Mama, wir sind dann mal Gott suchen!. Frank Bonkowski
Aber ich bin überzeugt: Wenn Gott tatsächlich existiert, dann ist Er für den Glauben meines Sohnes verantwortlich.
Also fingen wir an zu beten. Jeden Abend. Lukas nahm das sehr ernst. Als ich zwei Tage nicht zu Hause sein konnte, wollte er die Gebete unbedingt nachholen. Zuerst sollte ich Sätze vorbeten. Dann fing er an, mir ins Wort zu fallen, und formulierte seine eigenen Gedanken:
„Hallo, Gott, hier ist Lukas. Ich würde wirklich gerne an dich glauben. Ich finde das total beknackt. In deinem Buch steht doch, dass du antwortest, wenn wir anklopfen. Aber das machst du überhaupt gar nicht. Du sagst einfach nichts. Wie soll man denn da glauben können, dass du mich magst und mir helfen möchtest? Ich glaube fast gar nicht mehr, dass du noch irgendwann die Tür aufmachst. Aber wenn es dich doch gibt, dann würde ich echt gerne an dich glauben!“
Und fast jeden Abend habe ich hoffnungsvoll nachgefragt, ob Gott denn sein Gebet erhört und sich irgendwie gezeigt hätte. Die Antwort war immer die gleiche: Nein! Also beteten wir weiter.
Dann kam er irgendwann, der „letzte“ Gebetsabend. Nach dem Amen stellte ich Lukas wieder meine Frage: „Ist Gott schon irgendwo bei dir aufgetaucht?“ „Nein!“ „Dann brauchst du also nicht mehr an ihn zu glauben!“
In mir tobte ein Sturm: Was jetzt, du pädagogisch und theologisch geschulter Papa? Ich war inzwischen selbst sauer auf die nervende Stille dieses Gottes.
„Was machen wir denn jetzt, Kumpel?“
Und dann fragte mich mein Sohn, ob wir weiter einfach beten könnten? Weil es cool wäre, wenn es Gott tatsächlich gäbe. Und kleine Dinge waren tatsächlich passiert: Lukas kam ein bisschen besser in der Schule klar. Irgendwie war er in letzter Zeit fröhlicher. Steckte da doch ein liebender Gott dahinter?
Seine Gebete wurden jetzt immer ehrlicher. „Ich finde das voll doof, dass Du Dich nicht zeigst, Du hast es doch versprochen. Ich würde Dich so gerne lieb haben, aber dann muss ich wissen, dass Du da bist und mich lieb hast!“
So suchten wir gemeinsam weiter nach Gott. Ich war total beeindruckt, wie wichtig diese Suche nach Gott meinem kleinen Kerl war. Also beteten, klopften, suchten wir weiter und hofften … und irgendwie veränderte uns diese Suche. Aber ein deutliches Lebenszeichen, eine klare Reaktion, von oben blieb aus!
Mein Sohn, der Atheist!
Mitten in dieser Phase passierte eine total verrückte Geschichte. Wir wurden als Familie eingeladen, in einem christlichen Camp Englisch zu unterrichten und Musik zu machen.
Lukas hatte die Chance, parallel auf dem Gelände bei einer Cowboy- und Indianer-Freizeit mitzumachen. Wir wohnten in Bad Segeberg, dem Zentrum der Karl-May-Festspiele, haben Freunde in Kanada, die Indianer sind. Warum also nicht?!
An einem Abend, als ich auf der Bühne stand und mit all diesen christlichen Teenagern Lobpreis machte, war ich mal wieder total frustriert. Worship kann manchmal so unglaublich unecht sein. Wir singen Texte von totaler Hingabe, die wir eigentlich gar nicht meinen. Wir singen, als ob wir ganz genau wüssten, dass Gott immer da ist, immer hilft, immer unser Steuermann und Lebenslenker und natürlich unser bester Freund ist; und wenn wir dann zurück im wahren Leben sind, leben wir ganz anders; so häufig jedenfalls, wie ich Jesus ignoriere, ist der Satz vom „besten Freund“ oft nur ein leeres Versprechen.
Und dann erzählte ich von meinem Sohn, dem kleinen Atheisten, der sich nicht zufriedengeben will mit oberflächlichen Wahrheiten, der kritisch ist und sich auf die Suche macht, bis er Gott wirklich begegnet. Von dem ich so viel lerne.
Meine Frau sagt mir immer, ich denke zu viel und soll einfach singen, aber ich kann so was nicht, war wieder frustriert und hielt eine brennende Rede: „Warum schluckt ihr all diese platten christlichen Wahrheiten? Genügt euch das? Hat hier keiner Zweifel, dass all das, was wir hier besingen und erzählen, wirklich wahr ist?“ Und dann erzählte ich die Story von meinem Sohn, dem kleinen Atheisten, der sich nicht zufriedengeben will mit oberflächlichen Wahrheiten, der kritisch ist und sich auf die Suche macht, bis er Gott wirklich begegnet. Von dem ich so viel lerne. Und wie man in so einer Phase des Unglaubens fast mehr lernt über Gott als in Zeiten, wo man alles ohne Vorbehalte für voll nehmen kann.
