Beverly Malibu. Katherine V. Forrest

Beverly Malibu - Katherine V. Forrest


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Fernsehreporterin, einer jungen Frau, die Kate vage bekannt vorkam. Ringsherum drängelten sich bereits andere Radio- und Fernsehjournalisten, um Bodwin möglichst schnell vor ihre eigenen Mikrofone zu bekommen.

      »… Maßnahmen eingeleitet«, sagte Bodwin gerade mit gedämpfter Stimme, während er sein zerfurchtes Spanielgesicht in gewichtige Falten legte. »Im Moment liegen uns noch keine weiteren Erkenntnisse vor.«

      Eine Bandenschießerei an der Eastside, dachte Kate mürrisch, würde vielleicht gerade mal kurz in den Nachrichten erwähnt – aber ein Mordfall so dicht am Rodeo Drive löste natürlich einen riesigen Medienwirbel aus.

      Sie drehte dem Spektakel den Rücken zu und inspizierte den Schauplatz des Verbrechens, ein zweigeschossiges, mit beigefarbenem Stuck verziertes Gebäude, auf dessen Vorderseite in riesigen, protzigen Goldbuchstaben der Name »Beverly Malibu« prangte. Die Eingangstür und die Frontfenster im ersten Stock waren von hell-türkisfarbenen Mosaikfliesen mit Goldsprenkeln eingerahmt. Das einzige Grün bestand aus zwei dichten Stauden Papageienblumen rechts und links vom Eingang.

      Das Gebäude war eine Ausnahme im Block, ein krasser Gegensatz zu seinen neueren, eleganteren Nachbarn. Es füllte das bescheidene Grundstück fast vollständig aus, die schmalen Gehwege auf beiden Seiten endeten an Holzpforten, die mit Vorhängeschlössern versehen waren. Die sechs Parkplätze unter dem Mauervorsprung an der Frontseite reichten kaum für die Zahl der Mietparteien und bestätigten, dass das Beverly Malibu zu einer Zeit entstanden war, als die Baugesetze von Los Angeles noch keinen Nachweis über grundstückseigene Parkplätze verlangten.

      Kate zog ihr Notizbuch aus der Umhängetasche und notierte die Uhrzeit: 19 : 23 Uhr, das Datum: 24. November 1988, und ihren ersten Eintrag: nur drei Wagen parkten am Haus. Dann steckte sie ihr Dienstabzeichen an den Anorak und tauchte unter den gelben Absperrbändern durch.

      Sergeant Fred Hansen, eine Hand am Pistolenhalfter, in der anderen sein Klemmbrett, bewachte breitbeinig den Eingang. Mit gleichmütiger Miene beobachtete er Lieutenant Bodwin und die zwei Streifenbeamten, die die Schaulustigen zurückhalten sollten. Als er Kate entdeckte, nickte er ihr zu und musterte trübselig ihre Aufmachung.

      Er deutete auf die Scheinwerfer, und sein sanfter Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Die Hauseigentümerin hat einige dieser Medienfritzen verständigt. Sie hat ’n ziemlich großes Mundwerk.«

      Kate zuckte die Achseln: »Worum geht’s, Fred?«

      Er zog sein Klemmbrett zu Rate. »Das Opfer heißt Owen Sinclair, dreiundsiebzig, Rentner. War früher mal Filmregisseur, sagt die Hausbesitzerin. Laut Protokoll ist die Meldung um 18 : 04 Uhr eingegangen.« Er schaute auf. »Er hatte keinen leichten Tod, Kate. So wie der aussah …« Er schüttelte den Kopf. »Ed wartet in der Wohnung, erster Stock, nach hinten raus.«

      Wenn Hansen nicht noch irgendeinen Geistesblitz anzubieten hatte – was selten der Fall war –, brauchte sie keine weiteren Einzelheiten, sie würde sich früh genug ein eigenes Bild machen können. Sie deutete mit dem Kopf auf das Gebäude. »Nehmen Ihre Leute die Personalien auf?«

      Er nickte. »Vierzehn Mieter, außer Sinclair, im Moment sind aber nur neun da. Das ist alles, was ich bis jetzt sagen kann.«

      »Danke, Fred«, sagte sie in mechanischer Anerkennung dieser ersten groben Fakten. Sie ging den Weg hoch, vorbei an den staubbedeckten Papageienblumen, und betrat das Beverly Malibu.

      Die Eingangshalle mit ihrem grau gefliesten Fußboden war nicht viel größer als ein Stehklo. An einer der Wände hingen mehrere Briefkästen in einer Reihe. Kate überflog die Namensschilder, ohne sie sich bewusst einzuprägen. Neben einem der Namen prangte die stolze Bezeichnung MANAGER. Fünfzehn Wohnungen, belegt von fünfzehn einzelnen Personen …

      Links von der Eingangshalle führte ein runder Türbogen in einen Raum mit grüner PVC-Auslegeware. Kate sah ein Waschbecken und eine resopalbeschichtete Theke, einen langen Tisch, Klappstühle und einen Fernseher. Auf der Theke waren Spuren von einer Feier übrig geblieben, die hier früher am Tag stattgefunden hatte: eine Punschschüssel und ein wildes Durcheinander von Plastikbechern, Papptellern, Servietten und anderen Utensilien.

