Weisheit und Mitgefühl in der Psychotherapie. Christopher Germer

Weisheit und Mitgefühl in der Psychotherapie - Christopher Germer


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wünscht, frei von Leiden zu sein, denn jeder möchte glücklich sein und Stress und Elend vermeiden so wie man selbst. Weisheit besteht darin, dass man die Dinge mit klaren, offenen Augen so sieht, wie sie sind, und die wechselseitige Abhängigkeit und Verbundenheit und die sich ständig verändernde Natur von Menschen, Dingen und Ereignissen berücksichtigt und anerkennt.

      Im Mai 2009 habe ich an einer Tagung an der Harvard Medical School teilgenommen, bei der es um die Rolle von Mitgefühl und Weisheit in der Psychotherapie ging. Wir haben diskutiert, wie Mitgefühl und Weisheit entwickelt werden können, wie Therapeuten bei ihrer Arbeit von ihnen profitieren und wie sie Patienten helfen könnten, ihre Probleme zu überwinden, wenn man ihnen hilft, diese Qualitäten bei sich zu entwickeln. Dieses Buch entstand als Ergebnis dieser Tagung und vertieft viele der Ideen und Vorstellungen, die wir da zu untersuchen begannen. Neben den Beiträgen vieler Teilnehmer an dieser Tagung enthält es interessante Beiträge von anderen innovativen Forschern und Therapeuten.

      Ich bin sehr glücklich zu sehen, dass uralte Lehren und Praktiken aus der buddhistischen Tradition heute oft von Nutzen sein können, wenn sie von westlichen Wissenschaftlern und Therapeuten angewendet werden. In der heutigen Welt wenden sich viele Menschen an die Psychotherapie, um zu verstehen, was sie unglücklich macht, und um herauszufinden, wie sie ein sinnvolleres Leben leben können. Ich glaube, dass Psychotherapeuten, wenn sie Mitgefühl und Weisheit tiefer verstehen, ihren Patienten besser helfen und so zu mehr Frieden und Glück beitragen können.

      SEINE HEILIGKEIT DER DALAI LAMA

      Danksagung

      Mit den Augen von Weisheit und Mitgefühl betrachtet könnte dieser Abschnitt des Buches leicht der umfangreichste sein. So wie das Universum in einem einzigen Blatt Papier enthalten ist – die Erde und die Sonne, die den Baum genährt haben, der den Rohstoff für das Papier geliefert hat, das Öl, das die Elektrizität erzeugt hat, die wiederum die Druckerpresse angetrieben hat, der Lastwagenfahrer und der Lastwagen, die das Buch geliefert haben –, so hatte jeder einzelne Autor eines Beitrages zu diesem Buch ein Universum an Unterstützung. Wir danken daher diesen vielen helfenden Händen, den sichtbaren und den unsichtbaren.

      Die Herausgeber möchten besonders Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama für sein unermüdliches Bemühen danken, Mitgefühl und Weisheit in unsere globale Gemeinschaft zu bringen. Seine Anwesenheit bei der Tagung zum Thema Meditation und Psychotherapie an der Harvard Medical School im Jahr 2009 war der Hauptkatalysator für dieses Buch. Auch ohne die beachtlichen Fähigkeiten von Judy Reiner Platt, der Mitorganisatorin dieses Ereignisses, und Lobsang Sangay von der Harvard Law School, der zurzeit Premierminister der tibetischen Exilregierung ist, hätte diese Tagung nicht stattfinden können.

      Wir leben in Kreisen innerhalb von Kreisen von Unterstützern. Jeder Herausgeber braucht einen Lektor, und wir verdanken Jim Nageotte seine Vision, sein tiefes Gefühl und seine erfahrene Führung durch dieses ganze Projekt. Ferner danken wir auch seinen so vertrauenswürdigen Mitarbeitern in The Guilford Press. Viele der Autoren, die Beiträge zu diesem Buch geliefert haben, hatten bei der Arbeit an ihren Kapiteln in einem gewissen Umfang eine unterstützende Begleitung. In dem Zusammenhang möchten wir besonders Christa Smith, klinische Psychologin, erwähnen, die Richard Davidsons Tagungsbeitrag für dieses Buch kompetent in eine schriftliche Form gebracht hat. Und dann gibt es unsere Freunde und Kollegen am Institute for Meditation and Psychotherapy; einige von ihnen haben Kapitel zu diesem Buch beigetragen und alle haben unser Projekt unterstützt. Sie alle leben in einem Teil unseres Herzens und sie lächeln.

      Wenn man ein Buch wie dieses herausgibt, ist das ein lehrreiches Abenteuer, und wir sind unseren Autoren dankbar, die unser Verständnis von Mitgefühl und Weisheit unermesslich darüber hinaus erweitert haben, wo es begann. Besonders würdigen möchten wir Alan Marlatt, der verstarb, kurz nachdem er und seine Kollegen ihr Kapitel beendet hatten. Alan war ein Pionier der Integration buddhistischer Psychologie und empirisch gestützter Psychotherapie und setzte sich für Meditationsretreats und tiefere Praxis zur Transformation unserer Sicht der Welt ein. Daher ist dieses Buch seinem Andenken gewidmet.

