ACT leicht gemacht. Russ Harris

ACT leicht gemacht - Russ Harris


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Aufmerksamkeit auf Gedanken und Gefühlen statt auf der gegenwärtigen Aktivität (häufig als »Zerstreutheit« oder »Unfokussiertheit« beschrieben), kognitive Aktivitäten wie Sorgen machen, Grübeln und Zwangsvorstellungen.

      Manchmal begegnen Sie Klienten, die mit ihrem offenen Verhalten ziemlich zufrieden sind. Sie gehen durch das Leben und machen all Dinge, die sie machen möchten (oder wenigstens sagen sie das). Das Problem, über das sie sich beklagen, ist, dass sie sich an dem, was sie tun, nicht freuen oder dass sie es nicht wertschätzen können, weil sie so von Sorgen (oder anderen kognitiven Prozessen wie Grübeln, Fantasieren, Zwangsvorstellungen oder Verweilen in der Vergangenheit) eingenommen sind. In dem nächsten Beispiel ist die Klientin – die vor Kurzem an Krebs erkrankt war – von der Sorge verzehrt, dass sie oder jemand, den sie liebt, krank werden könnte. Sie sorgt sich auch über soziale Situationen, sowohl vorher wie nach dem Ereignis (ob die Leute sie mögen werden, ob sie sie langweilt).

      Ihre Angst hält sie nicht davon ab, die Dinge zu tun, die sie tun möchte – sie besucht weiterhin Freundinnen, verbringt Zeit mit ihren Kindern, geht zur Arbeit und so weiter –, aber sie macht es ihr schwer, sich über diese Dinge zu freuen. Sie kam zur Therapie mit einer Reihe emotionaler Ziele: aufzuhören, sich Sorgen zu machen, aufzuhören, über die Möglichkeit nachzudenken, krank werden zu können, glücklicher zu sein und weniger Angst zu haben.

      Der Therapeut macht bewusst, dass sich das offene Verhalten der Klientin (das heißt, ihre physischen Handlungen), wenn die Therapie erfolgreich ist, nicht verändert, aber ihr verdecktes Verhalten (das heißt, ihr inneres psychisches Verhalten). Zum Beispiel gerät die Klientin, obwohl sie zurzeit an sozialen Ereignissen teilnimmt, in den Griff ihrer Sorgen. Das führt zu Wegbewegungen, die vor allem in verdeckten Verhaltensweisen bestehen, wie innerem Aussteigen und Fokussieren auf Gedanken und Gefühle, statt darauf, ganz bei denen präsent zu sein, die ihr nahestehen (bei Klienten würden wir sagen, dass sie »abgelenkt werden«). Im folgenden Transkript formuliert die Therapeutin, wie ein Therapieerfolg (d. h. eine Veränderung verdeckten Verhaltens) aussehen würde.

      Therapeut: Ein Teil unserer Arbeit hier besteht also darin, Ihnen zu helfen, neue Fertigkeiten zu entwickeln, um mit all diesen angstvollen Gedanken und Gefühlen effektiver umzugehen. Insbesondere soll sie Ihnen helfen, besser zu fokussieren, wenn Sie sich in solchen sozialen Situationen befinden, damit Sie sich wirklich auf das einlassen können, was Sie tun, und ganz bei Ihren Nächsten präsent sind – sodass Sie diese Ereignisse wirklich wertschätzen können.

      Klientin: Aber wie ist es mit dem Sorgen machen? Ich möchte damit wirklich aufhören. Es ist nicht gut für mich.

      Therapeut: Klar. Sorgen machen bedeutet im Grunde, dass angstvolle Gedanken Sie im Griff haben. Nun weiß ich nicht, wie Sie Ihren Verstand daran hindern können, Ihnen Gedanken an schlimme Dinge einzugeben, die passieren könnten. Jeder Verstand tut das in gewissem Maße. Aber wenn uns solche Gedanken in den Griff bekommen – wenn wir ganz in sie verstrickt sind, wenn wir uns ganz in ihnen verloren haben –, dann nennen wir das »Sorgen machen«. Ein anderer Teil unserer Arbeit besteht also darin, zu lernen, wie Sie sich aus dem Griff solcher angstvollen Gedanken lösen und Ihre Aufmerksamkeit wieder auf das richten können, was Sie tun. Das ist das Gegenmittel gegen Sorgen machen.

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      Haben Sie gesehen, wie die Therapeutin das Ziel des Toten, »Aufhören, sich Sorgen zu machen«, zu dem Ziel des lebendigen Menschen umformuliert hat, »sich aus dem Griff ängstlicher Gedanken zu befreien und die Aufmerksamkeit auf die anstehende Aktivität umzulenken«? Wir können eine ähnliche Umformulierung für andere kognitive Prozesse verwenden: Grübeln, Verweilen bei der Vergangenheit, Rachefantasien, Anklagen, Zwangsvorstellungen und so weiter. Wir können diese verdeckten Verhaltensweisen als »Verstrickungen« in den jeweiligen kognitiven Inhalt (z. B. Gedanken daran, »warum ich so bin«, schmerzhafte Erinnerungen, Rachefantasien) umformulieren. Das Gegenmittel besteht dann darin, zu lernen, wie man sich aus der Verstrickung in so einen kognitiven Inhalt befreit und die Aufmerksamkeit wieder auf die Aktivität richtet, um die es im Moment geht.

