Rasse, Klasse, Nation. Immanuel Wallerstein
des Universalismus Widerstand zu leisten. Man kann nämlich immer dann, wenn es um konkrete Schritte zur Beseitigung der institutionalisierten Strukturen von Rassismus und Sexismus geht, im Namen des Universalismus selbst anklagend auf den sogenannten umgekehrten Rassismus verweisen.
Was wir also vor uns haben, ist ein System, dessen Funktionieren auf einer engen Verbindung zwischen Universalismus und Sexismus/Rassismus (jeweils in der richtigen Dosierung) beruht. Und es gibt immer Bestrebungen, die eine oder die andere Seite dieser Gleichung gewissermaßen »ins Unendliche« zu steigern. Daraus ergibt sich eine Art von Zickzack-Muster, das beliebig weitergeführt werden könnte, gäbe es da nicht ein Problem. Nach einer bestimmten Zeit schlägt die Linie nach beiden Seiten immer stärker aus, sowohl in Richtung des Universalismus als auch in Richtung des Rassismus/ Sexismus. Beide Seiten spielen mit immer höherem Einsatz, und zwar aus zwei Gründen.
Einerseits gibt es den auf Informationen beruhenden Einfluss, der Akkumulation historischer Erfahrung, der sich auf alle Beteiligten auswirkt. Andererseits gibt es die konjunkturellen Trends des Systems selbst. Denn die universalistischen und rassistisch-sexistischen Ideologien bilden nicht das einzige Zickzack-Muster dieses Systems, sondern hängen zum Teil mit anderen Schwankungen zusammen, wie zum Beispiel mit wirtschaftlichen Expansions- und Kontraktionsvorgängen, die sich ebenfalls im Lauf der Zeit verschärfen. Die Gründe dafür können hier nicht weiter ausgeführt werden. Je schärfer aber die dauerhafte strukturelle Krise ist, in die der Kapitalismus durch die hauptsächlichen Widersprüche des modernen Weltsystems gezwungen wird, desto stärker kristallisiert sich die zunehmende Spannung zwischen Universalismus und Rassismus/Sexismus als der eigentliche ideologisch-institutionelle Ort einer Suche nach einem System heraus, das die Nachfolge der kapitalistischen Weltwirtschaft antreten kann. Es kann nicht darum gehen, welche Seite dieser Antinomie in irgendeiner Hinsicht den Sieg über ihren Gegenpart davontragen wird, denn sie sind einander schon von ihrer Konzeption her eng verbunden. Es geht vielmehr darum, ob und auf welche Weise wir neue Systeme erfinden werden, die weder der universalistischen, noch der rassistisch-sexistischen Ideologie bedürfen. Darin besteht unsere Aufgabe, und sie ist alles andere als einfach.
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