Im Labyrinth des Kolosseums. Christian Zitzl

Im Labyrinth des Kolosseums - Christian Zitzl


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Ordnung. Größere Übereinstimmungen bestehen in den dorischen Kapitellen, die als gemeinsame Elemente einen schmalen Abakus und einen flachen Echinus haben (vgl. Abb. 4). Unter Letzterem folgen an den Kapitellen des Marcellus-Theaters drei wulstförmige Ringe (Abb. 14), während die Produkte am Kolosseum an entsprechender Stelle ein nicht verziertes Profil in Form eines konkaven Kymas aufweisen (vgl. Abb. 4). In diesem Punkt überliefern die Werkstücke des erstgenannten Gebäudes den Aufbau dorischer Kapitelle getreuer als die wenig jüngeren Bauglieder am Kolosseum. Beide Bauwerke unterscheiden sich in den ionischen Kapitellen voneinander. Während die Artefakte am Kolosseum ein kleineres Format besitzen und zum Teil gleich späthellenistischen Bossenkapitellen in der Grundform gearbeitet sind (vgl. Abb. 5), zeichnen sich die entsprechenden Bauglieder am Marcellus-Theater durch groß proportionierte Voluten mit tief geformtem Kanal und einem hohen Eierstab aus (Abb. 15). Die korinthischen Kapitelle der 3. Ordnung am Kolosseum sind für die Datierung nicht verwertbar, da sie im frühen 3. Jh. n. Chr. durch den Neubau der von einem Blitz beschädigten Attika in Mitleidenschaft gezogen wurden und erneuert werden mussten (vgl. Abb. 6). Der Dekor am Kolosseum wirkt verhaltener wie die schlichte Gestaltung der ionischen Gebälke über den Kapitellen der drei Ordnungen bezeugt. Im Unterschied dazu ist die erste Ordnung am Marcellus-Theater von einem dorischen Gebälk bekrönt (vgl. Abb. 12, 14), das nicht die verhaltene Eleganz der Gebälke am Kolosseum erreicht. Behält ersterer Bau die dorische Ordnung strikt bei, deren Halbsäulen keine Basen und Plinthen besitzen (vgl. Abb. 12), so zeugt die dorisierende Ordnung am Kolosseum von einem kompositen Aufbau (vgl. Abb. 7). Der traditionellere Aufbau des Fassadendekors und die einfachere Bautechnik identifizieren das Marcellus-Theater als das ältere der beiden Bauwerke. Wahrscheinlich wurde der Theaterbau zumindest teilweise schon in voraugusteischer Zeit ausgeführt, wofür sich die in Travertin hergestellten korinthischen Kapitelle der dritten Ordnung als zeitliche Indizien anführen lassen (Abb. 16). Auf der anderen Seite legen die vielen Übereinstimmungen in der Bautechnik und der Formgebung zwischen dem Marcellus-Theater und den ersten drei Geschossen des Amphitheaters die Vermutung nahe, dass diese Stockwerke des vermeintlich flavischen Kolosseums entschieden älter sind und bei der flavischen restitutio in den Gesamtbau integriert wurden.

      Abb. 12: Rom, Marcellus-Theater, Fassade, aktueller Zustand.

      Abb. 13: Rom, Marcellus-Theater, zweiter Arkadenring, Kämpfergesims.

      Abb. 14: Rom, Marcellus-Theater, Fassade, Erdgeschoss, dorisches Kapitell.

      Abb. 15: Rom, Marcellus-Theater, Fassade, zweites Geschoss, ionisches Kapitell.

      Abb. 16: Rom, Marcellus-Theater, Fassade, drittes Geschoss, korinthisches Halbsäulenkapitell.

      Delbrueck 1907, 23–46 Abb. 22–43.

      Delbrueck 1912, 50 und 53 Abb. 36, 37.

      Coarelli 2003, 323–325.

      Golvin 1988, 157 f. Nr. 132 Taf. 20,4; Welch 2007, 110 f. Abb. 61, 62b.

      Freyberger et alii 2007, 501 f. Abb. 9.

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