Wissen, Weisheit, Wohlstand. Robert Seidl

Wissen, Weisheit, Wohlstand - Robert Seidl


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den Sinn zu erkennen und auch zu leben. Als ich Claus Hipp über seine größten Erfolge befragte, antwortete er:

      „Wesentlich ist, dass wir uns um die Schöpfung bemüht haben, dass wir auf biologischen Landbau gesetzt haben, Nachhaltigkeit und jetzt die Erhaltung der Artenvielfalt. Das alles in Verbindung mit Produkten. Es zu beachten, dass die Bewegung zur Nachhaltigkeit und Ökologie, die mittlerweile auch die Politik berührt, von der Wirtschaft ausgegangen ist.“13 (CH)

      Dabei sah ich in die zufriedenen Augen von Herrn Hipp, der seinen Sinn im Leben gefunden und erfolgreich verwirklicht hat. Auch wenn es nicht immer leicht war, so hat er seine an den Sinn geknüpften Ziele nie aufgegeben.

      Der Wirtschaftsjournalist und Gründer der Umdenk-Akademie®, Karl Pilsl, stellt sich bei seinen Handlungen die Frage: „Was haben andere Menschen davon, dass es mich gibt?“ Er definiert unter anderem den Sinn des Lebens dadurch, dass andere Menschen durch das eigene Wirken bereichert werden. Ich erlaube mir, seine Botschaft wie folgt zu erweitern: „Was hat die Schöpfung davon, dass es mich gibt?“ Die Beantwortung dieser Frage führt einen Menschen mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zum Sinn des Lebens beziehungsweise zum Sinn und Zweck des eigenen Daseins.

      Wir Menschen sind als soziale Wesen geschaffen. So war und ist es uns nicht möglich, allein zu überleben, wir sind auf die Interaktion mit anderen angewiesen. Es mag sein, dass im Zuge der Zivilisierung und besonders der Industrialisierung der Gesellschaft die soziale Rücksichtnahme und der Gemeinschaftssinn tendenziell abgenommen haben – die viel zitierte „Egogesellschaft“ ist die Folge. Doch im tiefsten Inneren benötigen wir Menschen den Kontakt und Austausch mit anderen. Damit meine ich nicht unbedingt die „Schicksalsgemeinschaften“, die die heutige geteilte Arbeitswelt mit sich bringt. Sondern das Bedürfnis nach Austausch und Reflexion (Feedback) mit Menschen, von denen man sich verstanden fühlt. Anerkennung spielt dabei eine wesentliche Rolle: Jeder möchte auf irgendeine Art und Weise anerkannt beziehungsweise bestätigt werden. Der Sinn des eigenen Seins spiegelt sich meist im Umfeld beziehungsweise in anderen Menschen wider. Soziales, einfühlsames wie verständiges Handeln macht einen Menschen sympathisch und erzeugt ein angenehmes Umfeld. Daher lässt sich Erfolg folgendermaßen definieren:

       Erfolg bedeutet, Sinn für die Schöpfung und die Menschen als deren Teil zu schaffen.

      „Unsere Erfolge haben sich auf unsere Lieferanten ausgewirkt, diese hatten einen zuverlässigen Abnehmer. Natürlich haben sich unsere Erfolge auch auf unsere Kunden ausgewirkt, dass diese eine gesunde Ernährung haben. Unsere Mitarbeiter und Beschäftigten haben einen sicheren Arbeitsplatz.“14 (CH)

      Diese Philosophie von Claus Hipp sollte Vorbild sein, wie unternehmerische Tätigkeit im Einklang mit der Natur vielen Menschen Nutzen stiftet. Jeder Mensch ist ausgestattet mit einer Vielzahl von Talenten und Fähigkeiten. Diese „Gaben“ zum Wohle anderer einzusetzen, ist eine der höchsten Bestimmungen, die dem Menschen gegeben ist. Dieser grundsätzliche Sinn unseres Daseins ist für jeden gleich, doch die Ausprägung und Berufung hängt von den individuellen Talenten und Fähigkeiten ab. Nicht umsonst gibt es für den Begriff „Talent“ auch das Wort „Gabe“ – also etwas, das wir anderen Menschen „geben“ dürfen.

       Das Credo für ein sinnerfülltes Leben lautet: mein Leben = meine Berufung.

      Unabhängig davon, „was“ ein Mensch tut, er sollte es meiner Meinung nach mit Begeisterung und Hingabe tun. Die Gedanken und Einstellung beim Beginn einer Aufgabe sowie die Hingabe während der Durchführung sind entscheidend für eine erfolgreiche Erfüllung. Denn nur mit Begeisterung erfährt man Freude, und das, was man tut, wird auch gut.

      Daher kann die Weisheit unseres Lebenssinns damit zusammengefasst werden, dass wir da sind, um begeistert nach Höherem zu streben. Darauf werde ich noch vertieft eingehen.

