Einsteins Vielfalt unter Dichtern. Hannes Mie

Einsteins Vielfalt unter Dichtern - Hannes Mie


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      Hannes Mie

      EINSTEINS VIELFALT UNTER DICHTERN

       Ein Essay über die Gleichstellung homosexueller Paare

      Engelsdorfer Verlag

      Leipzig

      2015

      Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

      detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte beim Autor

      Titelbild © nito - Fotolia.com

      1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

       www.engelsdorfer-verlag.de

      Inhalt

       Cover

       Titel

       Impressum

       Einleitung

       Das Experiment

       Herangehensweise Sexualhäresie

       Liebe – die Physiker haben’s schon immer gewusst

       Gleichstellung durch Paragraphen?

       Gleichstellung durch Politik?

       Was machen die Medien?

       Wieso fallen die Veränderungen so schwer?

       Fazit

       Schluss

       Ausblick

       Fußnoten

      Ich bin hetero, und alles ist gut so.

      Ich kann nicht sagen, dass ich die Homosexualität verstehe, denn das wäre nicht wahr. Mit solch einer Ehrlichkeit mag man die erste Oberflächlichkeit überwinden, die zumeist auf einer verständlichen Scheu allem Andersartigen gegenüber begründet ist. Danach kann man dann ziemlich direkt darauf kommen, worum es eigentlich geht. Es geht um Liebe und Vertrauen.

      o Was ist Gleichberechtigung?

      Der öffentliche Kommentar über Homosexualität als solcher ist meistens nur der einen Selbstbetrachtung dienlich, die der eigenen Fremdenfeindlichkeit Auftrieb geben will. Und in den Debatten z. B. um die Homo-Ehe gewinnen weit häufiger Psychologismen die Oberhand als politische Stellungnahmen oder gar sachliche Argumentationen. Doch taugt gerade dann die Sexualität der Menschen als Thema, wenn diese als anerkannte Individuen über ihre eigenen Zweifel hinweg zueinander gefunden und sich versprochen haben. Genügt man den eigenen Ansprüchen, soll man auch den Ansprüchen des Verwaltungsapparates genügen. So oder so ähnlich muss die bisherige Bilanz einer mäandernden Schauspielerei lauten, die sich Gleichberechtigung nennt. Das kann einem schon zu denken geben. Das Misstrauen kommt gerade dann verstärkt zum Vorschein, wenn Weichen gestellt werden sollen und historische Tatsachen entstehen könnten. Dass sich die Homosexuellen am Kollektiv gleichberechtigt beteiligen wollen, zieht in der Öffentlichkeit eine weitgehend unbestimmte Überprüfung homosex-sozialer Zukunftsszenarien nach sich. Im Zuge dessen an den leitkulturellen Fähigkeiten des bereits tolerierten Updates zu zweifeln, zeugt von, sagen wir, etwas eigensinniger Toleranz. Doch diese Reaktion oder auch Vorgehensweise ist Teil der Kulturmenschlichkeit und – meiner Ansicht nach – auch Teil der Meinungsfreiheit. Fälschlich wird das Ganze nur, wenn – wie im vorliegenden Fall – alte Entscheidungen nicht mehr aufgrund valider Argumentation tragbar sind, sondern sich gewissermaßen nur durch Befürchtungen, Gerüchte und Interessen aus dem haltlosen Reich subjektiver Wirklichkeiten und konsensloser Institutionen legitimieren lassen. Liebe erlaubt, Vertrauen versagt. Dass der juristische Status eines homosexuellen Paares dadurch beeinflusst, in Relativität zum zementierten Kulturbild von Mann und Frau sogar in Mitleidenschaft gezogen wird, also Nachteile mit sich bringt, dürfte auf der Hand liegen und sollte zur Veränderung anreizen. Fortschritt sieht anders aus. Und wenn einem das auch ad hoc einleuchtet, und man die Anerkennung am liebsten gestern schon beschlossen haben will, heißt das Zauberwort noch immer: Überzeugungsarbeit, denn unser Wissen ist dem Können voraus. Es gab bisher schon immer mal Phasen, in bzw. nach denen sich die Gesellschaft verfassungsmäßiger Ungerechtigkeit gewidmet und manchmal sogar entledigt hat. Nun scheint (abermals?) die Zeit einer neuen Annäherung angebrochen, auf einem anfänglich schamhaften Weg hin zu einem offensichtlichen Grundrecht längst überfällige Entwicklungsstufen als Erfolge feiern zu können.

      Dieser Essay ist keine von gestriger Ungeduld oder bedingungsloser Subversivität getriebene Initiative, sondern Resultante konsequenter Sinnverleihung, Selbstkritik und relativ schlichter Neugier. Besagten Weg kann man selbstverständlich und auch wichtig so verfolgen wie bisher: Toleranz üben. Vielleicht möchte man die eigene Meinungsbildung über die historisch erstmals formale Akzeptanz homosexueller Partnerschaften auch dadurch bereichern, dass man nicht nach Verständnis durch – wie bisher – Abstraktion sucht, sondern – vermeintlich authentischer – mit der Selbstbetrachtung beginnt.

      Dazu hilft folgendes kleines Gedankenexperiment:

      Jeder heterosexuelle Mensch sei eingeladen sich vorzustellen in einem Land zu leben, in dem einzig Homosexualität als sinn- und lustvoll betrachtet, und so auch gehandelt wird.

      Der Gefühls- wie auch der Flüssigkeitsaustausch zwischen Mann und Frau ist zwar nicht verboten, wohl aber verpönt. Der Proband fühlt sich geborgen und geil, wenn er eine Frau küsst. Und doch irgendwie unwohl, weil seine eigentlich rechtmäßige Sinnhaftigkeit, sein Gefühl, seine Lust als „nicht normal“ definiert wurde. So ist er aufgewachsen, so hat er es gelernt. Der Probandin geht es umgekehrt nicht anders. In einer Welt, in der alle Intimitäten zur Heterosexualität zusammengewürfelt werden, d. h. Toiletten, Duschen, Schlafräume, Umkleiden, etc. immer gemischt sind, ist es das eigene Geschlecht, das unisono Sexappeal erhält. Daneben findet Fortpflanzung nur anonymisiert statt oder gleich im Labor. Heterosexualität steht für Verwirrung, Krankheit und Verführung einer ambivalenten Natur, die unserer Kultur dann eben den mehrwertigen Anspruch abverlangt, dieser Verführung zu widerstehen. Heterosexualität wird zwar offiziell geduldet, inoffiziell gilt aber ausschließlich die Homosexualität als einzig ehrbare Intimität. Es wird schrittweise erstritten, dass die Mann-Frau-Kombination vielleicht doch nicht zu den finstersten Übeln satanischer Verhaltensweisen


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