Chris Owen - Die Wiedergeburt. Matthias Kluger

Chris Owen - Die Wiedergeburt - Matthias Kluger


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96: Es jagt mir eine Heidenangst ein

       Kapitel 97: Der Messias erscheint

       Kapitel 98: In den Gemächern des Papstes

       Kapitel 99: Auf nach Rom

       Kapitel 100: Der letzte Atemzug

       Kapitel 101: Die Zahnräder drehen schneller

       Kapitel 102: Wir warten auf jemand ganz Bestimmten

       Kapitel 103: Du wirst der neue Papst

       Kapitel 104: Das Anagramm

       Kapitel 105: Eleonora Dempsey und Dagobert Huston

       Kapitel 106: Das Band gegenseitigen Sehens

       Kapitel 107: In drei Tagen

       Kapitel 108: Die Pforte öffnet sich

       Kapitel 109: Die Basilika füllt sich

       Kapitel 110: Tiefe Ruhe

       Kapitel 111: Die Schleusen aus Immerzeit öffnen sich

       Kapitel 112: Treibgut

       Kapitel 113: Wo ist Chris?

       Kapitel 114: Tief empfundene Liebe

       Kapitel 115: Auf der Suche

       Kapitel 116: Rächt sich »Mutter Natur«?

       Kapitel 117: Weiteres Unheil droht

       Kapitel 118: Chaos

       Kapitel 119: Piazza San Pietro

       Kapitel 120: Die Apokalypse

       Kapitel 121: Eines Tages würde er es verstehen

       Kapitel 122: Das Räderwerk war in Gang gesetzt

       Kapitel 123: Francis Mentes begreift

       Kapitel 124: Blutend lockendes Wasser

       Kapitel 125: Das vierte Siegel ist nicht gebrochen

       Kapitel 126: Die Beichte

       Kapitel 127: Die Auferstehung

       Kapitel 128: Die Botschaft

       Epilog

       Prolog

      Woran erinnerst du dich, wenn du an deine Kindheit zurückdenkst? Sind es schöne Erinnerungen oder weniger schöne? Welche ist tatsächlich die erste? Es ist eher unwahrscheinlich, dass du dich an Ereignisse erinnerst, die vor deinem dritten Lebensjahr stattgefunden haben. Bis zum sechsten Lebensjahr nehmen die Erinnerungen dann eine meist unpräzise Gestalt an.

      Ich selbst habe noch gut meinen Kinderwagen im Gedächtnis. Jenen, in dem mich meine Eltern zu Spaziergängen mitgenommen haben. Ist es wirklich realistisch, dass sich vor meinem inneren Auge der Umriss des Kinderwagens in grünblau kariertem Stoff abzeichnet? Eher nicht! Wahrscheinlicher ist doch, dass ich den Wagen auf irgendeinem Foto oder Dia gesehen habe. Daher nuancieren die Farben in meinen Gedanken auch ähnlich den ausgebleichten Fotografien der 70er Jahre mit ihrem ockerrötlichen Farbstich.

       Kapitel 1: Ich bin wieder da

       Washington, D.C., November 2015 bis 7. Juli 2016

      Stille. Unendliche Stille – und doch eine geradezu präzise, das ganze Universum umfassende Aktivität.

      Er erfasst die Teilung. Jede einzelne, die exakt wie ein Uhrwerk rasend voranschreitet. Die Architektur der Zellen steht und ist bis ins kleinste Detail vorherbestimmt. Er genießt seine beginnende Vollkommenheit, die Stunde für Stunde, Tag für Tag Gestalt annimmt. Unnötig, Befehle zu erteilen. Alles ist bis auf die kleinste Komponente geplant. Seine Bestimmung.

      Noch sieht er aus wie eine Kaulquappe, durch eine hauchdünne Schnur mit der ständig größer werdenden Plazenta verbunden. Er ist versorgt. Er erkennt seine Augen, die sich als winzige Höcker am Kopf ausgebildet haben, genießt, in völliger Ruhe, sein Gehirn wachsen zu sehen. Wie ein dünnes Röhrchen windet es sich bis zum Steiß, um später das Rückenmark entstehen zu lassen. Alles um ihn herum wabert. Sämtliche Zellen folgen strikt ihrem Bauplan – ihren Anweisungen – bilden Organe, Muskeln, Haut, Haare, Hoden, Schweißdrüsen. Seit über dreißig Tagen beobachtet er sich nun – bis sein Herz zu schlagen beginnt. Das berauschende Gefühl der Existenz überkommt ihn, als er sich am Takt des Herzschlags seiner Mutter orientiert. Nur doppelt so schnell.

      Seine Mutter: Afroamerikanerin, seit ihrer Geburt in Washington lebend, strahlend weiße Zähne. Sie liebt ihn bereits über Wochen, Monate hinweg abgöttisch und wird ihm all ihre Fürsorge zuteilwerden lassen. Noch weiß sie nicht, dass er sie auserwählt hat. Sie ahnt nicht, dass sie eine besondere Rolle innehat.

      Er dreht sich, betrachtet seine Finger, seine Zehen – trotz geschlossener Augen.

      Dann kommt der Tag, sein Tag, der 7. Juli 2016. Er spürt die Kontraktion der Gebärmutter, seine verschränkten Arme auf der Brust, die Beine angezogen. Es ist eng, sehr eng. Das Hormon Kortison durchflutet ihn. Er wird es benötigen, um den ersten Atemzug zu tun. Der Schleimpfropf, welcher den Muttermund verschlossen hat, geht ab und er wird in immer kürzeren Abständen nach unten gedrückt. Er nimmt die hechelnde Atmung seiner Mutter wahr, wie sich ihre Lungenflügel prall mit Sauerstoff füllen, um eine Sekunde später gepresst Kohlenstoffdioxyd auszupusten. Ihr Herz


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