Mein Haustier – ein Alpaka. Bernd Düsel

Mein Haustier – ein Alpaka - Bernd Düsel


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zu starten. Mir haben bei der ganzen Aktion die Tiere Leid getan. Alpakas sind relativ scheue Tiere und bei Unbekanntem wollen sie immer weg laufen. Vor dem kranken Mädchen sind sie auch auf der Weide davon gelaufen und das Mädchen rannte stupide hinterher. Die Alpakas haben sich gejagt gefühlt und die Unruhe stieg ständig. Das kranke Mädchen hat ja auch nicht auf unsere Rufe oder andere Kommandos gehört, immer nur hinter den „flüchtenden“ Alpakas hinterher. Wir haben dann das Mädchen abgefangen, denn die Alpakas taten mir Leid. Der Versuch ist also gescheitert.

      Die Alpakas haben einen ausgesprochenen Freiheitswillen, vielleicht auch angesteuert durch ihren Appetit auf frisches Grün. Besonders unser Pablo. Er stellt mich immer wieder vor große und neue Probleme.

      Am Anfang habe ich angenommen, die Hecke als Begrenzung der Koppel reicht aus. Nachdem die Alpakas aber auf der Seite der Koppel alles Grün abgefressen hatten, war scheinbar der Weg frei für einen Gang in unseren Garten, denn dort ist das Grün saftiger als auf der Weide. Von unserem Garten aus ist eigentlich der weitere Weg frei für einen unkontrollierten Ausflug, da unser Garten nicht weiter eingezäunt ist. Und ich habe nicht daran gedacht. Plötzlich klingelt Karle und sagt mir: „Du, Bernd, dein großer Alpakahengst läuft hier draußen herum.“ Na, ich nichts wie raus. Ich wusste vor Aufregung gar nicht, was ich gleich machen sollte. Und Pablo rannte ganz aufgeregt um die Koppel herum, er wollte ja wieder zu seinen Freunden, zu Coya und Pedro, fand aber den Weg nicht wieder zurück. Also mussten wir ihn wieder einfangen, was uns nach einigen Mühen auch gelang. Nun musste ich ergründen, welchen Weg er genommen hatte, um damit eine erneute Wanderschaft zu verhindern. Ich habe gedacht, wenn ich in der Hecke Stricke und ein farbiges Absperrband spanne, dann ist seinen Ausreißversuchen ein Ende gesetzt. Da hatte ich mich aber gründlich geirrt. Eines Tages war er wieder weg und alle vorherige Mühe war umsonst. Demnach musste er wieder eingefangen und ein neues Sicherheitssystem erdacht werden. Ich habe mir überlegt, wenn ich an der Hecke zusätzlich noch einen Zaun anbringe, dann habe ich endlich die erforderliche Sicherheit erreicht. Gesagt, getan, ich habe also erneut Zaunsäulen und Maschendraht gekauft und noch einen Zaun innerhalb der Koppel vor der Hecke angebracht. Jetzt war endlich alles sicher, oder? Na, ich habe nicht mit der Intelligenz von Pablo gerechnet. Fand er doch ein kleines Stück im Zaun, in dem am unteren Ende kein Spanndraht gezogen war. Also dachte sich Pablo, dem werde ich es schon zeigen. Damit hat er sicherlich mich gemeint. Was macht der Hengst also, er schiebt Kopf und Oberkörper unter dem Zaun hindurch, hebt den Maschendraht an und robbt durch den Zaun hindurch. Na, das habe ich ja nicht gleich gemerkt, dass da auch noch eine Möglichkeit zum Ausgang besteht. Und so komme ich wieder einmal eines Tages auf die Koppel, um den Alpakas wie üblich ihre Futterrüben zu bringen. Coya und Pedro kommen auch gleich auf mich zugestürzt. Und Pablo, der rennt so auffällig am Zaun lang und ich denke, na was macht denn dein Hengst wieder für Kapriolen. Auf einmal merke ich, dass Pablo nicht innerhalb der Koppel am Zaun lang läuft, sondern schon wieder außerhalb. Der Schreck hat mich für das Erste sprachlos gemacht. Was sollte ich denn bloß machen?

      Nun war der Bengel schon wieder ausgerissen, wann hat das denn einmal ein Ende? Die größte Sorge war, dass er einmal noch weiter ausreist oder dass jemand mit einem Hund des Weges kommt, dann ist das Chaos perfekt. Denn bei einer solchen Begegnung würde Pablo in Panik verfallen und unkontrolliert davonrennen. Eine solche Situation ist kaum vorstellbar.

       Das ist der ewige Ausreißer, hier im Garten an den Rosen.

      Also wieder einfangen und das Schlupfloch suchen. Da Pablo wieder zu seinen Gefährten wollte, ging das Einfangen noch einigermaßen. Ich habe ihn langsam zur Tür getrieben. Das klappte ganz gut. Damit er aber auch auf die Koppel konnte, musste ich die Tür aufmachen, habe dabei aber nicht mit unserer Coya gerechnet. Die hat sich gedacht, jetzt musst du raus, um Pablo wieder hereinzuholen. Und so geschah es auch, Coya raus und Pablo wieder rein. Nun war guter Rat teuer. Coya wollte die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Jetzt brauchte ich Hilfe, denn Coya wollte so einfach nicht wieder auf die Koppel. Zum Glück kam eine Frau und die habe ich gebeten, sich doch breitbeinig und mit ausgebreiteten Armen hinzustellen, damit Coya den Weg auf die Koppel findet. Zum Glück hat das geklappt. Nun waren alle drei wieder beisammen und die aufgekommene Aufregung konnte sich wieder legen.

