Nie wieder Mobbingopfer!. Dorothee Döring

Nie wieder Mobbingopfer! - Dorothee Döring


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Unterschiede, wie männliche oder weibliche Mitarbeiter mobben. Ich habe mit beiden Geschlechtern Erfahrungen gemacht. Frauen machen alles subtiler, aber dennoch gezielter. Während Frauen sich Verbündete suchen und gemeinsam mobben, handeln Männer ohne Konzept und allein. Frauen gehen beim Mobben getarnt und raffiniert vor, z. B., indem sie Gerüchte verbreiten, um dem Ansehen einer Kollegin zu schaden. Nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen suchen sich Männer oft einen ,Aufhänger‘, dann haben sie einen Ansatzpunkt, auf dem sie ihre Strategie aufbauen.“

      Das, was Sarah festgestellt hat, ist ein geschlechtsabhängiges Mobbing, das darin begründet ist, dass Männer andere Formen des Mobbings bevorzugen als Frauen und auch über andere Machtinstrumente verfügen als diese.6

      Frauen und Männer unterscheiden sich beim Mobbing vor allem durch die Art der Angriffe. Männer wählen eher passivere Formen (Vermeidung – nicht mehr mit jemandem reden) oder weichen auf Sachthemen aus. Die Taktiken unterscheiden sich, doch ob – wie bei Frauen – hinter dem Rücken gelästert oder – wie bei Männern – dem Opfer einfach jede Art der Kommunikation abgeschnitten wird, das Ziel ist immer dasselbe: Das Opfer soll verunsichert werden, das Selbstwertgefühl verlieren und am Ende am besten das Feld räumen.

      Beispiele:

      Eine Frau

      

spricht hinter dem Rücken der Kollegin schlecht über sie, wertet ihr Privatleben negativ und lästert.

      

macht das Opfer vor anderen lächerlich, indem „Frau“ es aufgrund seiner Kleidung, Figur, Frisur, Mimik oder Stimme verspottet.

      

heizt ein Gerücht an, ohne es vorher auf seinen Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen.

      

lässt die Kollegin selbst nicht mehr zu Wort kommen, hetzt aber hinter ihrem Rücken gegen sie.

      

verunsichert das Opfer durch permanente Anspielungen, ohne etwas direkt zu sagen.

      Ein Mann

      

teilt den ungeliebten Kollegen zur Strafe dauernd für neue und undankbare Tätigkeiten ein und lässt ihn im Unklaren darüber, was das soll.

      

bedroht das Opfer, oft sogar mit Gewalt, und setzt es damit unter Druck.

      

ignoriert den Kollegen, spricht nicht mehr mit ihm und behandelt ihn wie Luft. In Besprechungen wird er übergangen, seine Bemerkungen hört „Mann“ nicht.

      

äußert sich spöttisch über die Einstellung des Opfers. „Mann“ lässt unmissverständlich durchblicken, was „Mann“ von seiner Lebensweise hält.

      

weist ihm einen Arbeitsplatz zu, an dem er von anderen völlig abgeschottet ist und kaum noch Kontakte pflegen kann.

      

lässt ihn nicht mehr zu Ende reden, unterbricht ihn ständig, kehrt seine Schwächen heraus und qualifiziert ihn dadurch systematisch ab.

      

gibt ihm gezielt Arbeiten, die sein Selbstbewusstsein verletzen, um ihn zu zermürben.

      Johanna, 31:

      „Ich arbeite in einem Baumarkt und habe es selbst erlebt, dass wir vom Abteilungsleiter dazu angestiftet wurden, einen Kollegen einzuschüchtern und ihm das Leben schwer zu machen. Uns wurden sogar Vergünstigungen als Anreiz versprochen, wenn wir es schafften, den ,schwierigen Mitarbeiter‘ loszuwerden. Am Ende, wenn’s eng wird, distanzieren sich die Initiatoren, die das Mobben angeordnet haben, davon und waschen sich die Hände in Unschuld. Dann sind es die Kollegen, die da irgendetwas falsch verstanden haben.“

      Die am häufigsten praktizierte Mobbingform „Verdeckte und getarnte Aggression“ äußert sich in der üblen Nachrede. Der Betroffene merkt davon nichts oder wird nur durch Zufall darauf aufmerksam, ist aber unfähig, den Urheber der Gerüchte ausfindig zu machen.

