Gott und die anderen Großen. Ernst Peter Fischer
© Verlag KOMPLETT-MEDIA GmbH
2013, München / Grünwald
ISBN 978-3-8312-5729-4
Lektorat: Carolina Haut
Design Cover: Heike Collip, Pfronten
Satz: Schulz Bild & Text, Mainz
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Ernst Peter Fischer
Gott und die anderen Großen
Wahrheit und Geheimnis in der Wissenschaft
Wissenschaft ist „das wirksamste Mittel, das der Mensch gefunden hat, um neben Gott bestehen zu können.“
François Jacob
Für Klaus,
der im Glauben an die Chancen des Wissens handelt
Inhaltsverzeichnis
„Wenn du dir die Liebe Gottes in Erinnerung rufen willst, sagte Mom immer, schau dir einfach den Sonnenaufgang an. Und wenn du dir den Zorn Gottes in Erinnerung rufen willst, sagte Dad, schau dir einen Tornado an.“
Jeanette Walls, „Ein ungezähmtes Leben“
Ein Vorspiel im Theater
„Nun sag‘, wie hast du‘s mit der Religion?“ So lautet die berühmte Frage, die das Fräulein Margarete im ersten Teil von Goethes Faust dem gelehrten Mann der Wissenschaft mit diesem Namen stellt, während sie mit ihm einen Gartenspaziergang unternimmt, wie Verliebte es tun. Zwar versucht Faust diese ihm eher lästige, inzwischen als „Gretchenfrage“ sprichwörtlich gewordene Bitte um ein Bekenntnis abzuweisen, in dem er ein ganz anderes Thema anzuschlagen versucht und abwiegelt: „Laß das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut.“ Doch das fromme Fräulein lässt nicht locker, und Margarete formuliert ihre kleine Frage an den großen Mann punktgenau um: Heinrich, „Glaubst du an Gott?“
Die Gretchenfrage und die Wissenschaft
„Glaubst du an Gott?“ – die Antwort, die jemand auf diese Gretchenfrage gibt, hängt von vielen Faktoren ab, zu denen sicher auch das Wissen gehört, über das der oder die jeweils Angesprochenen verfügen und das sich vor allem in den letzten vier Jahrhunderten ungemein verändert hat. In dieser Zeit haben sich, von Europa ausgehend, Menschen in aller Welt im Rahmen einer methodisch fortgeschrittenen und systematisch vorgehenden Naturwissenschaft bemüht, ihr Wissen zum Nutzen der Allgemeinheit zu vermehren und dabei immer mehr Gesetze der Natur finden und erfinden können.
Die Gretchenfrage benötigt ihre jeweils besondere und eigenständige Antwort, wenn sie Personen gestellt wird, die sich anders als Faust und sein Dichter Goethe etwa mit den Quantensprüngen von Atomen und Molekülen auskennen, die vielleicht sogar das expandierende Universum in seiner wachsenden Unermesslichkeit erfassen und darüber hinaus seinen Anfang als Urknall denken können, die zusätzlich noch mit dem dynamischen Gedanken der Evolution und den dazugehörigen genetischen Varianten vertraut sind, um nur ein paar Beispiele für die Themen zu nennen, denen sich in den jeweiligen naturwissenschaftlichen Disziplinen große und kleine Forscher mit steigendem Erfolg zugewandt haben und zuwenden.
Die Physiker, Chemiker und Biologen sind dabei spätestens seit dem 19. Jahrhundert so gut vorangekommen, dass einige von ihnen in den ersten Jahrzehnten nach 1900 meinten, die Gretchenfrage bald ganz vergessen und Gott in ihrem Denken vernachlässigen und vielleicht sogar ganz beiseiteschieben zu können.
Doch in der Geschichte und in der Gegenwart zeigt sich den Menschen ein möglicherweise für viele unerwartetes anderes Bild. Denn trotz all ihrer fachlichen Triumphe im Einzelnen fühlten und fühlen sich nachdenkliche und empfindsame Wissenschaftler, die zu Beginn ihrer Karriere voller Optimismus davon geträumt haben, mit ihrem eigenständig gewonnenen Wissen der Wahrheit gegenüberstehen zu können, unentwegt herausgefordert, ihre persönliche Position zu Gott zu klären und sich im Ganzen entweder auf ihn zu beziehen oder sich von ihm abzusetzen.
In diesem Buch sollen einige der dazugehörigen religiösen oder gottlosen Bekenntnisse großer Forscher vorgestellt werden, um jedem, der heute lebt und sich den weit reichenden Erkenntnissen der Wissenschaft nicht verschließt, die Vielfalt der möglichen Antworten aufzuzeigen, die auf die unter Menschen unvermeidbare Gretchenfrage erlaubt sind. Dies geschieht in Zeiten, die zwar gerne als „säkular“ bezeichnet werden, die aber bei aller Hinwendung zum allein Weltlichen von dem Heiligen nicht lassen können.
In ewigem Geheimnis unsichtbar sichtbar
Es geht also in einem historischen Durchgang vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart um das Wechselspiel von erfahrenem Wissen und gelebtem Glauben, wie es sich bei großen Naturforschern europäischer Provenienz zeigt, wobei an dieser Stelle sogleich eine hartnäckige Asymmetrie