Der Jungbrunnen des Dr. Shioya. Nobuo Shioya

Der Jungbrunnen des Dr. Shioya - Nobuo Shioya


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mit Pflegeservice, über die man sich als letzte irdische Wohnstätte nicht beklagen kann.

      Wir können es einen gesegneten Lebensabend nennen. Aber ich lebe dort nicht irgendwie, wie ein alter Mensch, einsam und von der Welt zurückgezogen. Ich führe ein reges Alltagsleben, das keine Krankheit kennt, obwohl ich zu den Hochbetagten auf dieser Welt zähle: Ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen lebe ich jeden Tag ein gesundes Leben.

      Die Zähne sind alle meine eigenen, mein Rücken ist noch gerade wie ein Stock und ich esse und schlafe gut. Ich habe keine Probleme im täglichen Leben, Beine und Hüften sind auch in Ordnung, sodass ich normalerweise einmal in der Woche in den Country Club von Mishima gehe, um mich am Golfspiel zu erfreuen. Wegen des hohen Alters kann ich etwas Langsamkeit nicht leugnen, aber ich sprühe vor Lebenslust und mit dem Alter hob sich meine Stimmung immer mehr.

      Da man ein solches gesundes, langes Leben, einen »kräftigen und zähen« alten Mann, für sehr selten hält, kommen ziemlich oft Anfragen zu Vorträgen. Deshalb fahre ich in alle Regionen, angefangen von Tokio und halte meine zweistündige Rede ohne Manuskript. Meine laute Stimme kommt aus dem Bauch und auch im Stehen habe ich keine Probleme mit der Haltung. In der übrigen Zeit schreibe ich Bücher und lese viel.

      Ich glaube fest daran, dass ich meine jetzige Konstitution und Gesundheit eines Sechzigjährigen erhalten kann. Nein, ich weiß sogar sicher, dass ich mich seit dem 60. Lebensjahr verjüngt habe. Im Allgemeinen nehmen Gesundheit und Konstitution ab sechzig Jahren sichtbar ab, aber in meinem Fall zeigen sie deutlich eine steigende Kurve.

      Das kann ich selbst am besten spüren, und das Golfspiel ist eine für jeden sichtbare Messlatte meiner Verjüngung.

      Mein Golf-Lebenslauf ist länger als fünfzig Jahre, und es gibt außer meiner Familie nichts und niemanden, mit dem ich länger eine Beziehung hatte, als mit meiner selbstentwickelten Gesundheitstechnik und dem Golfspiel.

      Ich habe im Alter von etwa vierzig Jahren mit dem Golfspiel begonnen, meine Geschicklichkeit war jedoch in jüngeren Jahren eher schlecht, und erst nach meinem 60. Geburtstag wurde ich in den Kreis der Einzelspieler aufgenommen. Mit 65 Jahren hatte ich ein Handicap von 9. Ich habe neun Titel in Senior und Grand Senior Turnieren gewonnen, aber auch das erst, nachdem ich 60 Jahre alt geworden war.

      Mit 83 Jahren, also kurz bevor ich den Beruf als Arzt an den Nagel hing, wurde ich als »der unheimliche Doktor« in der Zeitung vorgestellt, als ich den Ball einmal 200 Yards (knapp 200 Meter) weit schlug. Inzwischen kann ich ihn weiterschlagen.

      Kurzum, ich habe mich nach meinem sechzigsten Geburtstag verjüngt. Und auch das ist das Ergebnis meiner starken Wünsche: »Ich will mich verjüngen«, »ich will ein Einzelspieler werden«, und der Umsetzung einer effektiven Methode, um dieses Ziel zu erreichen. Die Verjüngung ist kein zufälliges Ergebnis, sondern wurde mir im Gegenzug für willentliche Handlungen gegeben.

      Wenn man inständig darum bittet, werden die Dinge ganz sicher in Erfüllung gehen

      Das ist eines der wichtigen Themen dieses Buches und die Technik dafür wird ausführlich und anhand von Beispielen beschrieben. Zunächst möchte ich Ihnen aus meinem Leben berichten, wie ich trotz meiner schwächlichen Konstitution ein langes und in späteren Jahren auch gesundes Leben habe, damit Sie erkennen, dass diese Methode auch für Sie wirken kann. Als eindrucksvolles Beispiel wähle ich das Golfspiel. Ich bitte Sie um Nachsicht für den mehr oder weniger stolzen Stil eines alten Mannes.

      Mit 94 zum dritten Mal einen age-shoot

      Auch wenn Sie kein Interesse am Golf haben, so haben Sie doch vielleicht schon einmal den Begriff age-shoot gehört. Das ist ein ziemlich schwieriges Spiel, bei dem man eine Runde mit einem Ergebnis in Höhe des eigenen Alters oder darunter erreicht, und ich habe das bisher drei Mal geschafft. (Age-shoot ist eine Zählweise, die in Japan und Amerika üblich, in Europa jedoch eher unbekannt ist. Die Erklärung für Golflaien: Ein normaler Golfplatz hat 18 Loch, wenn man es schafft, für den gesamten Parcours insgesamt 54 Schläge zu brauchen, also drei Schläge pro Loch, heißt das, man hat ein Handicap von Null. Hat man dies erreicht, so kann man sich auf die Schultern klopfen und in die Weltelite einreihen. Jeder Schlag mehr wird als ein Handicap gezählt. Beim age-shoot jedoch werden die ersten 54 Schläge mitgezählt. Ein 72-Jähriger dürfte also insgesamt 72 Schläge brauchen, also umgerechnet vier pro Loch, beziehungsweise ein Handicap von 18 haben, um einen age-shoot, »einen Altersschuss«, zu erreichen. Mit steigendem Alter darf man also immer mehr Schläge brauchen.)