      Weit verbreitet, aber für das Mobbingopfer schwer erkennbar, ist eine verdeckte Form der Ausgrenzung durch Verweigerung wichtiger Informationen für die Arbeit. Gerade dort, wo im Team gearbeitet werden muss, ist es fatal, wenn einem plötzlich wichtige Informationen vorenthalten werden. Es kommt in der Folge zu Fehlern, für die das Opfer sich rechtfertigen muss. Wenn es diese damit begründet, dass ihm wichtige Informationen fehlten, wird das von den Tätern nicht akzeptiert. Dann bekommt ein Opfer noch Ermahnungen zu hören, wie: „Du musst halt besser zuhören“ oder „Du solltest aufmerksamer sein“ oder ein vorgespielt wohlmeinendes „Du solltest mal wieder Urlaub nehmen, danach läuft’s bestimmt wieder besser bei der Arbeit“. Auch das bewirkt, dass das Opfer verunsichert wird und an sich zweifelt: „Habe ich diese Informationen wirklich bekommen und sie nur vergessen? Funktioniert mein Gedächtnis überhaupt noch einwandfrei? Bin ich den Belastungen meines Berufs denn noch gewachsen?

      Der Schaden für die Opfer bei dieser Mobbingform besteht darin, dass sie immer abhängiger vom Urteil anderer werden und ihrem eigenen Urteilsvermögen überhaupt nicht mehr trauen, da sie ja täglich erfahren, dass mit ihnen offensichtlich etwas nicht in Ordnung ist, aber alle anderen trotzdem „nett“ sind.

      Die bisher vorgestellten Mobbingformen unterscheiden sich nach der Aggressionsart. Zu einer weiteren Unterscheidung kommt man, wenn man die Menge der am Mobbingprozess beteiligten Personen betrachtet. So ist es für das Mobbingopfer wesentlich, ob es nur von einem Aggressor attackiert wird, oder von einer ganzen Gruppe. Mobbing kann schließlich auch zwischen Gruppen stattfinden. Dann spricht man von „Rudelmobbing“7.

      Die Aggressionsform „Ausgrenzung“ kann nur im „Rudel“ erfolgen. Der Angreifer sucht sich Verbündete, mit denen er gemeinsam mobbt. Das hat für ihn zweierlei Vorteile: In der Gruppe ist man stärker und effektiver, gezielt und systematisch gegen ein Opfer vorzugehen. Darüber hinaus bietet die Gruppe eine scheinbare Rechtfertigung für die Aggression – das Feindbild wird ja von jedermann bestätigt – und in aller Regel Schutz vor Konsequenzen.

      Prominentes Opfer von Rudelmobbing ist Ursula Sarrazin. Nachdem ihr Ehemann Thilo Sarrazin mit seinem Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ einerseits großen Zuspruch, andererseits scharfe Ablehnung gefunden hatte, schoss man sich auch auf seine Ehefrau ein, die an einer Berliner Grundschule unterrichtete.

      In einem Interview äußerte sich Ursula Sarrazin:

      „Es scheint so zu sein, dass in einer bestimmten Klasse zwei bis drei Eltern türkischer Kinder üble Nachrede gegen mich üben, ohne dass mich je einer von ihnen aufgesucht hätte. Ebenso haben die Schulleitung und ein bestimmter Lehrer in dieser Klasse gegen mich gehetzt, indem sie vor den Kindern, ohne dass ich dabei war, Kritik an mir geübt haben. Die Schulaufsicht hat trotz mehrfacher mündlicher und schriftlicher Beschwerden meinerseits bisher nichts dagegen unternommen.“8

      Schulleitung, Funktionäre der Bildungsgewerkschaft (GEW), einzelne Lehrer sowie Eltern türkischer Schüler intrigierten gemeinsam gegen Frau Sarrazin, um sie loszuwerden. Nachdem das nicht gelang, wurde sie mit dem Stundenplan benachteiligt. Als auch das nicht half, wurde eine regelrechte Mobbingkampagne in Gang gesetzt, um Frau Sarrazin dazu zu bringen, die Schule „freiwillig“ zu verlassen, was sie dann schließlich auch tat.9

      Formen und Taktiken unterscheiden sich, die Folgen aber sind


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