Camping in Australien. Stefanie Stadon

Camping in Australien - Stefanie Stadon


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einen größeren Supermarkt geschweige denn Bekleidungsgeschäfte oder Freizeitvergnügungen. Bus- bzw. Zuglinien fahren oft nur einmal täglich, wenn überhaupt, und lassen damit jede Flexibilität hinten anstehen.

      Die Entfernungen, die in Australien mit dem Auto zurückgelegt werden, zählen zu den längsten der Welt. Sie begründeten nicht nur den Nutzen des Autos, sondern auch die Leidenschaft für das Fahren. Australier sind kein Volk von Spaziergängern. Irgendwo „hingehen“ bedeutet nicht etwa, die Füße für das Laufen zu nutzen, sondern um damit das Gaspedal hinunterzudrücken.

      Wer einen großen Teil seines Alltages mit Vergnügen auf vier Rädern verbringt, tut das erst recht während des Urlaubs. Australien ist wahrhaftig und ohne Zweifel eine Campingnation. Laut der letzten Studie der Caravan Industry Association of Australia sind Wohnwagen sowie Wohnmobile die am häufigsten registrierten Fahrzeugtypen des Landes – und zwar das sechste Jahr in Folge! Während Touristen überwiegend in Wohnmobilen unterwegs sind, bevorzugen die Australier den Wohnwagen. 85 Prozent der Einheimischen waren mindestens einmal in ihrem Leben campen. Vor allem das Verlangen, mehr vom Land zu entdecken, entfacht ihre Motivation. On the road fühlen sie sich glücklicher und ausgelassener als andere Reisende. Gerade Familien empfinden Camping als eine tolle Möglichkeit, einander näher zu sein. So umfassen die 30- bis 54-Jährigen mit 50 Prozent die größte Gruppe der einheimischen Selbstfahrer, dicht gefolgt von den 55- bis 70-Jährigen, die ein Viertel der Camper ausmachen. Stehen die Feiertage oder der Jahresurlaub vor der Tür, begegnet man vielen Einheimischen fahrend auf der Straße oder grillend auf dem Campingplatz.

       Der Camping-Sektor in Australien

       528.210 Wohnwagen und 58.375 Wohnmobile waren zum Januar 2015 landesweit registriert.

       Es gibt ca. 1700 Campingplätze mit insgesamt 170.000 Stellplätzen.

       90 % der Übernachtungen finden in den ländlichen Gegenden fernab der großen Metropolen statt.

       Der Camping-Sektor beschäftigt etwa 25.000 Arbeitnehmer.

       Campingurlauber geben ca. 7 Mrd. AUD während ihrer Reise aus.

       Die Australier verbrachten 2014 rund 43 Mio. Nächte auf Campingplätzen.

       Der eigene Campervan eines Australiers ist durchschnittlich stolze 17,9 Jahre alt.

      Auf in den Urlaub mit dem eigenen Caravan

      Niemand versinnbildlicht die Leidenschaft fürs Campen mehr als die grey nomads, auch sundowners oder silver nomads genannt. Die Ü55-Generation verkauft Haus und Hof und verbringt ihren Lebensabend fortan damit, im eigenen Wohnwagen oder Wohnmobil kreuz und quer durch Australien zu touren. Die Chance, ihnen zu begegnen und von ihren Geschichten zu erfahren, ist also sehr hoch.

      Neue Camping-Trends zeichnen sich ab oder sind bereits fest etabliert. Das sogenannte gramping bezeichnet den gemeinsamen Campingurlaub der Großeltern mit ihren Enkelkindern, zusammen gesetzt aus grandparents und Camping. Dem steht das sogenannte glamping gegenüber – der Kombination von Glamour, also Luxus und Camping.

      Wenngleich die überragende Mehrheit von 90 Prozent der Wohnmobilurlauber die Australier selbst sind, ist der Selbstfahrer-Markt für Touristen besonders attraktiv und gilt als einer der am schnellsten wachsenden Tourismusbereiche des Landes. Der Reisende aus Übersee kann von diesem Hype nur profitieren! Schließlich steht ihm ein weit verzweigtes Infrastrukturnetz und vor allem jahrelange Erfahrungswerte der Einheimischen zur Verfügung.

       Internationale Camperurlauber

       46 % der internationalen Camperurlauber sind zwischen 20 und 29 Jahre alt.