      Merkwürdig, dachte Kate, dass es in einem so alten und relativ kleinen Gebäude einen Gemeinschaftsraum gibt.

      Sie sah den Korridor hinunter. Zwei Polizeibeamte standen vor einer der Wohnungstüren und sprachen mit einem Mieter. Kate konnte die Gesichter nicht erkennen, weil sie zu weit entfernt waren. Sie zählte fünf Türen auf der linken, vier auf der rechten Seite, einschließlich der des stolzen Managers. Offenbar Einzimmerwohnungen oder Wohnungen mit Schlafzimmer. Die anderen sechs Wohnungen im ersten Stock mussten ein Zimmer mehr haben. Sie ging zur Treppe und stieg über einen verschlissenem grauen Teppichbelag zum ersten Stock hoch.

      Sie nickte Knapp zu, der den Korridor bewachte. Hollings, sein Partner, befand sich ohne Zweifel in einer der Wohnungen, um erste Informationen zu sammeln. Taylor, in brauner Hose und braunkariertem Jackett über einem gelben Polohemd, stand am Ende des Korridors lässig an die Wand gelehnt, die Arme über seinem Kugelbauch verschränkt. Er schwenkte grüßend sein Notizbuch und kam ihr entgegen.

      »Dann also auf ein fröhliches Thanksgiving«, knurrte er.

      »Hast du wenigstens noch mit deiner Familie essen können?«, fragte sie teilnahmsvoll.

      »Ja, das schon, Bert und seine Frau sind gegen zwölf aus Oceanside gekommen. Wir haben früh gegessen.« Bei der Erwähnung seines ältesten Sohnes war Taylors Gesicht weich geworden. Er warf einen Blick auf ihre Kleidung. »Und wie war’s bei dir, Kate? Grad unterwegs gewesen, was?«

      Sie nickte. »Hab auf dem Weg hierher an einem Truthahnbein geknabbert.« Das entsprach buchstäblich der Wahrheit. Sie hatte sich mit Maggie Schaeffer und einigen Freundinnen in Maggies Haus im Tal getroffen. Nach dem Essen hatten sie zusammen in die Nightwood Bar gehen wollen.

      »Der Kerl, der dir das Essen verdorben hat –« Taylor fuchtelte mit dem Daumen. »Sicher ist, dass ihm jemand seins verdorben hat.«

      Kate sah durch die offene Tür von Apartment Nr. 13 in ein chaotisches Wohnzimmer, das unter einem Berg von Hifi-Geräten begraben war. Unzählige Plattenspieler, Tonbandgeräte, CD-Player, große und kleine Lautsprecher – alles auf Schränken gestapelt oder über den abgetretenen Plüschteppich verstreut. Zwei Lautsprecher hingen an der Wand über langen Sideboards, die mit Platten und Tonbändern vollgestopft waren. Die Wohnung roch stark nach kaltem, abgestandenem Zigarrenrauch.

      Taylor ging ins Wohnzimmer. »Das andere Zimmer besteht vom Boden bis zur Decke nur aus Schallplatten, viele davon alte Fünfundvierziger und Achtundsiebziger.«

      Kate warf einen flüchtigen Blick auf die Einrichtung: ein Sofa, das mit einem fransigen Baumwollüberwurf bedeckt war, billige helle Tische, unbeschreibliche Lampen und ein zerschlissener lederner Fernsehsessel. Taylor trottete den Flur hinunter. Sie ging ihm nach und runzelte bei seinem schweren Tritt unwillkürlich die Stirn, während sie sich all die kostbaren Beweisstücke vorstellte, die gerade von diesen dicken Ledersohlen vernichtet wurden.

      Drei Räume gingen vom Flur ab – der mit den Schallplatten, den Taylor erwähnt hatte, ein Bad und schließlich das Mordzimmer. Taylor trat zur Seite und ließ sie eintreten.

      Owen Sinclairs Leiche steckte in Boxer-Shorts und lag auf der Seite mit dem Gesicht zu ihr. Der Körper war unnatürlich verkrümmt, der Rücken stark durchgebogen, die Beine nach hinten gestreckt. Der Bauch wies Kratzspuren auf, die offenbar vom Opfer selbst stammten. Die Nägel der Hand, die sich Kate entgegenstreckte, waren blutverkrustet. Der andere Arm war mit Handschellen an den Kopfteil des Messingbetts gefesselt. Das bläulich angelaufene Gesicht war zu einem sardonischen Grinsen verzerrt. Die hervortretenden Augäpfel schwammen in Blut.

      »Seine Augen«, sagte Taylor. »Wenn das kein Mordskater ist!«

      Kate fragte sich, welcher Unglücksrabe wohl als Erster in diese grausige Todesszene gestolpert war. »Wer hat ihn gefunden, Ed?«

      Taylor sah in sein Notizbuch: »Paula Grant und ihre Nichte, Aimee Grant, die bei ihr zu Besuch ist. Die Wohnung nebenan. Miss Grant und ihre Nichte wollten gerade essen


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