HUNDE JA-HR-BUCH ZWEI. Группа авторов

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      Wenn wir Julia jemals einen eigenen Hund schenken wollten, gab es da einen besseren Zeitpunkt als ihren sechsten Geburtstag? Dann hätte sie ihn ihre Kindheit hindurch, und bis sie eines Tages ihre unvorhersehbaren eigenen Wege gehen würde, wäre die Lebensspanne des Hundes erschöpft und sie würde ihn nicht bei uns zurücklassen müssen. „Doch, das ist gut“, sagte ich zu mir selbst und legte mir dabei die Argumente passend zurecht.

      „Dann bringe ich ihn heute Abend mit und Julia bekommt ihn zum Geburtstag. Es kann aber 22 Uhr werden.“

      Ich war total aufgeregt, aber durfte mir nichts anmerken lassen. Zum Glück war der Geburtstag schon am nächsten Tag. Es war nicht mehr auszuhalten: Ein Hund mit Kuhflecken, wie mochte der wohl aussehen? Für unsere Tochter würde er das schönste Geschenk überhaupt sein, und damit er auch als solches zu erkennen war, musste eine rote Schleife her. Ich zog meine beiden Kinder an und fuhr mit ihnen ins Kaufland, um Schleifenband zu besorgen.

      Es war schon dunkel und ich stand ungeduldig in der Haustür, als mein Mann den Motor seines Autos abstellte. Während er auf mich zukam, verdeckten seine Hände den kleinen Hund, sodass von ihm nicht viel zu sehen war. Aufgeregt tippelte ich meinem Mann in die Küche hinterher, wo er mir den kleinen Wuschel entgegenhielt wie einen Schatz.

      „Ist der niedlich!“, entfuhr es mir. Meine Bedenken, das Hündchen könnte doch einer Kuh ähneln, waren verflogen. Ich hatte noch nie einen dermaßen putzigen Hund gesehen. „Und er ist richtig flauschig mit seinen langen Haaren! Da kann Julia aber bürsten!“, freute ich mich.

      „Und Julia kann die kleine Hündin Flöckchen nennen“, stellte mir mein Mann seine neueste Errungenschaft vor.

      Neugierig sahen mich zwei dunkle Augen in einem weißen Hundegesicht an, umrahmt von etwas zu groß geratenen grauen Schlappohren. Die kleine schwarze Nase stupste in meine Hand, während die winzige Zunge mich freudig anleckte. Auf weißem Untergrund waren drei große schwarze „Kuhflecken“ gleichmäßig über das Hündchen verteilt.

      „Sie wollte nicht auf dem Beifahrersitz bleiben und ist mir auf den Schoß geklettert. So bin ich den halben Berliner Ring mit ihr entlanggefahren.“

      „Du bist aber ein anhängliches Hundchen“, lobte ich daraufhin die Kleine, was mir mit Fiepen und Schlecken gedankt wurde. Charlie begrüßte die Kleine auch freudig und das Fellknäuel sprang immer an ihm hoch, um zu spielen.

      Ich weiß nicht mehr, wie wir den ersten Gassigang hinter uns gebracht haben, aber an die erste Nacht erinnere ich mich gut. Mein Mann hatte unserer neuen Mitbewohnerin einen Platz neben unserem Bett auf seiner Seite zugewiesen. Es war sehr spät und ein aufregender Tag war vorbei. Die Kleine wurde auf ihr Lager gebettet. Kaum war das Licht aus, fiepte das kleine Ding herzerweichend. Sogleich streichelte mein Mann das Hündchen, was mit Stille belohnt wurde. Leider schlief er aber ab und zu ein, woraufhin der Hund immer lauter winselte. Irgendwann im Morgengrauen hatten die beiden eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Position gefunden: Mein Mann schlief auf dem Bauch, seine große Hand lag auf dem kleinen Hund.

      Am Geburtstagsmorgen stand ich früh auf und band der kleinen Hündin ihre rote Schleife um den Hals. Sie sah damit aus wie ein niedliches Stofftier. Mein Mann nahm das Fellknäuel und versteckte es mit der linken Hand hinter seinem Rücken. Wir gratulierten unserer Tochter der Reihe nach und Julia wollte sich schon ihrem Geburtstagstisch zuwenden, als mein Mann das Hündchen mit der roten Schleife in seiner Hand hinter seinem Rücken hervorholte und ihr hinhielt. Die Kinderhände nahmen das Wesen und drückten es vorsichtig an die Brust. Unaufhörlich streichelte Julia ihren neuen Hund und sagte dabei kein Wort. So ging es einige Zeit, nur ihre Gesichtsfarbe wechselte von weiß nach rot und zurück. Ich war verwirrt. Nach ein paar Minuten fragte ich unsicher: „Freust du dich denn gar nicht, Julia?“

      Es dauerte eine Weile, bis die Antwort kam.

      „Doch Mama, ich kann es gar nicht glauben. Als Papa den Hund hinter seinem Rücken hervorgeholt hat, habe ich gedacht, der ist nicht echt. Das ist ein elektrischer Hund mit Batterie! Du hast doch gesagt, wir können keinen zweiten Hund haben.“ Als sich das Gelächter gelegt hatte, wollte ich wissen, wie ihr neuer Hund heißen sollte. „Na, Flöckchen!“

      Von unserer Nachbarschaft wurden wir oft gefragt, ob dieser Hund einem Disneyfilm entsprungen sei. Oder wir wurden mit den Worten begrüßt: „Wie geht es denn eurem Meerschweinchen?“ Die Aufmerksamkeit der Nachbarskinder für Flöckchen war so groß, dass ich Regeln einführen musste, damit die Kleine keinen Schaden nahm.

      Mit der nächtlichen Ruhe gab es in Zukunft kein Problem mehr. Flöckchen hatte ihr Körbchen vor Julias Bett. In der Nacht holten wir sie zum Gassigehen noch mal heraus. Eines Nachts schaute ich später erneut ins Kinderzimmer und sah, dass Flöckchen nicht in ihrem Körbchen lag. Weil ich sie im Dunkeln nicht fand, schaltete ich das Licht ein und entdeckte sie an Julias Beinen, in eine Bettfalte versteckt. Das kleine Schlitzohr hatte gelernt, dass nach dem letzten Gang die Luft rein war und sie in Julias Bett weiterschlafen konnte. Bei den weiteren nächtlichen Kontrollen hörte ich schon ein plumpsendes Geräusch, wenn ich auf der letzten Treppenstufe war. Ich konnte Flöckchen nie wieder überführen, denn sie lag immer ordentlich in ihrem Körbchen, nachdem ich die Kinderzimmertür geöffnet hatte.

      Mittlerweile sind Julia und Flöckchen elf Jahre lang miteinander liebevoll verbunden und unzertrennlich. Und irgendwie ist sie doch ein elektrischer Hund, denn sie bekommt seit jungen Hundejahren Herztabletten und es geht ihr mit diesen „Batterien“ – glücklicherweise – richtig gut.

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