HUNDE JA-HR-BUCH DREI. Группа авторов

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ab: „Ach Sky, lass mal, ich mag Äpfel nicht so gerne.“ Doch Sky gab nicht auf und irgendwann ließ Sarah sich zu einer Kostprobe hinreißen. Sie wusch den Apfel in der Tonne mit dem frischen Regenwasser gut ab und biss herzhaft in das rotwangige Stück Obst. Zu ihrem Erstaunen schmeckte es und sie verzehrte gleich noch ein „Diebesgut“. Sky zeigte ihr beim Gang durch den großen Garten weitere Erlesenheiten wie Himbeeren, Brombeeren und Birnen. In der Schule wurden Sarahs sportliche Leistungen allmählich besser und ihre Fortschritte sowohl von den Lehrern als auch ihren Mitschülern durchaus registriert. Ein zusätzlicher positiver Nebeneffekt war, dass Sarah Pfund um Pfund in den letzten Wochen verloren hatte. Kein Wunder, denn anstatt sich wie früher mit einem Teller voller Fast Food vor den Fernseher zu hocken, tobte sie nun täglich mit Sky durch den Garten. Ihre Mutter sah die Veränderungen, zog allerdings die falschen Schlüsse daraus. Sie war der Ansicht, dass wohl die erste große Liebe gekommen sein musste, denn da fingen die jungen Mädchen irgendwann alle an, sich mehr um ihr Äußeres und vor allem um ihre Figur zu kümmern. Dass diese erste große Liebe den Namen Sky trug und auf vier Pfoten daherkam, ahnte niemand. Doch nach einigen Wochen kam es, wie es kommen musste. Sarah tobte gerade wieder ausgelassen mit Sky durch den Garten, als plötzlich eine junge Frau vor ihnen stand. Der Collie unterbrach das Spiel mit Sarah, um Karin, sein in Jeans, T-Shirt und Turnschuhen gekleidetes Frauchen freudig und stürmisch zu begrüßen. Sarah begann sofort und ungefragt ihre Erklärungen. Sie gab den Diebstahl der Äpfel zu, erzählte, wie sie Sky kennengelernt hatte, und beichtete, dass sie nun schon seit einigen Wochen nach der Schule mit dem Collie spiele. Karins Gesichtszüge entspannten sich mehr und mehr. Sie hörte den Schilderungen des Mädchens zu, ihre Mundwinkel begannen zu zucken und das leichte Schmunzeln wurde schließlich zu einem sympathischen breiten Lachen.

      „Sky hat mir kein Sterbenswörtchen erzählt“, grinste sie. Dann fuhr sie fort: „Weißt du, dass du dich so mit meinem Hund beschäftigt hast, finde ich toll. Manchmal habe ich mich gewundert, dass er abends müde, ruhig und ausgeglichen unter meinem Schreibtisch lag, obwohl ich ihn so viele Stunden alleine gelassen hatte. Es ging leider nicht anders in der letzten Zeit. Eine Arbeitskollegin ist nun schon etliche Wochen krank, das bedeutete für mich, einiges an Überstunden ableisten zu müssen. Zum Glück ist nun eine Aushilfe eingestellt, aber wenn du mit Sky vielleicht weiterhin ein Mal in der Woche … “

      Sarahs Blick wurde traurig. Sie schaute auf Karin und dann auf ihren vierbeinigen Freund.

      „Ein Mal in der Woche?“

      „Ja, aber nur wenn du die Zeit hast und es dir nicht zu viel wird. Bezahlen würde ich dir auch etwas, als kleine Taschengeldaufbesserung.“ „Er freut sich jeden Tag so auf mich – und ich mich auch auf ihn! Ich nehme doch kein Geld dafür, dass ich mit ihm spiele.“ Dann gab sie sich einen Ruck und traute sich zu fragen: “Kann ich auch öfter kommen?“

      „Aber sicher!“, lachte Karin. Sie nahm Sarah in den Arm und drückte sie leicht an sich. „Wann immer du willst, ihr seid wohl richtige Freunde geworden, nicht wahr?“

      Das Mädchen nickte. Sie setzten sich ins Gras und Karin erzählte Sarah von Sky. Er sei vor zwei Jahren als Notfall zu ihr gekommen. Sie hätte auf einer Tierschutzseite im Internet den dringenden Aufruf gelesen, einem armen Collie, der in Spanien in der Tötungsstation abgegeben worden war, vorübergehend einen Pflegeplatz zu geben, und sich sofort gemeldet. Von da an wäre Sky immer bei ihr gewesen. Sie hätte sich nicht mehr von ihm trennen können, obwohl er eigentlich zu dem Zeitpunkt gar nicht in ihr Leben passte. Viel Arbeit und zwei Umzüge machten es nicht immer leicht, dem Collie gerecht zu werden. Im nächsten Jahr sei ein mehrmonatiger Auslandsaufenthalt geplant, wohin solle sie dann mit Sky?

      Sarah schaute Karin an: „Na, zu mir.“ Karin lächelte über so viel Enthusiasmus, merkte aber sofort, dass es dem Mädchen durchaus ernst war. Am selben Abend erzählte Sarah ihrer Mutter, was geschehen war. Die Mutter gab nach längerem Drängen ihrer Tochter die Erlaubnis, Sky in Karins Abwesenheit aufnehmen zu dürfen. Die beiden Frauen lernten sich ein paar Tage später bei Kaffee und Kuchen kennen. Auch Sarahs Mutter erlag dem Colliecharme, dem sich wohl kaum einer so leicht entziehen kann. Sarah und Sky blieben Freunde fürs Leben, und selbst als die zu einer hübschen, jungen Frau herangereifte Sarah ihr Studium in einer anderen Stadt aufnahm, ließ sie es sich nie nehmen, Sky zu besuchen, wann immer es ging. Sky war mittlerweile alt geworden. Die Hinterläufe waren steif und seine Lefzen umspielte ein weise ausschauendes Altersgrau. Bis zuletzt bezauberte er durch sein Wesen, seine immer freundliche Ausstrahlung und seinen Charakter.

      Drei Tage vor Weihnachten bekam Sarah einen Anruf von Karin: „Willst du ihn noch mal sehen? Es geht zu Ende mit ihm. Er hat keine Kraft mehr. Ich denke, wir sollten ihm weiteres Leid ersparen. Er hat es einfach nicht verdient, noch mehr Schmerzen aushalten zu müssen.“

      „Ich bin schon auf dem Weg, Karin. Wir gehen zusammen zum Tierarzt. Sky soll uns beide bis zuletzt riechen, fühlen und um sich haben dürfen.“

      Sie fuhr die weite Strecke, ohne eine Pause zu machen. Noch am selben Tag wurde Sky erlöst und ging über die Regenbogenbrücke. Sarah weinte um ihren Freund, doch sie hatte ihn noch einmal sehen, streicheln und halten können. Er hatte es wohl gespürt, denn sein Abschiedsblick war voller Dankbarkeit. Ein letztes Mal ließ er die Zunge seitlich aus dem Maul hängen und das Grinsen des jungen Hundes von einst blitzte auf. Später traten in Sarahs Leben immer wieder Collies, die auf irgendeine Art und Weise in Not geraten waren. Sky jedoch vergaß sie nie, ganz im Gegenteil, er war und blieb der Urvater all seiner Nachfolger. Durch ihn war Sarah „auf den Collie“ gekommen.

      Danke, Sky! – FÜR ALLES.

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