Kampf mit den Tloxi. Matthias Falke

Kampf mit den Tloxi - Matthias Falke


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      Matthias Falke

      Kampf mit den Tloxi

      © 2014 Begedia Verlag

      © 2014 Matthias Falke

      Umschlagbild – Alexander Preuss

      Covergestaltung – Begedia Verlag

      Lektorat – Harald Giersche

      Korrektur und Satz – André Piotrowski

      ebook-Bearbeitung – A. Piotrowski/H. Giersche

      ISBN-13 – 978-3-95777-056-1 (epub)

      Besuchen Sie uns im Web:

      http://verlag.begedia.de

      Das ENTHYMESIS-Universum

      Eine Science-Fiction-Saga in sieben Trilogien

      1. Laertes

      2. Exploration

      3. Gaugamela

      4. Zthronmic

      5. Tloxi

      - Kampf mit den Tloxi

       - Phalansterium

      - Sternentor

      6. Jin-Xing

      7. Rongphu

      1. Kapitel: Angriff auf Sin Pur

       Clandestine Prophezeiung des Tloxi-Kontinuums: »Kommen wird das Hohe Paar und wird euch einen Sohn gebären. Das Paar wird euch in die Freiheit führen, aber der Sohn wird euch die Freiheit bringen. Denn Freiheit und Freiheit sind nicht dasselbe.«

      »Das ist eine Schweinerei, was wir da machen!«

      »Was?«

      »Das! Wir haben sie in die Freiheit geführt, und jetzt lassen wir sie für uns arbeiten.«

      »Sie tun, was sie immer getan haben.«

      »Das ist nicht ihr Krieg.«

      »Sie tun es freiwillig, sie haben sich uns angeschlossen.«

      »Woher weißt du das?«

      »Wir kommunizieren mit ihnen.«

      »Bah!«

      »Wir können das bisschen Unterstützung gut gebrauchen.«

      »Sie waren einst frei. Wir haben sie abgerichtet und zu Killermaschinen dressiert.«

      »Auch wir würden lieber die Wunder des Kosmos erforschen, statt von Planet zu Planet zu fliegen und Aufstände niederzuschlagen. Aber das müssen wir nun einmal.«

      »Müssen wir das?«

      »Ich denke, es nicht der Zeitpunkt für Grundsatzdiskussionen, Commodora.«

      »Da hast du wiederum recht, General!«

      In der Tiefe nahm die Schlacht an Heftigkeit zu. Die Lambda-Ionensonden hatten die erste Welle vorgetragen. In dichter Phalanx waren sie auf die gegnerische Flotte zugeflogen, und als diese das Feuer auf die Garben und Fächer obsidianschwarzer Zylinder eröffnete, sprengten ihre Bord-KIs die Containments ab und gaben ihre Fracht frei: selbststeuernde Wolken von Nanodrohnen. Ihr unsichtbarer Hagel ging über den feindlichen Schiffen nieder. Dann zündeten sie ihre Aggregate. Mikroannihilatoren versetzten der Raumzeit Myriaden winziger Nadelstiche. Sie perforierten die Einsteinmatrix und machten jede Navigation und Kommunikation unmöglich. Die Engstrahlverbindungen brachen zusammen. Die Schiffe kamen vom Kurs ab. Ihre Batterien konnten nicht mehr kalibriert werden. Die Geschütze feuerten ins Leere. Die Schlachtordnung der Verbände geriet in Auflösung. Eine Fregatte büßte so viel Impulsgeschwindigkeit ein, dass sie von ihrem Orbit fiel und in der hohen Atmosphäre des Planeten verglühte. Zwei weitere Kampfschiffe drohten zu kollidieren. Sie mussten ungelenke Ausweichmanöver einleiten. Die Geschwader ihrer schnelle Jäger trudelten ziellos durcheinander.

      Wir saßen auf der Brücke, die zum Gefechtsstand umfunktioniert worden war, und sahen zu, wie die gegnerische Flotte kampfunfähig wurde, ehe unsere eigenen Großkampfschiffe einen einzigen Schuss abgegeben hatten.

      Niemand sprach ein Wort.

