Schmatzen erlaubt, Herr Knigge?. Lutz Berners
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Lutz Berners, Miriam Fritz,
Susanne Heimburger, Nora Frisch
DER ROTE FADEN DURCHS REICH DER MITTE
Schmatzen erlaubt, Herr Knigge?
Chinesische Business-Etikette von A bis Z
Text: Lutz Berners, Miriam Fritz, Susanne Heimburger, Nora Frisch
Illustration: Gregor Körting
Cover: Hermann Kienesberger/Reklamebureau Wien
Layout und Satz: Hermann Kienesberger, Paul Khittl
Redaktion und Lektorat: Susanne Heimburger
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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© 2014 Drachenhaus Verlag, Esslingen
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ISBN: 978-3-943314-20-5
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INHALT
Qing-Li-Fa oder Fa-Li-Qing Das 1x1 der sozialen Grundregeln
Chinesische Business-Etikette von A bis Z
Ein paar praktische Hinweise zum Schluss
Bisher im Drachenhaus Verlag erschienen
Kommst Du in ein Dorf, so folge den Sitten
EIN AUFRUF ZUR ENTSPANNUNG
China ist anders. Ganz anders. Es ist riesig, bevölkerungsreich, zerklüftet, dynamisch, umweltbelastet, im immerwährenden Umbruch, schnell, hektisch, risikoreich und natürlich voller Gelegenheiten. Und noch dazu diese fremde Kultur! Ganbei, Gesicht wahren, Harmonie, Guanxi, Visitenkarten … Am Tisch nicht die Nase putzen! Visitenkarten beidhändig überreichen! Den Teller niemals leer essen! Keine Blumen schenken! – Man fühlt sich schnell überfordert von dem Anspruch, das alles unter einen Hut zu bringen.
Vielleicht werden Sie daher erst einmal versuchen, sich systematisch durch das ABC dieses Buchs zu arbeiten und den zahlreichen Querverweisen auf inhaltsverwandte Stichworte folgen – nur um irgendwo zwischen Fingerzeichen und Kampftrinken festzustellen, dass Ihnen der Kopf brummt. Legen Sie das Buch dann am besten erst einmal zur Seite und holen Sie es wieder heraus, wenn Sie in einer konkreten Situation einen Kompass brauchen. Genau so ist das Buch auch gedacht: als kleines Nachschlagewerk und Begleiter für (fast) alle Lebenslagen, in die Sie bei einer geschäftlichen Chinareise geraten können.
Auf Basis unserer Erfahrungen der letzten Jahrzehnte in China möchten wir Ihnen, zusätzlich zu diesem Buch, noch einen Rat mit auf den Weg geben: Bereiten Sie sich gut vor, und seien Sie dann entspannt und gelassen. Chinesen sind sehr kulant und tolerant gegenüber Ausländern. Fast jeder Chinese, mit dem Sie zu tun haben werden, hatte bereits mit genügend Ausländern Kontakt, um zu wissen, was ihn erwartet. Und wenn Sie einmal nicht weiterwissen, fragen Sie einfach – wer klärt nicht gerne Ausländer über seine eigene Kultur auf? Und welcher Gastgeber würde von seinem Gast erwarten, sich selbst komplett zu verbiegen, nur um der Kultur des Gastlandes zu entsprechen?
Ein Grundverständnis für die chinesische Kultur sollten Sie sich auf jeden Fall verschaffen. Seien Sie vorsichtig mit Stereotypisierungen. Viele der scheinbar etablierten Kulturmerkmale sind besonders im Hinblick auf die hochmoderne, selbstbewusste jüngere Generation nicht mehr gültig oder haben sich ins Gegenteil verkehrt. Kulturelles Einfühlungsvermögen kann einen großen Beitrag dazu leisten, die Beziehung zu stärken. Wenn Sie jedoch beim Zuprosten noch nicht ganz den Dreh raushaben, wird Ihnen der chinesische Geschäftspartner sicher nicht gleich den mühsam verhandelten Vertrag um die Ohren hauen. Den chinesischen Geschäftsfreunden geht es ja ebenso ums Geschäft wie Ihnen.
Das Wichtigste, was Sie neben diesem Buch auf Ihrer Chinareise im Handgepäck haben sollten, ist Vertrauen in die eigenen Werte, Stärken und Tugenden. Wenn Menschenkenntnis Ihre Stärke ist, wird sie auch in China greifen – und Sie werden sich selbst gut genug kennen, um die Grenzen Ihres eigenen Verständnisses für die andere Kultur richtig einschätzen zu können. Wenn Sie in Deutschland wegen Ihres großen Einfühlungsvermögens gegenüber Kunden erfolgreich sind, fahren Sie damit auch in China gut – diese besondere Gabe wird Ihr Ratgeber sein. Wenn Sie in Deutschland ein geschickter Verhandler sind, werden Sie dies auch in China sein – Ihre Erfahrung wird Ihnen schon bei der Vorbereitung die Fragen aufzeigen, mit denen Sie sich besonders auseinandersetzen müssen. Meist funktioniert der interkulturelle Austausch relativ problemlos, wenn Sie den gesunden Menschenverstand eingeschaltet lassen und Warnsignale, die auf Missverständnisse hinweisen, beachten.
Ein Beispiel: Ein erfahrener Fast-Siebziger, der als Vertriebsleiter eines deutschen Mittelständlers Stanzteile in die ganze Welt verkauft hatte, ging nach China, um ein Joint Venture aufzubauen. Er hatte nur rudimentäre Englisch- und keinerlei Chinesischkenntnisse. Er ging die Themen mit Gelassenheit an, ohne aber das Gesamtziel aus den Augen zu verlieren. Er nahm vor seiner ersten Chinareise an keinem interkulturellen Training teil. Stattdessen suchte er sich einen erfahrenen China-Experten, der mit ihm gemeinsam auf die Reise ging und ihm alles erklärte. Während der Berater die Diskussion übersetzte und sich auf das Gesagte konzentrierte, beobachtete der deutsche Vertriebsleiter die Gesamtsituation, die Gestik und die Mimik der Sprechenden. Anschließend ließ er sich den Inhalt der Verhandlungen Stück für Stück sinngemäß übersetzen. Am Ende fügten er und der Berater ihre jeweiligen Eindrücke zusammen und kamen zu einem schlüssigen Gesamtbild.
Welche Rolle spielte hierbei die Geschäftsetikette? Erstens benahm sich der Vertriebsleiter so, wie er es auch in Deutschland getan hätte – er war zurückhaltend. Zweitens entwickelte er durch seine Beobachtungen ein gutes Gefühl dafür, was in China als respektvoll gilt. Und drittens blieb er immer er selbst und verbog sich nicht. Höflich probierte er beim Abendessen alle Speisen