Der Hauptstadtflughafen. Matthias Roth
die Ausschreibung
April 2011 – Der zehnte Monat, vier Monate bis zur Kündigung
Vorfall des Monats: die Beförderung
Tag des Monats, Montag, 203. Arbeitstag
Mai 2011 – Der elfte Monat, drei Monate bis zur Kündigung
Tag des Monats, Donnerstag 221. Arbeitstag – Der Flughafen in der Außenwirkung
Das Risikomanagement, die Berater kommen
Projekt des Monats: Zahlen der Flughafen Energie und Wasser
Tag des Monats, Donnerstag 256. Arbeitstag
Risikomanagement, die Berater sind da
Juli 2011 – Der dreizehnte Monat
Projekt des Monats: Der größte Stau aller Zeiten
Tag des Monats, Montag 263. Arbeitstag
Risikomanagement, der Betriebsrat
August 2011 – Der vierzehnte Monat
Tag des Monats, Montag 283. Arbeitstag
Risikomanagement, zurück auf »los«
September 2011 – Der fünfzehnte Monat
Projekt des Monats: meine Kündigung
Tag des Monats, Mittwoch 320. Arbeitstag
Oktober 2011 – Der sechzehnte Monat
Vorfall des Monats: Die KFZ Kennzeichen
Tag des Monats: Dienstag 344. Arbeitstag
November 2011 – Der siebzehnte Monat
Tag des Monats, Freitag 362. Arbeitstag
Projekt des Monats: Besichtigung der Baustelle
Dezember 2011 – Der achtzehnte Monat
Projekt des Monats: Einführung in den BER
Tag des Monats, Montag, der letzte Arbeitstag
Vorwort
Am 8. Mai 2012 sagte die Flughafengesellschaft den Termin zur Inbetriebnahme am 3. Juni 2012 kurzfristig wegen technischer Probleme beim Brandschutz ab. Der Eröffnungstermin wurde etwas vage auf die Zeit »nach den Sommerferien« verschoben. Dieser erste neue Termin könnte immer noch richtig sein, auch wenn inzwischen sieben Sommerferien verstrichen sind. Das hat er den vielen anderen Terminen voraus, die später und mit vermutlich mehr Bedacht genannt wurden, aber wieder abgesagt werden mussten.
Die Behebung der technischen Probleme beim Bau des Berliner Flughafens BER dauert inzwischen länger als die ursprünglich geplante Bauzeit. Wer kann noch sicher sagen, wie viele Eröffnungstermine verstrichen sind und wann – wenn jemals – der Flughafen eröffnen wird?
Sicher sagen lässt sich wohl, dass selbst bei einer möglichen Eröffnung zu einem Zeitpunkt in der Zukunft – ein Ereignis, das sich noch nicht ganz ausschließen lässt – das Projekt weitgehend gescheitert ist. Denn dann stünde da ein Flughafen, der zu klein ist, deutlich teurer wurde als geplant und dessen Bau viel zu lange gedauert hat. In dem ganzen Chaos ist auch kein Verantwortlicher der Misere mehr sicher auszumachen.
Im gewöhnlichen Lauf der Dinge ist die Konsequenz für eine solche unternehmerisch grobe Fehlplanung und Misswirtschaft die Insolvenz. Diese ist tragisch für alle Betroffenen, Arbeitnehmer, Zulieferer, Eigentümer. Solch drastische Konsequenzen sind aber auch Motivation dafür, vernünftig zu planen und mit den begrenzten Mitteln wirtschaftlich zu haushalten und verantwortungsvoll umzugehen. Eine Insolvenz ist darüber hinaus auch eine Gelegenheit zum Neuanfang, die Chance, gescheiterte Strukturen aufzugeben. Vermögenswerte werden am Markt angeboten, auf dass jemand mit mehr unternehmerischem Geschick damit Mehrwert schaffe.
Nichts von alledem gibt es bei der Flughafengesellschaft des BER, keine Wirtschaftlichkeit, keine Verantwortung, keine Konsequenz und keine Insolvenz. Die Flughafengesellschaft kann zu Recht erwarten, dass sie aus dem für ihre Zwecke unerschöpflichen Steueraufkommen bedient wird. Und solange gebaut wird, haben die mit dem Bau betrauten Mitarbeiter einen Arbeitsplatz und Zulieferer für die Baustelle ein sicheres Einkommen.
Dieses Buch entstand 2012 als Chronik meiner Zeit als Mitarbeiter der Flughafengesellschaft in den achtzehn Monaten bis kurz vor der Absage der Eröffnung am 8. Mai 2012. Damals war die Eröffnung im Sommer 2012 das Ziel, die Flughafengesellschaft war ein angesehener Arbeitgeber und die Eröffnung wurde nicht bezweifelt. Warum das so war, kann ich nicht nachvollziehen. Was ich nachvollziehen kann, ist, warum die Eröffnung gescheitert ist.
Dieses Buch richtet sich daher an alle, die das ebenfalls nachvollziehen wollen. Es richtet sich an die deutschen Steuerzahler, die wissen wollen, wie es in der Flughafengesellschaft kurz vor dem Debakel aussah. Dieses Buch richtet sich auch an alle Arbeitnehmer, die unausgelastet sind, unterfordert