      Mit einem Punkt der Entscheidung könnten wir diese Zusammenfassung des Therapeuten wie folgt veranschaulichen. (Beachten Sie, dass sowohl die Hinbewegungen als auch die Wegbewegungen verdeckte Verhaltensweisen sind).

      Therapieziele: Zwei Beispiele

      In diesem Kapitel gibt es eine Menge Neues. Um Ihnen zu helfen, den Überblick zu behalten, gebe ich Ihnen daher ein paar Beispiele für Verhaltensziele in der Therapie, wie sie vom Therapeuten zusammengefasst würden.

      Verhaltensziele bei Depression

      Diese Klientin antwortete auf die Zauberfrage, dass sie dann wieder arbeiten gehen, Sport treiben und mehr Zeit mit ihren Freunden und ihrer Familie verbringen würde.

      Therapeut: Können wir es also so formulieren: Sie scheinen mit Depression zu meinen, dass Sie zum einen von zahlreichen unangenehmen Gedanken in Beschlag genommen werden – negative Selbstkritik, ein Gefühl von Ratlosigkeit sowie Gedanken und Erinnerungen an schmerzliche Ereignisse aus der Vergangenheit. Zum anderen kämpfen Sie gegen einige wirklich schmerzliche Gefühle wie Schuldgefühle, Traurigkeit, Ängste und körperliche Erschöpfung an. Klingt das richtig? Und wenn Sie in diese Gedanken und Gefühlen verstrickt werden, gehört zu Ihren Wegbewegungen, dass Sie viel Zeit im Bett verbringen, sich aus dem sozialen Leben zurückziehen, zu Hause bleiben, keinen Sport mehr treiben und nicht zur Arbeit gehen. Sehe ich das richtig? Für heute bestehen Ihre Ziele also darin, (a) einige neue Kompetenzen zu erlernen, um mit all diesen schwierigen Gedanken und Gefühlen besser umzugehen – sich von ihnen zu lösen, sodass sie Sie nicht mehr niederdrücken oder zurückhalten, und (b) wieder das zu tun, was Ihnen wichtig ist – soziale Kontakte pflegen, arbeiten gehen, Sport treiben und grundsätzlich das tun, was Sie erfüllt? Stimmt das so ungefähr?

      Beachten Sie, wie die Therapeutin das Thema in zwei Aspekte aufteilt, die genau dem Punkt der Entscheidung entsprechen: (1) Verstrickung in Gedanken und Gefühle (Verschmelzung mit ihnen und ihre Vermeidung) und (2) unzweckmäßiges Handeln. Wenn es gewünscht wird, kann der Therapeut dies während seiner oben wiedergegebenen Ausführungen anhand eines Punktes der Entscheidung veranschaulichen. Das würde etwa so aussehen:

      Halten Sie fest, dass wir von Anfang an auf subtile Weise die Grundlage für zwei entscheidende Einsichten herstellen können:

      1. Das Hauptproblem sind nicht unsere Gedanken und Gefühle, sondern die Verstrickung in ihnen (Fusion und Vermeidung).

      2. Unser Verhalten wird nicht von unseren Gedanken und Gefühlen kontrolliert.

      Die zweite wesentliche Einsicht ist auch für Therapeutinnen oft überraschend, daher möchte ich näher darauf eingehen. Unser Verhalten wird zwar von unseren Gedanken und Gefühlen beeinflusst, aber nicht von ihnen kontrolliert. Wie wir in Kapitel 4 gesehen haben, wird unser Verhalten in jedem Moment von zahlreichen Stimuli sowohl aus unserer Innenwelt als auch aus unserer Umwelt beeinflusst.

      Wann haben Gedanken und Gefühle also den größten Einfluss auf unsere Handlungen? Sie haben es erraten: im Kontext von Fusion und Vermeidung. Im Kontext von Defusion und Akzeptanz (also von Achtsamkeit) wirken sich dieselben Gedanken und Gefühle weitaus weniger auf unser Verhalten aus (das heißt, wir lösen uns aus der Verwicklung mit ihnen), was es uns leichter macht, im Einklang mit unseren Werten zu handeln.

      Je größer also unsere psychische Flexibilität ist, desto mehr sind wir in der Lage, zu wählen, wie wir – unabhängig von unseren Gedanken und Gefühlen – uns verhalten wollen. Vor diesem Hintergrund unterscheiden wir immer wieder zwischen (a) den Gedanken und Gefühlen eines Klienten (den Antezedenzien) und (b) dem, was der Klient tut, wenn sich diese Gedanken und Gefühle zeigen (Verhalten). Letztlich wollen wir die Illusion zerstören, dass Ersteres Letzteres kontrolliert.

      Betrachten wir jetzt ein weiteres Beispiel einer guten Zielsetzung für Verhalten.

      Verhaltensziele bei einer Sucht

      Dieser


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