Das Gehirn eines Buddha. Rick Hanson

Das Gehirn eines Buddha - Rick  Hanson


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Ihrem gesamten Dasein und jeder anderen Person, mit deren Leben Sie in Berührung kommen, zugutekommt.

      Dieses Buch will Ihnen zeigen, wie. Sie werden lernen, was das Gehirn tut, wenn der Geist glücklich, liebend und weise ist. Und Sie werden viele Wege lernen, diese Gehirnzustände zu aktivieren und sie dabei jedes Mal ein wenig zu stärken. Hierdurch werden Sie die Fähigkeit erlangen, Ihr Gehirn allmählich – von innen nach außen – neu zu vernetzen: für größeres Wohlbefinden, mehr Erfüllung in Ihren Beziehungen und größeren inneren Frieden.

      Ihr Gehirn – einige grundlegende Fakten

      • Ihr Gehirn besteht aus drei Pfund tofuähnlichem Gewebe, das 1,1 Billionen Zellen enthält, darunter 100 Milliarden Neurone. Jedes Neuron empfängt im Schnitt etwa fünftausend Verbindungen, sogenannte Synapsen, von anderen Neuronen (Linden 2007).

      • An seinen empfangenden Synapsen erhält ein Neuron Signale – normalerweise in Form von einer Salve an chemischen Stoffen, die Neurotransmitter genannt werden – von anderen Neuronen. Signale sagen einem Neuron entweder, dass es feuern, oder, dass es nicht feuern soll; ob es feuert, hängt in erster Linie von der Kombination an Signalen ab, die es jeden Moment empfängt. Im Gegenzug sendet ein Neuron, wenn es feuert, mittels seiner sendenden Synapsen Signale zu anderen Neuronen und weist sie damit an, zu feuern oder nicht zu feuern.

      • Ein typisches Neuron feuert 5- bis 50-mal in der Sekunde. In der Zeit, die Sie brauchen, um die Stichpunkte in diesem Kasten zu lesen, durchqueren in der Tat Billiarden von Signalen Ihren Kopf.

      • Jedes neuronale Signal ist ein Stückchen Information; so wie Ihr Herz Blut hin- und herschickt, schickt Ihr Nervensystem Information hin und her. Es ist all diese Information, die wir grob als den Geist definieren; das meiste davon liegt für immer außerhalb Ihres Gewahrseins. In unserer Verwendung des Begriffs gehören zum „Geist“ die Signale, welche die Stressreaktion regulieren, das Wissen, wie man Rad fährt, persönliche Neigungen, Hoffnungen und Träume sowie die Bedeutung der Worte, die Sie hier lesen.

      • Ihr Gehirn ist hauptzuständig für die Regung und Prägung des Geistes. Es ist so beschäftigt, dass es, obwohl es nur 2 Prozent des Körpergewichts ausmacht, 20 bis 25 Prozent der dem Körper zur Verfügung stehenden Sauerstoff- und Glukosemenge verbraucht (Lammert 2008). Gleich einem Kühlschrank ist es ständig am Summen und verrichtet seine Funktionen; infolgedessen verbraucht es immer ungefähr die gleiche Menge an Energie, egal, ob Sie tief schlafen oder scharf nachdenken (Raichle und Gusnard 2002).

      • Die Zahl möglicher Kombinationen aus 100 Milliarden feuernder oder nicht feuernder Neuronen ist ungefähr 10 hoch eine Million oder, anders ausgedrückt, eine 1 mit einer Million Nullen hintendran; dies ist die Zahl der möglichen Zustände Ihres Gehirns. Um die Größe dieser Menge zu verdeutlichen: Die Zahl an Atomen im Universum wird „nur“ auf etwa 10 hoch 80 geschätzt.

      • Bewusste mentale Ereignisse basieren auf vorübergehenden Synapsenverbindungen, die sich bilden und auflösen – gewöhnlich innerhalb von Sekunden – wie Strudel in einem Fluss (Rabinovich, Huerta und Laurent 2008). Neurone können auch dauerhafte Schaltkreise bilden und ihre Verbindungen untereinander infolge geistiger Aktivität stärken.

      • Das Gehirn funktioniert als Gesamtsystem; folglich ist es normalerweise eine Vereinfachung, wenn eine seiner Funktionen – wie Aufmerksamkeit oder Emotion – lediglich mit einem seiner Teile in Verbindung gebracht wird.

      • Ihr Gehirn interagiert mit anderen Systemen in Ihrem Körper – die wiederum mit der Welt interagieren – und wird zusätzlich auch vom Geist geprägt. Im weitesten Sinne wird Ihr Geist durch Ihr Gehirn, Ihren Körper, die natürliche Welt und die menschliche Kultur sowie durch den Geist selber gebildet (Thompson and Varela 2001). Wir vereinfachen die Dinge, wenn wir das Gehirn als die Basis des Geistes bezeichnen.