       Sie geben durchschnittlich 7507 AUD während ihrer Reise aus (andere Besucher durchschnittlich 4776 AUD).

       Sie verbrachten 2014 ca. 5,1 Mio. Nächte auf Campingplätzen (10 % aller Übernachtungen ausländischer Besucher).

       Die drei Hauptdestinationen für Camperreisen sind New South Wales (33 %), Queensland (21 %) und Victoria (18,5 %).

       Deutsche (15,7 %) sind nach den Briten (19 %), aber weit vor den Neuseeländern (9,5 %) und den US-Amerikanern (6,3 %) die häufigsten Camperurlauber in Australien.

      Übrigens: Im Jahr 2010 sind sämtliche Camperfahrzeuge Australiens insgesamt 607 Mio. Kilometer durch das Land getourt. Das entspricht der Fahrt zum Mond und zurück ganze 790 Mal! Na dann – ab auf die Straße!

      Australien verfügt über mehr als 820.000 Straßenkilometer (Stand 2011). Damit sichert sich der Kontinent einen Platz in den Top 10 der Länder mit dem längsten Straßensystem. Allerdings relativiert sich die Länge beim internationalen Vergleich: Deutschland verfügt über ebenso stolze 645.000 Kilometer (Stand 2010, Platz 12), die USA über 6,5 Mio. Kilometer (2012, Platz 1)! Wenn man bedenkt, dass die USA annähernd genauso groß sind wie Australien, Deutschland hingegen deutlich kleiner, wird offensichtlich, dass ein immenser Teil des Fünften Kontinents nicht durch Straßen erschlossen ist. Dazu reicht ein Blick auf die Landkarte.

      Szenische Küstenstrecken wie die Sea Cliff Bridge vor Sydney

      Die große Mehrheit der australischen Bevölkerung lebt an der Ost- bzw. Südostküste. In der Region zwischen Melbourne, Sydney und Brisbane ist das Straßennetz entsprechend weitläufig ausgebaut. Hier hat der Selbstfahrer eine große Auswahl an unterschiedlichen Streckenführungen, die ihn direkt oder auf Abstechern zum Ziel bringen. Die zentralen Routen führen meist an der Küste entlang und bieten die schönere Szenerie. Sie sind oft länger und während der Hochsaison deutlich verkehrsreicher. Als Alternative ist in der Regel eine kürzere Inlandsroute vorhanden, die jedoch weniger Sightseeing-Potenzial hat. Ein Beispiel dafür ist die Route zwischen Melbourne und Sydney. Während der Princes Highway auf fast gesamter Strecke entlang der Küste verläuft und ein Highlight der South Coast dem nächsten folgt, bietet die Inlandsroute über den Hume Highway höchstens mit der Hauptstadt Canberra eine „klassische Sehenswürdigkeit“. Doch selbst die wird von vielen Reiseführern links liegen gelassen.

      Je weiter der Urlauber von der Ostküste landeinwärts fährt, desto spärlicher werden die Straßen. Nur wenige Highways führen hier von A nach B, die Streckenführung ist für den Fahrer weitestgehend vorgegeben. Schaut man sich die Straßenkarten des Northern Territory und South Australias an, sticht eigentlich nur ein Highway besonders hervor: der Stuart Highway. Er verbindet über mehrere tausend Kilometer hinweg die Hauptstädte Darwin und Adelaide.

      Nirgendwo offensichtlicher ist der Mangel an Straßen allerdings in Western Australia. Das ist nicht etwa inkompetenten Straßenbauern geschuldet, sondern der geringen Einwohnerdichte. Gerade einmal 2,3 Mio. Menschen leben im größten Bundesstaat Australiens, 1,7 Mio. davon in und um Perth. Reger Verkehr herrscht hier nur im Süden. Auch wer mal eben schnell querfeldein durch Australien reisen möchte und nicht gerade einen Geländewagen hat, muss dafür erhebliche Umwege in Kauf zu nehmen. Die Luftlinie zwischen Perth und Alice Springs beträgt vielleicht nur 2000 Kilometer, doch gemessen in Straßenkilometern legt der Fahrer mühelos 3700 Kilometer zurück.

      Je abgelegener und dünner besiedelt eine Region ist, desto spärlicher fallen also die Zufahrtswege aus. Und ob diese dann auch für jeden Camper befahrbar sind, hängt maßgeblich vom Straßenbelag ab.

      Das grobe Straßennetz Australiens

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