Ich dachte anschließend eigentlich, ich hätte mein Anliegen ganz gut erklärt, aber dann kam der letzte Tag. Wir waren gerade beim Packen und wollten Lukas von den Cowboys und Indianern befreien, als zwei Bibelschüler – der eine trug sein Cowboykostüm sogar noch – mich sprechen wollten.
Ich kann den Bekehrungseifer der beiden Cowboys ja verstehen. Ich war früher selbst jemand, der solche „Skalps“ gesammelt hat.
„Hallo, wir haben gerade das Cowboycamp geleitet!“ Echt? Ich hatte schon befürchtet, ihr jungen Leute lauft jetzt alle so rum! „Bist du der Vater von Lukas, der denkt, dass sein Sohn ein Atheist wäre?“ Wie antwortet man jetzt auf so eine Frage? „Ja, ich bin Lukas‘ Vater, und prinzipiell habe ich das gesagt, obwohl es so formuliert jetzt etwas platt rüberkommt … “ „Aha!“, sagte der Cowboy und grinste dabei stolz. „Wir wollten dir nämlich erzählen, dass dein Sohn kein Atheist mehr ist. Wir haben ihm gestern Abend den Weg der Erlösung erklärt, und Lukas hat mit uns gebetet und den Herrn Jesus in sein Herz aufgenommen!“ Na, was sagst du jetzt?, schienen die Gesichter der beiden zu sagen. „Wir dachten nur, es wäre wichtig, dass wir dir das persönlich sagen, dass Lukas jetzt ein Gläubiger ist!“
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Muss ich jetzt „Danke“ sagen? Viel lieber wollte ich den beiden grinsenden Gesichtern eine reinhauen. Aber ich hab mich dann doch höflich bedankt. Ich kann den Bekehrungseifer der beiden Cowboys ja verstehen. Ich war früher selbst jemand, der solche „Skalps“ gesammelt hat.
Ich war natürlich gespannt auf das, was Lukas mir darüber erzählen würde. Er meinte dann nur, dass er seine Bekehrung schon irgendwie so gemeint hätte, aber vor allem hätte er seine Campbetreuer nicht enttäuschen wollen. Sicher wäre er sich wegen der Gottsache jedenfalls immer noch nicht, und wir sollten unbedingt weiter anklopfen.
Also würde sie weitergehen, unsere Suche nach einem Gott, den man erleben kann, der mehr ist als ein paar geistliche Glaubenssätze in einem Bekehrungsgebet, die man einmal im Leben nachgesprochen haben sollte.
Die Idee
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan! (Matthäus 25,40)
Als ich diesen Vers in meiner Bibel sah, kam mir eine Idee, die selbst Lukas‘ Mama umwerfend fand – nur leider nicht im positiven Sinne. Am Abend erzählte ich Lukas, dass Jesus mal gesagt hat, man findet ihn immer da, wo Schwache sind. Wenn man also einem ganz armen Menschen, der keine Rechte hat und sich nicht wehren kann, die Hand schüttelt, dann würde man Jesus die Hand schütteln. Wenn man sich um jemanden kümmert, der schwächer ist, dann wäre das, als ob man sich um Jesus kümmere. Wenn man jemandem etwas zu essen gibt, der Hunger hat, dann ist das, als hätte man Jesus geholfen!
„Und weißt du, wo es viele Menschen gibt, denen es nicht so gutgeht, die wenig zu essen haben?“
„Afrika?“
„Richtig! Also: Auf nach Afrika!“
So verkündeten wir an diesem Abend unseren Plan, nach Afrika zu fliegen, um dort Jesus zu finden.
Nebenbemerkung: Diese Idee ist grundsätzlich durchaus nachahmenswert, aber auch mit Vorsicht zu genießen. Meine Frau fand den Gedanken, ihren achtjährigen Sohn den Gefahren des afrikanischen Dschungels auszusetzen, eher gewöhnungsbedürftig!
Kleiner Tipp: Solche Ideen immer ZUERST mit deiner Frau teilen!
Aber wir beiden Männer fanden diese Idee von Tag zu Tag besser. Ein Freund von mir fliegt jedes Jahr mit einem kleinen Team nach Kampala, wo er eine Schule aufbaut und Teammitgliedern die Chance bietet, Uganda und seine Menschen zu erleben. Die Schule, die er quasi adoptiert hat, für die er Geld sammelt und regelmäßig mit Freiwilligen besucht, um selbst Hand anzulegen, ist ein Projekt des Kinderhilfswerks Global Care und wurde