      Wir möchten auch unseren formalen Lehrern danken – neben anderen Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama, Thich Nhat Hanh, Sharon Salzberg, Joseph Goldstein, Jack Kornfield und Jon Kabat-Zinn. Sie verkörpern die Weisheit und das Mitgefühl, die in diesem Buch überall anwesend sind. Ferner möchten wir unsere vielen therapeutischen Kollegen, Trainer und Supervisoren erwähnen, die uns geholfen haben, die Kunst und die Wissenschaft der Psychotherapie zu verstehen. Unsere vielleicht wichtigsten Lehrer sind aber unsere Patienten, die uns jeden Tag ihr verborgenes Leben in der Hoffnung anvertrauen, wirklich verstanden und so angenommen zu werden, wie sie sind, und durch schwierige Zeiten geführt zu werden. Sie sind der Grund, weshalb dieses Buch konzipiert und verwirklicht wurde, und sie sind die Quelle erneuerbarer Energie hinter diesem Unternehmen. Obwohl unsere Patienten das Rampenlicht verdienen, wurde ihre Identität unkenntlich gemacht, um Vertraulichkeit zu wahren.

      Schließlich gelten herzliche Umarmungen und Küsse unseren Familien, die so viel gegeben und so viel ertragen haben, damit wir das Buch verwirklichen konnten. Wir suchen immer nach Möglichkeiten, wie wir ihre zahllosen Freundlichkeiten, die sie uns Tag für Tag entgegengebracht haben, erwidern können.

      RONALD SIEGEL UND CHRISTOPHER GERMER

      Einleitung

      CHRISTOPHER GERMER

      RONALD SIEGEL

      Welche persönlichen Eigenschaften und Qualifikationen sollte ein Psychotherapeut haben? Wenn jemand emotional leidet, wird es ihm wahrscheinlich nicht um akademisches Wissen, Ausbildung in einer bestimmten Methode und nicht einmal um Lebenserfahrung gehen. Vielmehr wird man einen Begleiter wollen, der mitfühlend (fähig ist, sich Leiden gegenüber empathisch zu verhalten, und sich Mühe gibt) und weise ist (ein tiefes Verständnis davon besitzt, wie man gut lebt). Man kann sich nur schwer vorstellen, dass man von einem Therapeuten profitieren kann, der nicht weise oder nicht mitfühlend ist. Obwohl Angehörige heilender Berufe auf dem Gebiet psychischer Gesundheit Mitgefühl und Weisheit im Allgemeinen nicht thematisieren und diese Qualitäten auch nicht ausdrücklich in sich oder ihren Patienten zu entwickeln versuchen, gehen wir dennoch von der Annahme aus, dass sie wichtige Elemente jeder guten Behandlung sind.

      Aber was genau ist Mitgefühl? Was ist Weisheit? Im Mai 2009 fand an der Harvard Medical School eine bahnbrechende Tagung – Cultivating Compassion and Wisdom in Psychotherapy – mit dem Dalai Lama und prominenten Therapeuten, Wissenschaftlern und Gelehrten aus den ganzen USA statt. Es war ein faszinierender Austausch, der von Momenten der Verwirrung und tiefen Einsichten, wie man mit Leiden leben kann, wie auch gelegentlich von herzhaftem Lachen gekennzeichnet war. Bei diesem Treffen wurden viel mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Einige Beispiele:

      • Sind Mitgefühl und Weisheit wirklich wertvolle Attribute eines Psychotherapeuten?

      • Kann man Mitgefühl und Weisheit wirklich bewusst entwickeln und kultivieren? Wenn ja, wie?

      • Haben uralte Traditionen, die behaupten, Mitgefühl und Weisheit zu entwickeln, modernen Therapeuten etwas zu sagen?

      • Sind Mitgefühl und Weisheit wichtig für seelisches Wohlsein? Sollten sie, wenn das so ist, in die Planung der Behandlung integriert und bei der Formulierung der Therapieziele berücksichtigt werden?

      • Ist es möglich, dass Patienten im Verlauf der Therapie Mitgefühl und Weisheit lernen?

      • Wie ist der Stand der Forschung über Mitgefühl und Weisheit und was können Therapeuten aus ihr lernen?

      • Gibt es erkennbare neurobiologische Grundlagen von Mitgefühl und Weisheit?

      • Ist es möglich, Mitgefühl und Weisheit objektiv zu messen oder diese Qualitäten im Behandlungszimmer zu erkennen?

      • Sind Mitgefühl und Weisheit Wirkmechanismen therapeutischer Veränderung? Und wie geschieht das, falls das so ist?

      • Was hindert Therapeuten daran, bei ihrer Arbeit Mitgefühl und Weisheit auszudrücken oder mit Mitgefühl und Weisheit zu handeln? Was hindert Patienten daran, diese Qualitäten in ihrem Leben zu kultivieren?

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