Heiliger Schein. Adrian Plass
Ernst) daran bin ich gebunden.«
Zweiter Teil:
Die hohe Kunst der effektiven Kommunikation
Es ist unser unerschütterlicher Glaube, dass fast jeder Gemeindelebenskünstler oder jede Gemeindelebenskünstlerin, wie genussvoll unwissend oder herrlich träge auch immer, in der Lage ist, über jedes biblische oder geistliche Thema zu sprechen, zu schreiben oder zu predigen, solange sie sich mit den Ratschlägen und Hinweisen vertraut machen, die uns die Meister dieser Kunst in Vergangenheit und Gegenwart zur Verfügung stellen. Durham Steadmans vorzügliches, wenn auch rätselhaft betiteltes Buch Sin Bull Hit (erhältlich beim Institut für Gemeindelebenskunst zum Preis von vierzehn Pfund einschließlich Porto und Verpackung) ist unserer Meinung nach weit und breit das beste Standardwerk. Wir beginnen diesen Abschnitt mit Beispielen aus Steadhams Ratschlägen.
Seien Sie originell
Von Zeit zu Zeit kann es für Gemeindelebenskünstler und -künstlerinnen notwendig sein, einen Vortrag oder eine schriftliche Arbeit abzuliefern, die langweilig, steif und von bleischwerer Orthodoxie ist. Die sinkenden Auflagen vieler unserer christlichen Zeitschriften sind an sich schon ein Tribut an die unermüdlichen Anstrengungen wenig bekannter, aber sehr engagierter Absolventen des Instituts für Gemeindelebenskunst in Frome und neuerdings in Great Malvern. Doch diese unbesungenen Helden würden sicherlich zustimmen, dass es in der Hauptsache unsere Aufgabe ist, mit der Originalität unserer Herangehensweise an die Schrift, an Bücher und historische Gestalten zu blenden und zu beunruhigen, auch wenn wir so gut wie nichts über sie wissen. Dies lässt sich auf verschiedenerlei Weise bewerkstelligen, doch eine der ergiebigsten Methoden ist es, einfach einem Buch, einem Schriftsteller oder einem berühmten Christen vorzuwerfen, es mangele ihnen gerade an der Qualität, die sie bislang ausgezeichnet hat.
Ein anschauliches Beispiel, das ich selbst mit vorzüglichem Erfolg in Ansprachen und Bibelarbeiten verwendet habe, betrifft den Propheten Jona. Aus Mut und Loyalität, so betone ich immer wieder, habe Jona sich in Tarsis eingeschifft, und nur eine Mischung aus Feigheit und schierem Ungehorsam habe ihn schließlich dazu veranlasst, in Ninive zu predigen. Beiläufig erwähne ich dabei auch, es sei nicht unbedingt so, dass der große Fisch Jona verschlungen habe, sondern in einem sehr realen Sinne habe Jona den großen Fisch verschlungen.
»Wagen wir es«, so frage ich die Gruppe oder Gemeinde, vor der ich spreche, »zuzulassen, dass wir der Wahrheit ins Gesicht sehen, die hinter dieser Geschichte steckt, die wir zu kennen und zu verstehen glauben, oder werden wir uns hinter blutleeren Konventionen verstecken und Gott und einander verschämt zuflüstern, dass uns die Wahrheit nicht interessiert? Meine Freunde, hören Sie die Herausforderung? Und werden Sie ihr folgen?«
Meistens folgen sie ihr tatsächlich, und ganz ehrlich, wenn Sie diesen Kniff erst einmal beherrschen, wird Ihnen die biblische Welt und die christliche Welt im Allgemeinen zu Füßen liegen. Es gibt so viele Möglichkeiten, wenn Sie sich die Mühe machen, die Bücher der Bibel, historische Gestalten und bekannte Schriftsteller aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Beispiele aus der Bibel:
Apostelgeschichte: Schwer zugänglich und undurchschaubar theoretisch, ohne viel Dramatik oder realistische Handlung.
Offenbarung: Eine nette Abwechslung nach all den schwer zu durchdringenden Büchern, wahrscheinlich das klarste und einfachste von allen.
Prediger: Ein zum Brüllen komisches Buch, geschrieben von einem echten Optimisten. Heitert mich immer wieder auf und erinnert mich daran, dass sich das Leben eben doch lohnt. (Manchmal lasse ich mich von Leuten dabei beobachten, wie ich schmunzelnd über dem Buch des Predigers sitze und gelegentlich den Kopf zurückwerfe und in schallendes Gelächter ausbreche.)
