, in der wir ohne Partner gar nicht so unglücklich sind. Vielmehr leben wir in der ruhigen Erkenntnis, dass wir den Raum für uns und unsere Erfahrungen benötigen und uns unabhängig von anderen besser entfalten können. Innerhalb von Beziehungen oder Freundschaften kann der Einsiedler das Bedürfnis aufzeigen, sich mehr zurückzuziehen. Ebenso kann er uns ein wertvoller Ratgeber sein, in dem er uns einlädt, den eigenen (Projektions-)Anteil an dem von uns Gesehenen zu erkennen und den anderen als eigenständiges und unabhängiges menschliches Wesen wahrzunehmen. So steht er auch für die Momente, in denen wir mitten in einem Streit oder einer Unterhaltung mit dem Partner plötzlich hinter die Kulissen blicken und erkennen, dass unser Verhalten nicht dem entspricht, was wir wirklich sind oder was tatsächlich unsere Beziehung ausmacht, sondern vielmehr einem ausgeleierten Gewohnheitsmechanismus. Damit haben wir zugleich die Gelegenheit gewonnen, diese Verhaltensmuster zu ändern bzw. neu zu prägen.

      Umgekehrt

      Da die Neun - die Zahl des Eremiten - auf den Kopf gestellt der Sechs entspricht, landen wir in der Umkehrung der Karte bei den Liebenden. Wenn der Einsame uns so begegnet, dann können wir es nicht ertragen, alleine zu sein. Ständig sind wir auf der Flucht vor uns selbst und zugleich auf der Suche nach Menschen oder Beziehungen, die uns unsere eigene Leere ausfüllen. Deshalb umgeben wir uns oft mit Personen, die nur hohle Staffage sind, da sie hauptsächlich dem Zweck dienen, uns vor dem schrecklichen Gefühl der Verlassenheit zu schützen. Damit steht die umgedrehte Karte auch für Oberflächlichkeiten in unserer Lebensart. Wir spielen den überzeugten Hedonisten, den Partygänger, und wir konsumieren Beziehungserfahrungen als Ersatz gegen die Einsamkeit und das drohende Gespür, uns mit den bohrenden Fragen nach unseren eigenen Ursprüngen auseinandersetzen zu müssen. Die Suche nach Wahrheit und Erkenntnis ist aber eine starke, instinktive Kraft. Wenn wir mit allen Mitteln Ruhe und innere Einkehr zu verhindern suchen, kann sich die nicht gelebte Eremiten-Energie irgendwann als Krankheit bemerkbar machen, die uns oft genug dazu zwingt, unsere oberflächliche Lebensweise zu ändern oder uns zumindest für ein Weilchen zurückzuziehen, um wieder zu gesunden.

      Magie und Spiritualität

      Zwar strebt der Eremit nach Erkenntnis und (hinterfragender) Wahrheit, doch kann auch sein tief ausgebildeter Geist über gewisse Grenzen nicht hinausgehen. Er hat die Fähigkeit erlangt, mehrdimensionale Zusammenhänge zu erkennen und bis zum kollektiven Ursprung des menschlichen


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