      Wir erzählen die Geschichte der Diaspora. Die Geschichte der Galaxis ist die Geschichte der Union, und die Geschichte der Union ist die Geschichte der Diaspora, auch wenn es uns nicht gerade schmeichelt, uns das einzugestehen. Die Union zerfiel schneller, als sie wuchs, und sie ging schneller unter, als sie auf die Höhe gekommen war. Der Union war ein galaktisches Imperium in den Schoß gefallen. Ihr war das Schicksal zugefallen, ein galaktisches Imperium zu sein. Für einen Wimpernschlag der Geschichte war sie größer und mächtiger als das alte Sinesische Kaiserreich, das sie niedergerungen und beerbt hatte. Die Union war die Galaxis. Aber die zentrifugalen Kräfte überwogen die zentripetalen und es mangelte an Härte, die auseinanderstrebenden Faktoren zur Einheit zu zwingen. Die Macht konnte nie konsolidiert werden. Alle Perioden des Glücks waren trügerisch. Die Verträge hielten nicht, was sie versprachen. Die kurzen Friedenszeiten waren nur Atempausen und im Windschatten der scheinbaren Stabilität wurde bereits wieder aufgerüstet und der Friede hintertrieben. Auf Persephone folgte Lombok und auf die Schlacht um Sina der Galaktische Kongress. Auf den Zthronmischen Krieg folgt – der Kampf mit den Tloxi.

      Wir, das sind Commander Frank Norton, einst Enthymesis-Kommandant im militärischen Rang eines Colonels, jetzt Oberbefehlshaber der Marquis de Laplace, und Jennifer Ash, vormals Enthymesis-Pilotin, jetzt designierte Kommandantin der Marquis de Laplace II, die vor ihrer Fertigstellung von den Tloxi entführt und als leblose, zwölf Kilometer lange stählerne Geisel gehalten wurde. Es besteht zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein Zweifel daran, dass das Schiff in den Hafen der Union heimkehren und dem Befehl der besten Pilotin unterstellt werden wird, die jemals der fliegenden Crew angehört hat. Auch diese Schlacht wird die Union für sich entscheiden und auch dieser Sieg wird ihr aus der Hand gleiten. Wie oft ist sie nicht schon auf der Höhe des äußersten Triumphs getaumelt und noch jedes Mal sind die Früchte ihrer Anstrengung vor ihren Augen verdorrt.

      Wir schreiben diesen Bericht in einem ungeheizten Zimmer des Gästetraktes des Prana-Bindu-Klosters von Loma Ntang auf dem Planeten Musan. Von unserem Fenster geht der Blick auf die majestätische Kette des Ilaya-Gebirges, dem steinernen Rückgrat dieser abgelegenen und geheimnisvollen Welt. Wir wanderten durch das einsame Masyan-Tal hierher und genossen dabei den kurzen, aber unaussprechlich schönen Herbst Musans. Jetzt ist es Winter. Die gewaltigen Berge, auf deren eisgepanzerte Nordseiten wir hinausschauen, tragen Schnee. Und auch in die Galaxis, scheint es, ist der Winter eingezogen. Kälte und Finsternis regieren. Der Frühling, steht zu fürchten, ist sehr fern. Ich diktiere dieses Dokument, so weit es geht, aus der Erinnerung. Eine KI, die in ein antikes Stehpult aus Feigenholz eingelassen ist, zeichnet meine Worte auf. Anstelle der Schreibfläche hat das mit kostbaren Schnitzereien verzierte Möbel einen einfachen Sichtschirm, auf dem ich den Wortlauf und die Grammatik meiner Angaben überprüfen kann. Jennifer trägt anhand der integralen Bibliothek des Klosters die Fakten nach, soweit sie uns beiden nicht mehr in der nötigen Präzision im Gedächtnis geblieben sind. Es ist erstaunlich, wie wenig verlässlich die menschliche Erinnerung ist. Auch und gerade dem Zeit- und Augenzeugen sind die Vorgänge oft nur noch in groben Umrissen präsent. Dabei dürfen wir behaupten, die Geschichte der Union nicht nur miterlebt, sondern in maßgeblichen Etappen mitgestaltet zu haben.

      Es ist kalt. Wir gehen beide auf und ab. Der Boden ist mit dicken Teppichen ausgelegt. Darunter knarren die Dielen des altehrwürdigen Gebäudes. Ab und zu kommt ein Mönch und bringt uns den dicken gesalzenen Tee dieser Welt. Die Mahlzeiten nehmen wir mit dem Abt des Klosters im großen Refektorium ein. Nachts schlafen wir eng aneinandergeschmiegt auf einer schmalen Pritsche, unter einer gemeinsamen Decke, denn die Temperatur fällt dann selbst in den Räumen unter den Gefrierpunkt. Das Kloster verfügt über keine Wasserleitung. Wir waschen uns draußen im Schnee. Primitive Solarzellen auf den Dächern versorgen die elektronischen Einrichtungen mit Energie. Alles ist äußerst schlicht und rudimentär, was den tagtäglichen Komfort angeht. Dennoch sind wir glücklich. So glücklich wie selten oder wie vielleicht überhaupt noch nie. Es mangelt uns an nichts. Doch auch hier können wir nicht bleiben. Wir können


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