Partnerschafts-Astrologie. Akron Frey
wir den anderen als eine mögliche Ergänzung des bei uns selbst Unerkannten betrachten, der uns in der Konfrontation mit den unangenehmen Teilen seiner Persönlichkeit an die bei uns selbst ungelebten Inhalte erinnert. Umgekehrt kann mir auch eine vertiefte Betrachtung der Probleme, die mir durch den anderen bewußt werden, etwas von dem zeigen, was an mir selbst unerlöst ist und in die Beziehung eingebracht werden kann.
Mit anderen Worten, die Partner, so wie sie sich uns darstellen, entsprechen der Summe unserer Erfahrungen, die wir mit den Widersprüchen in uns selbst gemacht haben. Das entspricht gleichzeitig auch unserem Bewußtsein, in das ständig neue Erfahrungen einfließen, was sich in einem immer wieder leicht modifizierten Partnerbild niederschlägt. Wir müssen wissen, daß wir nicht generell Erfahrungen anziehen, sondern uns von Erfahrungsmustern anziehen lassen, die zu unserer inneren Persönlichkeitsstruktur irgendwie in Verbindung stehen. Da diese persönliche Innenschau sich wechselwirkend mit den gemachten Erfahrungen verbindet und gleichzeitig auf sich selbst zurückreflektiert, d. h. auf den eigenen Standpunkt einwirkt, ist es leicht nachvollziehbar, daß das persönliche Streben nicht primär darauf zielt, den anderen kennenzulernen, sondern sich mehr darauf beschränkt, sich in seinen eigenen Erfahrungen zu bestätigen: den Erfahrungen, den anderen aufgrund der eigenen Ausrichtung kennenzulernen.
Setzen wir weiter voraus, daß unsere persönlichen Erfahrungen unserem persönlichen Wirken in der Welt entsprechen und dieses Wirken unseren ererbten Anlagen, so können wir vermuten, daß wir uns nicht nur gegenseitig ergänzen, sondern vor allem voneinander lernen, uns selbst im anderen zu verstehen. Dies wiederum bedeutet, unsere karmischen Lektionen zu begreifen, auch wenn die meisten von uns diese falsch als äußeres, unbeeinflußbares Schicksal interpretieren. Wir können also schlußfolgern, daß die Schaltzentrale für unsere Taten nicht in unserem Bewußtsein sitzt, sondern in jenem übergeordneten Menschengeist, der die Welt in allen Seelen zusammen wahrnimmt, was sich unserem Ego dann als kollektiver Zeitgeist auswirft. Unser Ego wäre dann also nur ein Ausschnitt des kollektiven Geistes; unsere individuellen Anlagen zögen dabei die noch fehlenden Erlebnismuster an, um sie über den Filter des bewußten Erlebens in die Gesamtpersönlichkeit zu integrieren. Das würde dann bedeuten, daß es gar kein individuelles Ego mehr gibt, sondern nur noch die Illusion des Egos, das sich als «Ich» wahrnimmt, während sich in Wirklichkeit das Ganze durch seine eigenen Teile in den verschiedenen Beziehungskonflikten selbst erfährt. Die Dualitäten wären dann nichts anderes als die Projektionen unseres Ich, um sich die Außenwelt zu entschlüsseln. Wir schaffen unsere Realitätsebenen durch die Wirkungen unserer Handlungsbilder und gleichzeitig erschaffen die Wirkungen dieser Bilder erst die Identität unseres Ich.
Zusammenfassung
Wenn wir akzeptieren können, daß der erste Schritt zum Sehen ist, uns mit dem Widerspruch zu versöhnen, daß der andere gleichzeitig der ist, der er ist und es andererseits doch nicht ist, sind wir der Wahrheit näher. Er ist einerseits nicht so, wie uns unsere bewußte Wahrnehmung dies glauben machen will, denn der Gesehene entspricht nur dem, was wir von ihm wahrnehmen und was wir wechselwirkend aus unserer Psyche in ihn hineinspiegeln können. Andererseits ist das, was wir an ihm sehen, genau das, was er für uns ist. Er entspricht demzufolge genau unserem Vorstellungserleben, das wir auf ihn übertragen. Da sich das Bewußtsein des Menschen immer über die Erlebnisse in der Welt selbst erfahren will, legt es in die Betrachtungen des anderen seine persönlichen Vorstellungen hinein, um aus den Reflexionen des Partners etwas über seine individuellen Vorstellungsmuster zu erfahren. Der Mensch versucht also stets, die Welt in sich hineinzuspiegeln, um darauf reagieren zu können. Dem spirituell Interessierten, der sich selbst betrachtet, eröffnet sich dabei eine Vielzahl verschiedener Einsichten, und diese relativieren seine Zweifel über sich selbst, die er im anderen reflektiert, und daraus schöpfen sich Wissen und Erkenntnis. Dem Uninteressierten schlägt die Sache um. Denn hat er erst einmal angefangen, den anderen in seinen eigenen Fehlern zu erkennen, ist bald kein Halten mehr. Seiner selbst völlig ungewiß, weiß er sich sicher: Er versucht wenigstens dem Partner klarzumachen, daß er an den Konflikten unschuldig ist.