      Das erste Mal war ungefähr vor 10 Jahren, als ich 87 Jahre alt war. Als ich in den Golf Club von Mishima eintrat, hörte ich, dass dieser Parcours noch keinen age-shooter hervorgebracht hatte, und ich sagte daraufhin: »Wenn das so ist, werde ich der Vorreiter sein«, und ich alter Mann nannte frech meinen Namen und meine Adresse, krempelte die Ärmel hoch und nahm den Schläger in die Hand. Und dann – genauso wie ich es öffentlich erklärt hatte – schloss ich mit 4 unter meinem Alter, also 83, ab. Das war unter allen Professionellen und Amateuren Japans eine Heldentat ersten Ranges.

      Das zweite Mal war, als ich schon den Höhepunkt von 90 Jahren überschritten hatte, mit 92. Da es hieß, dass es noch keinen 92-jährigen age-shooter in Japan gäbe, verkündete ich an meinem Geburtstag meinen Freunden, dass ich der Vorreiter werden wolle. Zwei Monate später erreichte ich ein Ergebnis von 92, das meinem damaligen Alter entsprach.

      Das dritte Mal war im darauf folgenden Jahr. Noch bevor ich diesmal etwas darüber sagen konnte, flatterte mir ein »Aufforderungsschreiben« aus der Redaktion einer Golf-Zeitschrift ins Haus. »Wir hoffen, dass Sie Ihren age-shoot zum 93. erreichen« stand auf der Geburtstagskarte.

      Der Redakteur hatte sicher nur ganz unschuldig mein hohes Alter preisen wollen, aber ich hatte mich entschieden, dies als eine Herausforderung aufzunehmen: »Verehrter alter Mann, machen Sie es dieses Jahr wieder?«

      Ich nahm sie an: »Nun, wenn das so ist, werde ich die Hoffnungen erfüllen.« Allerdings bat ich um eine Frist von zehn Monaten. In dieser Zeit wollte ich nämlich daran gehen, meine Form zu verbessern und meinen Schwung gemäß meinem Alter zu perfektionieren.

      Aber das ist nicht einfach. Zwischen der Form, die ein gewöhnlicher Mensch sich im Kopf ausmalt, und der wahren Form, derjenigen, die der Körper in Wirklichkeit zeigt, klafft normalerweise – abgesehen von einem Genie wie Tiger Woods – eine ziemlich große Lücke. Auch aufgrund des hohen Alters war es schwieriger, als ich es mir vorgestellt hatte, diese Lücke zu schließen.

      Aber ich habe nicht aufgegeben. Von Natur aus bin ich ein kämpferischer Typ. Und ich habe auch den Willen, was ich einmal ausgesprochen habe, irgendwie zu Ende zu bringen. Mehr als auf alles andere, bin ich auf mein starkes Selbstvertrauen und meine starke Willenskraft stolz, die da spricht: »Was ich mir vornehme, das kann ich auf jeden Fall verwirklichen. Bisher ist es noch nie vorgekommen, dass ich etwas nicht erreicht habe, was ich mir vorgenommen hatte. Deshalb kann ich es auch diesmal ganz sicher.«

      Die Stärke, die aus dieser Überzeugung erwächst, übersteigt bei Weitem die Ebene der Hoffnung und der Sehnsucht und erreicht den Bereich, in dem das unverrückbare Vertrauen angesiedelt ist. Das ist nicht das »ich will … tun« und auch nicht »ich will … werden«. Das ist ein Selbstvertrauen, das besagt, dass »es geht nicht, gibt’s nicht«, oder auch die Aussage in der Vergangenheitsform im Sinne von bereits »gekonnt«.

      Aus diesem Selbstvertrauen heraus konnte ich das Bild deutlich in meinem Kopf visualisieren, dass ich in der idealen Form bereits erfolgreich meinen age-shoot absolviert hatte. Dieses Bild habe ich willentlich und klar vor dem Einschlafen visualisiert.

      Ich kann bereits vor einem Ereignis Visionen von »ich habe Fortschritte gemacht« oder »ich habe es erreicht« schaffen. Diese gedanklichen Vorstellungen und klaren Visionen sind für die »Erfüllung der Wünsche« absolut notwendige Bedingungen.

      Dann, als Ergebnis von Versuch und Irrtum, gelang es mir, obwohl ich ein Jahr und zwei Monate brauchte, meine Form so zu verbessern, wie ich es mir vorgestellt hatte. Gelassen rief ich in der Redaktion der Golf-Zeitschrift an und kündigte an, dass, da ich meinen Schwung perfektioniert hatte, ich mein Ziel in nicht


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