Weck den Buddha in dir. Wilfried Reuter

Weck den Buddha in dir - Wilfried Reuter


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Schuldgefühle werden durch entsprechende Gedanken genährt. Wenn jemand krank wird oder etwas schief läuft, wenn Fehler geschehen, wird häufig sofort nach Schuldigen gesucht. Wir versprechen uns emotionale Erleichterung davon, wenn wir jemand anderem die Schuld zuweisen können.

      Manchmal geben wir uns aber auch selbst die Schuld. Dahinter stecken selbstzerstörerische Muster. Viel hilfreicher ist, die Ursachen und Bedingungen zu erkunden, die zu den entsprechenden Schwierigkeiten geführt haben. Nur so lassen sie sich auflösen beziehungsweise in der Zukunft vermeiden. Schuldgefühle verursachen oft Blockaden. Ursachen und Bedingungen zu erkunden führen hingegen zu Verständnis und Kreativität – und sind damit Ausdruck von Mitgefühl.

      Vermeide auch »Warum-Fragen«: »Warum fürchte ich mich im Dunkeln?«, »Warum bin ich vom Pech verfolgt?«, »Warum kann nicht einmal alles glatt gehen?« Diese Fragen helfen dir nicht weiter. Sie katapultieren dich aus dem Fühlen heraus und ins Denken hinein. Sie sichern die Dominanz der alten Muster.

      Mit diesen Fragen verbietest du dir zu empfinden, wie du nun einmal empfindest. Du verleugnest deine eigenen Gefühle. Ein Beispiel: Du stehst allein auf einer Party. Und du fragst dich: »Warum fällt es anderen Menschen so viel leichter als mir, ins Gespräch zu kommen?« Und der nächste Gedanke: »Da sieht man’s mal wieder, ich bin unmöglich. Alle amüsieren sich auf dieser Party, nur ich kann das nicht.« So überdeckst du Gefühle und Bedürfnisse mit Selbstbeschuldigungen, statt sie bewusst wahrzunehmen.

      Ebenfalls sehr hinderlich sind alle Formulierungen der inneren Stimme, die mit »Ich sollte …« beginnen: »Ich sollte kontaktfreudiger und fröhlicher sein.« Wirst du so kontaktfreudiger? Wohl kaum. »Ich sollte …« bedeutet immer Kampf mit dem, was gerade ist. Wenn du kämpfst, erlebst du Dukkha. Und wenn du gegen dich selbst kämpfst, erlebst du großes Dukkha. Du kommst dir selbst abhanden.

      Weitere Zugänge zu Mitgefühl

      Zwei Zugänge zum Mitgefühl wurden bisher beschrieben: Die Sehnsucht nach Nähe zu dir und das Spüren deines Körpers. Es gibt weitere: Vielleicht fällt es dir leichter, dich zuerst auf die Schwierigkeiten anderer Menschen auszurichten und Mitgefühl für sie zu entwickeln – und es dann auf dich selbst auszuweiten.

      Ein weiterer Zugang zum Mitgefühl für dich selbst kann die Zufluchtnahme zum Buddha sein. Wenn ich Dukkha erlebe, verbeuge ich mich vor dem Buddha und übergebe ihm meine Last. »Wenn du Angst hast, lege deinen Kopf in Buddhas Schoß«, rät der Dalai Lama. Ich stelle mir geradezu bildlich vor, wie ich Dukkha abgebe und der Buddha es aufnimmt. Für mich ist diese Praxis wohltuend und stimmig.