      • Der Geist und das Gehirn interagieren so tief greifend miteinander, dass sie am besten als ein einziges, koabhängiges Geist-/Gehirnsystem gesehen werden.

      Eine beispiellose Gelegenheit

      So wie das Mikroskop die Biologie revolutioniert hat, haben in den letzten Jahrzehnten neue Forschungsgeräte wie der funktionelle Magnetresonanztomograf für einen ernormen Zuwachs der wissenschaftlichen Kenntnisse über den Geist und das Gehirn gesorgt. Als Folge davon haben wir heute viel mehr Möglichkeiten, im täglichen Leben glücklicher und erfolgreicher zu werden.Unterdessen ist das Interesse an den kontemplativen Traditionen angewachsen, deren Anhänger seit Tausenden von Jahren den Geist – und folglich das Gehirn – untersuchen; sie haben das System Geist/Gehirn genügend zur Ruhe gebracht, um sein leisestes Gemurmel zu bemerken, und ausgeklügelte Wege entwickelt, um es zu transformieren. Wenn man in irgendetwas gut werden möchte, ist es hilfreich, sich mit den Menschen zu beschäftigen, die die entsprechende Fertigkeit bereits beherrschen, zum Beispiel mit Spitzenköchen im Fernsehen, wenn man gerne kocht. Falls Sie also gerne mehr Glück, innere Stärke, Klarheit und Frieden verspüren möchten, ist es sinnvoll, von denen zu lernen, die kontemplative Techniken praktizieren – sowohl von engagierten Laienpraktizierenden als auch von Mönchen – und wirklich die Kultivierung dieser Eigenschaften betrieben haben. Mag „kontemplativ“ auch exotisch klingen, waren Sie doch, falls Sie jemals meditiert oder gebetet oder einfach nur mit einem Gefühl des Staunens die Sterne betrachtet haben, selber bereits kontemplativ. Es gibt viele kontemplative Traditionen auf der Welt, von denen die meisten mit den wichtigsten Religionen dieser Erde im Zusammenhang stehen, darunter das Christentum, das Judentum, der Islam, der Hinduismus und der Buddhismus. Von diesen hat die Wissenschaft sich am meisten mit dem Buddhismus auseinandergesetzt. Wie die Wissenschaft ermuntert der Buddhismus die Menschen dazu, nichts einfach nur zu glauben, und er erfordert keinen Glauben an Gott. Er besitzt auch eine detaillierte Vorstellung vom Geist, die sich gut auf die Psychologie und Neurologie übertragen lässt. Infolgedessen stützen wir uns, mit großer Achtung vor anderen kontemplativen Traditionen, vor allem auf buddhistische Sichtweisen und Methoden.

      Wir haben in den letzten zwanzig Jahren wahrscheinlich mehr über das Gehirn gelernt als in der gesamten bisherigen Geschichte.

      Alan Leshner

      Alles Geringere als eine kontemplative Sicht des Lebens ist ein beinah sicheres Programm zum Unglücklichsein.

      Pater Thomas Keating

      Stellen Sie sich eine jede dieser Disziplinen – Psychologie, Neurologie und kontemplative Praxis – als einen Kreis vor (Abbildung 1). Zwar beginnen sich die vielversprechenden Auswirkungen der im Zentrum dieser drei Kreise stattfindenden Entdeckungen gerade erst zu zeigen, doch haben Wissenschaftler, Kliniker und Kontemplative bereits eine Menge über die Gehirnzustände gelernt, die gesunden Geisteszuständen zugrunde liegen, sowie darüber, wie sich diese Gehirnzustände aktivieren lassen. Diese bedeutenden Entdeckungen geben Ihnen eine große Fähigkeit, Ihren eigenen Geist zu beeinflussen. Sie können diese Fähigkeit nutzen, um Leid oder Funktionsstörungen jeder Art zu verringern, Ihr Wohlbefinden zu erhöhen und die spirituelle Praxis zu fördern. Dieses sind die zentralen Aktivitäten des Weges, der als Pfad des Erwachens bezeichnet werden könnte, und unser Ziel besteht darin, die Gehirnforschung dafür zu nutzen, Ihnen zu helfen, auf diesem Pfad gut und weit voranzukommen.

      Abb. 01 Die Schnittstelle dreier Disziplinen

      Kein Buch kann Ihnen das Gehirn eines Buddha geben, aber durch das bessere Verständnis des Geistes und des Gehirns von Menschen, die einen weiten Weg auf diesem Pfad zurückgelegt haben, können Sie deren Qualitäten Frohsinn, Mitgefühl und Einsicht verstärkt auch in Ihrem eigenen Geist und Gehirn entwickeln.

      Die geschichte der Wissenschaft ist reich an Beispielen dafür, wie fruchtbar es ist, zwei Sätze an Techniken, zwei Sätze an Ideen, die in unterschiedlichen Zusammenhängen im Streben nach neuer Wahrheit entwickelt wurden, miteinander in Berührung


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