      Fundiertes und profundes Wissen erarbeiten wir meines Erachtens in der Lebensschule. Es sind die Erkenntnisse, die wir bewusst durch Erfahrung und Lernen gewinnen und in uns speichern. Im Gegensatz dazu gibt es – positive wie negative – unbewusst aufgenommene Prägungen und Verhaltensmuster. Ein Beispiel aus dem familiären Bereich: Mein Vater isst zum Frühstück am liebsten ein Honigbrot. Jetzt raten Sie mal, was ich gerne zum Frühstück esse … Wir wurden und werden stets von anderen Menschen beeinflusst. Wir sollten uns deshalb immer bewusst machen: Was und wer bin ich? Ansonsten denken wir stets fremde Gedanken und leben ein fremdes Leben.

       Information kann nur durch eigenes Hinterfragen und Anwenden zu Erfahrung und Weisheit werden.

      Ich bitte Sie, nein, ich fordere Sie sogar dazu auf, nicht alles zu glauben oder zu übernehmen, was Ihnen zugetragen wird. Hinterfragen Sie, ob:

      1 die Information für Sie überhaupt von Relevanz ist,

      2 die Information für Sie wahr ist.

      Prüfen Sie die Informationen, bevor Sie diese aufnehmen oder auch weitergeben, mit den „drei Sieben des Sokrates“, die im Kapitel „Bildung“ (S. 69) näher beschrieben sind. Das gilt auch für die Inhalte dieses Buches: Fühlen Sie in sich hinein, ob das Geschriebene grundlegend für Sie geeignet ist. Es enthält die Erfahrungen einer Generation, die teilweise Krieg, Armut, Hunger, Aufschwung, Wachstum und Wohlstand erfahren durfte.

      Wissen kann über Leben und Tod entscheiden: Wenn Sie zum Beispiel zufällig zu einem Unfallgeschehen hinzukommen, können Sie mit dem richtigen Wissen um die Erste Hilfe Menschenleben retten. Als ambitionierter Bergsteiger und Segler hängt mein Leben oftmals vom Wetter ab – fundierte Informationen und die richtige Interpretation der Wetterdaten schützen mich vor Unheil. Genauso ist es im Leben. Wenn Probleme oder gar Krisen wie aus dem Nichts auftauchen, besagt eine indianische Weisheit:

      „In den Stürmen des Lebens wird Wissen zur Weisheit. Darum sollten wir darauf achten, stets das richtige Wissen in uns zu tragen, um die Stürme zu meistern.“15

      Manchmal nehmen wir Wissen auf, ohne zum Zeitpunkt der Aufnahme zu realisieren, welchem Zweck es dient. Oft erst Jahre danach können wir es dann anwenden. Daher ist ein grundsätzliches Wissen über die Welt, in der wir leben, unverzichtbar. In unserem Informationszeitalter ist Wissen unter Umständen „Macht“. Aus diesem Grund wurden eigene Studienfächer wie „Wissensmanagement“ an Universitäten etabliert. Wissensmanagement organisiert Daten und Informationen sowie Fähigkeiten einer Organisation mit dem Ziel, Menschen zu befähigen, die sie betreffenden Aufgaben gezielt und strukturiert zu lösen. Im betriebswirtschaftlichen Sinne gelten Informationen und Wissen sowie deren Organisation als Produktionsfaktor.

      Eine meiner Erfolgsmethoden war und ist es, dass ich mich intensiv mit der Materie auseinandersetze – meist intensiver, als andere es tun. Dadurch habe ich einen Wissensvorsprung. Als ich beispielsweise beruflich vor circa elf Jahren von der Elektrotechnik in die Metallurgie wechselte, lernte ich in den ersten Jahren alles über die spezifische Metallurgie von Aluminium. Meine damaligen Kollegen und Vorgesetzten konnten meinen Wissensdurst nicht verstehen, sie gaben sich mit viel weniger zufrieden. Heute bin ich aufgrund meines umfangreichen Wissens und meinen Erfahrungen ein Experte und gefragter Berater auf diesem Gebiet.

      Meine akademischen und wissenschaftlichen Studien absolvierte ich größtenteils berufsbegleitend. Der Vorteil war, dass ich theoretisch Gelerntes unmittelbar in der Praxis umsetzen konnte. Ich muss zugeben, es gab eine Zeit, in der ich „wissenssüchtig“ war, mittlerweile habe ich eine ausgewogene Balance gefunden.

      Die meisten Menschen verfügen über mehr Zeit und Energie für die Wissensaufnahme, als ihnen bewusst ist. Gewohnheiten wie Fernsehen oder sonstiger unproduktiver Zeitvertreib können ohne Weiteres für die persönliche Weiterbildung verwendet werden. Die Lebenszeit ist eine begrenzte und wertvolle Ressource, vergeudete Zeit ist uneinholbar. Wussten Sie, dass das Leben bei einer angenommenen Lebenserwartung von 80 Jahren über 29.000 Tage hat? Laut Statistik verbringt der Westeuropäer jeden Tag vier Stunden mit TV-Konsum. In 80 Jahren sind das 4.800 Tage beziehungsweise 13 Jahre, die in Passivität verbracht werden! Wenn Sie Ihre Zeit vor dem


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