Heimkehr. Jan Eik

Heimkehr - Jan Eik


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ich ja hier», sagte er. «Sonst hätte ich dich kaum so schnell gefunden.»

      Wieder dauerte es einen Augenblick, bis Kappe verstand. «Du willst zur Polizei?», fragte er ungläubig.

      Hartmuts Antwort war nicht geeignet, seine Verwunderung zu mildern. «So ist es vorgesehen …»

      Kappe stellte keine weitere Frage. Wenn etwas «so vorgesehen» war, dann kam es von ganz oben und blieb unwidersprochen. «Dann darf ich dich möglicherweise künftig zu meinen Chefs zählen», vermutete Kappe, bemüht, es nicht wie eine Frage klingen zu lassen.

      «Ich glaube nicht», beruhigte ihn der Sohn. «Ich soll vorerst irgendwo aufs Revier.»

      Im britischen oder amerikanischen Sektor, dachte Kappe, ohne es auszusprechen. Das war die übliche Taktik der Russen, ihre Leute als Ersatz für die Kommunisten unterzubringen, die von den Westalliierten entlassen worden waren. «Na gut, Herr Kollege in spe», sagte Kappe, und eine Spur von Bitterkeit klang in seiner Stimme mit. «Das sind ja eine ganze Menge Überraschungen auf einen Haufen. Nur wie ich deiner Mutter beibringen soll, dass du sie erst in ein paar Tagen sehen willst, weiß ich noch nicht.»

      Kappes Ton brachte Hartmut doch ein wenig in Verlegenheit. «Wenn ich es schaffe, komme ich morgen Abend bei euch vorbei. Ich habe wirklich eine Menge um die Ohren, bis alle Papiere fertig sind …»

      Kappe klopfte ihm auf die Schulter. «Tu Mama den Gefallen!», bat er väterlich. «Hast du überhaupt unsere Adresse?»

      Hartmut nickte. «Die hat man mir schon gegeben.» Er drückte seinen Vater noch einmal an sich und verließ eilig den Raum.

      Ein seltsamer Duft blieb zurück. Machorka, wie Kappe erkannte. Schwerfällig ließ er sich wieder hinter seinem Schreibtisch nieder. Was für ein unwahrscheinliches Glück: Beide Söhne hatten den Krieg überlebt. Und doch konnte Kappe nicht leugnen, so etwas wie Unzufriedenheit zu verspüren. Das mit Karl-Heinz ließ sich vielleicht noch hinbiegen, wenn die Zeiten erst wieder normaler waren. Bezüglich Hartmuts Wandlung war er da weniger zuversichtlich.

      Kurz darauf betrat der Neue den Raum. «Kann ich noch irgendwas tun?», fragte er. Besonders unternehmungslustig klang es nicht.

      Kappe blickte ihn melancholisch an. «Ist was drauf auf dem Film?», lautete seine Gegenfrage. Er misstraute Schiecks Fähigkeiten. Der hatte unlängst einen Film versaut und behauptet, es habe am Entwickler gelegen.

      «Soweit ich das beurteilen kann, ist was zu erkennen. Muss aber erst trocknen.»

      «Dann soll Schieck meinetwegen einen Fön nehmen!»»

      Der Neue blickte ihn erstaunt an. «Der ist schon weg. Er musste ganz eilig zu einer Versammlung. Hat er Ihnen das nicht gesagt?»

      Kappe griente bissig. «Da hat er dich nicht gleich mitgenommen?» Das Du floss ihm sonst nicht so leicht über die Lippen, aber bei dem Milchgesicht kam es wirklich nicht darauf an.

      «In welcher Partei ist er denn?», erkundigte sich Holtefret.

      Kappe hätte jetzt sagen können: In derselben, zu der mein ältester Sohn mit einiger Gewissheit bald gehören wird. Doch er hielt sich zurück. «Na rate mal!», sagte er. «Für Schieck gibt’s nur eine, und wenn es nach ihm ginge, wären wir alle längst seine Genossen.»

      Holtefret hob die Schultern und sagte: «Ich mach mir nicht viel aus Politik.»

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