      Mit dem Ausreißen war es noch nicht genug. Nun hat Pablo, und immer nur Pablo, seinen Kopf unter dem Zaun hindurchgeschoben, um das Gras außerhalb der Koppel fressen zu können. Wieder begann die Sorge, dass er das zum wiederholten Male als Fluchtmöglichkeit nutzen könnte. „Was tun? sprach Zeus.“ Wieder musste ich mir etwas einfallen lassen und habe am Zaun einen Graben gezogen, das Tor festgebunden und noch einmal alles kontrolliert, ob denn nun die Sicherheit gegeben ist. Ich hoffe, jetzt gibt er Ruhe. Zudem kommt nun langsam der Frühling und das Gras wächst wieder stärker. Aber bei diesen Gedanken habe ich nicht mit dem Erfindungsreichtum der Alpakas gerechnet.

      Sie sind nun ein Jahr auf der Koppel und die Bäume oder die Baumrinde waren bisher tabu. Ich konnte überhaupt nicht verstehen, dass das nun plötzlich anders sein soll. Es war aber anders. Jetzt ging es an die Apfelbäume ran. Ehe ich mich versehen hatte, war einer der Apfelbäume am Stamm total kahl gefressen.

      Was blieb mir anderes übrig, als die Apfelbäume mit einem Verbissschutz zu versehen. Also wieder zum Baumarkt oder zum Gartenmarkt und nachgesehen, was es da Sinnvolles oder Günstiges zu kaufen gibt. Ich habe auch etwas Brauchbares gefunden und die Bäume damit ummantelt. Und wieder habe ich nicht mit der Intelligenz der Alpakas gerechnet. Der Schutz war für sie kein Hindernis, denn den konnte man ja abreißen und hatte so wieder Zugang zur Baumrinde. Jetzt war wieder einmal guter Rat teuer. Ich musste also etwas tun, damit der Verbissschutz von den Tieren nicht abgemacht werden konnte. Ich habe den Schutz noch zusätzlich mit Band umwickelt und verknotet. Was soll ich sagen, Coya hat mich dabei sehr intensiv beobachtet und als ich weg war, den Strick mit den Lippen so lange bearbeitet, bis er wieder runtergefallen war und sie so Zugang zur Rinde hatten. Das wurde nun zum Geduldsspiel, ich den Strick wieder angebunden und Coya abgezupft. Wer hatte nun die größere Ausdauer und die stabileren Nerven. Ich glaube, nach einer Weile habe ich gesiegt, so sieht es zumindest im Moment aus. Jetzt lassen sie die Bäume in Ruhe. Hoffentlich bleibt das auch so und hoffentlich haben die Bäume noch keinen größeren Schaden genommen. Denn Äpfel sollen ja noch wachsen, die schmecken doch soooo gut, auch den Alpakas.

      Mit dem Fressen ist das so eine Sache. Coya frisst am schnellsten und am hastigsten. Da gibt es schon manchmal so richtigen Zoff. Ob Pablo oder Pedro, wenn sie vom Futter verdrängelt werden, dann quieken oder pfeifen sie schon mal. Aber in aller Regel setzt sich Coya durch und unser kleines Sensibelchen tritt daraufhin den Rückzug an. Pablo kann sich da schon eher etwas durchsetzen. Nun habe ich erfahren, dass das nichts Besonderes ist.

      In einer Herde haben die Stuten das Vorrecht und die Hengste warten ab, bis die Stuten gefressen haben. Na, zum Glück ist das bei den Menschen nicht auch so. Da herrscht relative Gleichberechtigung.

       Ist das nicht friedlich, jeder bekommt seine Schüssel

      Wenn die Alpakas ihr Frühstück bekommen, das aus Mais, Quetschhafer, Möhren und einem Apfel besteht, habe ich drei verschiedenfarbige Schüsseln eingerichtet und jeder bekommt seine Portion oder seine Schüssel. Meistens bleibt es dann auch dabei, nur manchmal versucht Coya in den anderen Schüsseln zu naschen.

      Da könnte ja etwas Anderes oder sogar Besseres drin sein.

      Nach einer Weile sortieren sie sich aber ein und fressen friedlich miteinander. Wenn sie täglich so gegen Mittag ihre Futterrübe bekommen, ist das dann so ähnlich. Coya frisst ihre Rübe allein vom Boden und die beiden Hengste nehmen die Rübe aus der Hand. Aber wehe, Coya ist eher mit ihrer Ration fertig, dann verdrängelt sie schon mal einen der Hengste. Wenn einer den Rückzug angetreten hat, meistens ist das Pedro, dann kann ich machen was ich will, dann frisst der nichts mehr; er begnügt sich mit Gras oder Heu. Da tut er mir so richtig Leid und ich versuche, ihm auch zu seinem Recht zu verhelfen. Oftmals gelingt das auch. Und so kommt letztendlich jeder zu seinem Recht, denn verhungert sieht ja nun kein Tier aus.


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