      Mir gefällt auch diese kleine Geschichte: Ein christlicher Pater nimmt die Hand eines Menschen, der gerade großes Leid erfahren hat, und zeichnet in die Hand hinein einen Kreis. Und er sagt: »Das ist der Ort, an dem du lebst, und dort ist großer Schmerz, und du kannst diesem Ort nicht ausweichen. Also nimm ihn an!« Und dann bedeckt er mit seiner Hand die Hand dieses Menschen und sagt: »Und es gibt immer noch etwas Größeres – eine Ganzheit, einen Raum der Liebe, in dem sich Leben entfalten kann, immer neu.« Und dann berührt er wieder den Kreis und sagt: »Dieser Schmerz – er kann immer ruhen in der Liebe dieser Hand. Und wenn du beides kennst – den Kreis mit seinem Schmerz und das so viel Größere, was dies alles umfassen kann –, dann kannst du dich selbst heilen.«

      Auch im Gebet liegt eine große Kraft und ein direkter Zugang zum Mitgefühl. Wir lösen uns von der Dominanz unserer Muster und kommen, je nach unserer Hingabefähigkeit, in Kontakt mit etwas, das viel größer ist als alle unsere gedanklichen Vorstellungen fassen können. (Mehr zum Thema Beten steht im Kapitel »Das Spürbewusstsein entdecken« auf Seite 151 ff.)

      Sich Zeit lassen

      Welchen Zugang zum Mitgefühl du auch wählst: Du wirst Mut und Geduld brauchen. Erwarte nicht, dass alles sofort funktioniert. Halte aus, dass sich alte Strukturen nicht Resignierende Gedanken sind auch nur Gedanken. Du kannst ihnen ihre Macht entziehen.von jetzt auf gleich auflösen. Vielleicht tut sich lange Zeit scheinbar nichts. Du hast vielleicht schon viele Vorträge gehört, an Retreats teilgenommen und etliche Bücher gelesen, doch sobald jemand im Alltag bestimmte Knöpfe bei dir drückte, hast du auf die gewohnte Weise reagiert. Resigniere in solchen Momenten nicht, sondern erinnere dich: Resignierende Gedanken sind auch nur Gedanken, denen du ihre Macht entziehen kannst.

      Mitgefühl will entwickelt werden. Es geht nicht darum, Mitgefühl zu lernen wie eine Fremdsprache. Vielmehr ist Mitgefühl bereits in dir vorhanden und wird spürbar, wenn du dich aus deinen gedanklichen Verwicklungen entwickelst. Vergiss nicht, dass auch Schwierigkeiten, die du dir selbst eingebrockt hast, nur mit Mitgefühl aufgelöst werden können. Beginne mit Einfühlung in dich selbst: Welche Gefühle waren aktiv, aus welchen Bedürfnissen hast du gehandelt? Erkenne an, dass die Bedürfnisse vermutlich ganz menschlicher Natur waren, du aber einen falschen Weg eingeschlagen hast, mit ihnen umzugehen. Werde dir bewusst, dass es normal ist, Fehler zu machen. Denke aber nicht, dass du falsch bist, weil du falsche Handlungsstrategien gewählt hast. Beschimpfe dich nicht.

      Hat sich schon einmal jemand geändert, weil er beschimpft wurde? Ich kenne niemanden. Vielleicht kann man Menschen so dazu bringen, vorübergehend ein wohlfeiles Verhalten an den Tag zu legen. Aber grundlegend ändern wird sich auf diesem Weg niemand.

      Du trägst natürlich trotzdem weiterhin Verantwortung für dein Handeln. Doch Verantwortung kannst du nur übernehmen, nachdem dir die Wahlmöglichkeit in der jeweiligen Situation bewusst geworden ist. Um die Wahlmöglichkeit zu sehen, braucht es Verständnis. Und Verständnis erwächst aus Einfühlung und Akzeptanz.

      Wenn du so praktizierst, wird das Mitgefühl dich befreien: von deinen Konditionierungen, deiner Härte dir selbst gegenüber, den Stimmen in dir, die dich immer wieder beeinflussen wollen. Es erlöst dich von den vielen subtilen Aversionen dir selbst gegenüber, und es führt dich dazu, dich zu erleben, wie du wirklich bist – fernab von den Mustern und Trugbildern, von denen du bisher glaubtest, du seist mit ihnen identisch. Dieses Erleben wird dich allmählich zu einer Selbstliebe führen, die nichts mit Egoismus und Eigensucht zu tun hat, sondern alle anderen einschließt.

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