Psalmen: Ohne wirkliche lyrische oder musikalische Qualität. Befassen sich vorwiegend mit banalen Themen und versäumen es, die Tiefen emotionaler Not der Menschen, die sich nach Gott sehnen, auszuloten. Kaum ein Bewusstsein oder eine Anerkennung für die dunkle Seite der menschlichen Erfahrung.
Ruth: Schwer beladen mit Rauheit und Brutalität. Unsympathische, lieblose Hauptfiguren, die den Leser an der Menschheit im Allgemeinen und an den Frauen im Besonderen verzweifeln lassen.
1. Mose: Hinterlässt beim Leser den tiefen Wunsch, mehr über die Anfänge, die Ursprünge der Schöpfung, die anfängliche Freundschaft zwischen Gott und seinem Volk und darüber zu erfahren, was denn die Seligkeit dieser Beziehung schließlich zerstört hat.
Klagelieder: Zu lustig.
Philemon: Zu lang.
Jesaja: Zu kurz.
4. Mose: Zu emotionsgeladen.
Hiob: Im Stil sehr prosaisch und ein deprimierender Hinweis darauf, dass Männer und Frauen, die aus eigener, bewusster Schuld heraus in die Irre gehen, sehr oft nicht bereit sind, auf die vorzüglichen Ratschläge weiser Freunde zu hören.
Hoheslied: Eine leidenschaftslose Abhandlung über die intellektuellen und praktischen Probleme des formellen Umgangs zwischen Männern und Frauen. Ach, käme doch etwas von den sinnlichen, sexuellen Aspekten menschlicher Beziehungen darin vor!
Jakobus: Eine Ermahnung, dass unser Verhalten und Handeln im Vergleich zu unserem Glauben von geringer Bedeutung ist.
Genau dasselbe Vorgehen wenden Sie auf historische Gestalten an:
Martin Luther: Konformistischer Theologe, dem jeder Sinn für geistliche Erneuerung abging.
John Wesley: Ein Mann, dessen Leben und Wirken gekennzeichnet und möglicherweise beeinträchtigt war durch seine barsche Weigerung, zu reisen und zu lehren, weil er, wenn er unterwegs war, seine Frau so sehr vermisste.
Juliana von Norwich: Frau aus East Anglia, die sich so sehr in Alltagsdingen verzettelte, dass sie nie dazu kam, die abstrakteren, mystischen Aspekte des Glaubens zu erkunden.
Thomas Morus: Staatsmann und Schriftsteller, dessen Leben und Tod ein deutlicher Hinweis auf die negativen Folgen sind, die es haben kann, wenn wir unsere Prinzipien aufgeben.
General Booth: Ein respektloser, frivoler Mensch, der, wäre er nicht ständig auf der Suche nach Gelegenheiten gewesen, allen möglichen Leuten Streiche zu spielen, vielleicht viel zum Wohl der leiblichen und geistlichen Bedürfnisse einfacher Arbeiter hätte tun können.
Pater Pio: Ein kleiner Angeber. »Schaut alle her! Ich habe die Stigmata! Habt ihr die auch? Nein? Haha, dachte ich mir!«
Und dann sind da natürlich noch die christlichen Schriftsteller:
C. S. Lewis: Die fantasielosen, einfallslosen Schriften dieses Mannes hätten von etwas tieferer Gelehrsamkeit und mehr philosophischer Intuition profitieren können. Was Leser wirklich wollen und brauchen, ist, in eine neue und andersgeartete Welt geführt zu werden.
Aiden Wilson Tozer: Hätte ruhig etwas strenger und weniger versöhnlich sein können. Spielt denn das Kreuz überhaupt keine Rolle?
Gerard Manley Hopkins: Wo bleibt die Launigkeit?
Gilbert Keith Chesterton: Wo bleibt das Paradox?
William Barclay: Wo bleiben die biblischen Andachten?
Augustinus von Hippo: Ist ja schön und gut, wenn er davon predigt, unser Leben zu ändern und Erlösung zu suchen, aber wir wären vielleicht eher bereit gewesen, ihm zuzuhören, wenn Augustinus ein bisschen offener über sein eigenes früheres Leben gesprochen hätte. Hatte er zum Beispiel jemals eine Konkubine oder etwa uneheliche Kinder? Dürfen wir das erfahren?
Paulus: Unzulänglich gebildet und ohne jeden Hang zum Briefeschreiben, könnte man zu dem Schluss kommen, dass dieser