Schwellbrunn, Walpurgis 1999
Akron
Teil 1
Aus der Sicht des Mannes
Sonne
Der geistige Wille aus der Sicht des Mannes
Für dich als Mann ist die alles überstrahlende Sonne ein Symbol der universalen Lebenskraft, denn sie ist die spirituelle Helle, deren Strahlen alles durchdringen und auf deren Schwingen du dich bis zum Olymp hinauftragen lassen kannst. Aus der «Sehnsucht nach dir selbst» machst du ein erstrebenswertes Ziel. Aus diesem durch deine eigenen Bilder hindurch projizierten Suchen formst du gern ein himmlisches Schlaraffenland, in dem du alle Wünsche und Sehnsüchte als persönliche Ziele wiederfindest. Dadurch kehren in allen Zielen die eigenen Bilder wieder, ebenso wie du in allen Bildern die eigenen Ziele siehst. In der Sonne als Inbegriff der Tageshelle schießt du bisweilen über deine Ziele hinaus. Doch solange deine Motive und Handlungen sich im Einklang mit deinem schöpferischen Willen befinden, sind die angepeilten Ziele (noch) erstrebenswert.
Sonne in Konjunktion entspricht der Suche nach dem Ziel oder der Reise des Helden zu sich selbst, denn sie ist der innere Motor deines persönlichen Strebens und lädt dich ein, die Umwelt als Steigbügel für deine eigenen Ziele zu benutzen. Doch erst in der Verschmelzung mit der Heldin kann sich dein Ich als das erkennen, was es ist: eine sich stets wandelnde, vitale Größe mit begrenzter Existenzdauer, die sich aus unbewußten Verhaltensmechanismen und kollektiven Urmustern zusammensetzt. Durch den verschmelzenden Aspekt verwirklichst du dich selbst in ihr auf bedingungslose und kompromißlose Weise, so daß die kindlich-unschuldige Freude am Sich-Verstrahlen oft zur Sucht nach Bewunderung des eigenen Glanzes wird. Denn trotz Leidenschaft, geistiger Kraft und schöpferischem Willen erinnert diese Konstellation an die Herrschaft der Sonnenkönige und weckt (oft) den Anschein rücksichtsloser Selbstverwirklichung.
In einer negativen Verbindung repräsentiert das Zentralgestirn nicht nur die aktiven, in klarer Bewußtheit angestrebten Lebensziele, sondern zeigt dir auch die Instabilität deiner Wünsche. Denn in negativer Beziehung besteht die akute Gefahr, dich von der Realität zu entfernen, da das Bedürfnis nach Größe und Freiheit in dem Maße wächst, wie Minderwertigkeitsgefühle und persönliche Schwäche auf die Partnerin übertragen werden, weil sie deine Mängel kompensieren muß. Das kann zu totalem Wirklichkeitsverlust führen. Denn sobald du dich in deinen eigenen Größenwahnbildern verirrst, bist du von der Realität durch diese Wunschvorstellung getrennt, die du nicht als Illusion erkennst. Durch das Kompensieren der verdrängten Suche, die die «Vereinigung mit der Frau» zum Inhalt hat, versuchst du dieses Defizit durch aktive Dominanz zu korrigieren. In überhöhter Selbstbezogenheit spielst du vor der Welt den «Vater Held», auf dessen innerer Bühne sich die Partnerin als ein Inventarstück seiner unausgelebten, kompensierenden Bilderwelt darstellt.
Sonnentrigone und -sextile resultieren aus dem Zusammenspiel des Seins, aus der Freude heraus zu sein: aus dem innersten Schöpferwillen, der sich aus sich selbst gebärt. Dabei erhellen sie sich durch ihr eigenes Leuchten und stellen sich sofort in den Mittelpunkt, denn sie verkörpern sich auf eine Weise, in der die kindlich-unschuldige Freude am eigenen Strahlen zur Sucht nach Bewunderung durch die anderen wird. Das Ich, das sich gern mit der Sonne identifiziert, realisiert nicht, daß es selbst ein Sammelsurium von Trieben und Wünschen, Minderwertigkeitskomplexen und Autoritätskonflikten ist, das sich selbst nicht immer sicher ist und das eigene Unbehagen ungelöster Fragen oft in den Antworten des Beziehungspartners sucht. Doch normalerweise versprechen diese Aspekte