Karmische Rose. Ulrike Vinmann

Karmische Rose - Ulrike Vinmann


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ihr die Anwältin mit, dass sie krank sei. Sie konnte kaum sprechen. Eine Kollegin würde sie vor Gericht vertreten. Sarah dachte: »Irgendwie soll das wohl so sein. Eine andere Anwältin mit mehr Klarheit und Biss kann meiner Sache nur nützlich sein.«

      Als sie am Verhandlungstag Frau Messing, die Kollegin von Frau Gebert, auf dem Gang vor dem Gerichtssaal begrüßte, spürte sie sofort, dass die Anwältin aus anderem Holz geschnitzt war. Sie wirkte klar, ohne Schnickschnack und Allüren und ganz auf die Sache konzentriert. »Ja, mit dieser Frau kann ich zusammenarbeiten«, dachte Sarah und nach einem ersten kurzen Gespräch merke sie, dass sie Frau Messing vertraute – mehr, als sie Frau Gebert vertraut hatte.

      Sie musste auf der Bank vor dem Gerichtssaal warten. Helmut durfte der Verhandlung beiwohnen. Sie war schon gespannt, was er ihr später erzählen würde. Nach drei Stunden traten die Beteiligten nacheinander auf den Gang hinaus. Die Zeugen der Bank, die Sarah alle gut kannten, grüßten sie nicht. Sie selbst verspürte allerdings auch keinerlei Impuls, mit diesen Menschen in Kontakt zu treten.

      Frau Messing trat auf sie zu. »Es ist gut gelaufen. Wir haben einige massive Widersprüche in den Aussagen aufgedeckt und herausgefunden, dass die Zeugen des Geldinstitutes von ihrem Anwalt präpariert wurden. Nun müssen wir abwarten, was der Richter entscheidet.« Dann verabschiedete sie sich mit einem aufmunternden Händedruck von Sarah.

      Helmut und sie verließen das Gerichtsgebäude und beschlossen, irgendwo zum Mittagessen hinzugehen. Als sie am Tisch saßen, sagte Sarah: »Leg los. Ich bin total gespannt.«

      Er holte tief Luft und berichtete: »Also, es war extrem spannend. Diese Frau Messing ist um Welten besser als Frau Gebert. Sie hat wirklich Biss und hat die Zeugen der Bank zerpflückt. Sie hat gute Fragen gestellt und ist richtig in die Tiefe gegangen. Eine Zeugin behauptete, alle Transaktionen würden in ein Kassenbuch eingetragen, dessen Einträge vier Wochen danach gelöscht würden. Eine andere Zeugin behauptete, die Einträge in diesem Kassenbuch würden erst ein halbes Jahr nach Vermerk gelöscht.«

      Er fuhr sich durch die Haare und fuhr fort: »Derjenige, der behauptet hatte, dass er in Urlaub gewesen sei, als du das erste Gespräch mit ihm gehabt hattest, und der darüber ja sogar eine Aktennotiz erstellt haben sollte, wusste plötzlich weder von dem Urlaub noch von der Aktennotiz etwas.«

      Sarah holte Luft. Wut stieg in ihr hoch. »Das gibt es doch nicht, dass die alle so lügen und dann auch noch von ihrem Anwalt präpariert wurden. Die haben mir gegenüber also tatsächlich nach dem Motto agiert ›Angriff ist die beste Verteidigung‹.«

      Sie nahm einen Schluck Apfelsaftschorle und fuhr fort: »Und deshalb haben sie versucht, mich einzuschüchtern und mir anzudrohen, mich wegen Prozessbetrugs zu verklagen.«

      Helmut nickte langsam.

      Sarah sprach weiter: »Erinnerst du dich noch an die ungute Situation auf dem Gang des Gerichts, als Frau Gebert so schroff mit mir geredet hat und ich mich fast gedrängt gefühlt habe aufzugeben?«

      Er nickte erneut.

      »Gott sei Dank habe ich es nicht getan. Gott sei Dank bin ich meiner inneren Stimme und Wahrheit gefolgt und habe entschieden, den Prozess fortzusetzen. Trotzdem muss ich sagen, dass ich geschockt bin angesichts des Ausmaßes an Unverfrorenheit und Verlogenheit des gegnerischen Anwaltes und des Geldinstitutes.«

      Sarah bekam in diesem Moment eine Ahnung von der internen Struktur solcher Geldinstitute. Als ein Jahr später die Finanzkrise die Republik erschütterte, verstand sie sehr genau, wie es dazu hatte kommen können, denn sie hatte die Skrupellosigkeit, Kälte und Menschenverachtung, die anscheinend in einigen Banken herrschte, am eigenen Leib erfahren müssen.

      Helmut fuhr fort: »Es traten immer mehr Widersprüche auf und der gegnerische Anwalt, der beim ersten Prozesstermin noch so arrogant aufgetreten war, ist immer kleiner geworden. Es war ein deutliches Unbehagen bei den Vertretern der Bank spürbar – und übrigens auch beim Richter. Er hatte sich wohl erhofft, dass sich die Tendenz vom ersten Prozesstag fortsetzen würde und er ein einfaches Urteil fällen könne. Aber das war mitnichten der Fall. Ich bin total gespannt, wie er jetzt reagiert.«

      Mit dieser Verhandlung war die Beweisaufnahme abgeschlossen. Der Termin für die Urteilsverkündung war in sechs Wochen anberaumt. Jetzt hieß es hoffen und warten.

      Vier Wochen darauf kam ein Schreiben des Richters, in dem er mitteilte, dass die Glaubwürdigkeit des Geldinstituts zwar erschüttert sei, aber die Beweislage in seinen Augen nicht eindeutig genug, um zu einem Urteil zu gelangen. Er bat Sarahs Anwältin um Stellungnahme.

      Kurz darauf hatte Sarah einen Termin bei Frau Gebert. Sie hätte viel lieber mit Frau Messing gesprochen, doch Frau Gebert war ja immer noch ihre Anwältin, was Sarah missfiel.

      Nach ein paar einleitenden Worten sagte die Anwältin: »Wir haben die Bank ganz schön zerlegt.«

      Sarah dachte: »Du hast gar nichts gemacht. Deine Kollegin hat die Zeugenaussagen zerpflückt, nicht du.« Dann sagte sie: »Warum ist Frau Messing bei diesem Gespräch nicht dabei? Sie hat doch die Zeugen bei der letzten Verhandlung befragt.«

      Frau Gebert nickte zögerlich. Ihr Unbehagen war offensichtlich. »Ja, vielleicht kommt sie später noch dazu. Sie hat momentan einen anderen Termin.«

      »Das ist aber ungünstig. Ich hätte sie gerne bei dem Gespräch dabei.«

      Die Anwältin stand abrupt auf. »Ich werde schauen, wo sie ist.« Nach fünf Minuten kam sie zurück und teilte Sarah mit, dass die Kollegin in Kürze zu dem Gespräch hinzustoßen werde.

      Als diese kam, erkannte Sarah sofort an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie die Dynamik der Gesprächssituation erfasste. Sie merkte auch, wie unbehaglich Frau Gebert sich fühlte, als sich Sarah bei Frau Messing für die Vertretung beim letzten Prozesstermin bedankte. Nachdem sie kurz das weitere Vorgehen besprochen hatten, schaute sie auf die Uhr und sagte: »So, dann wären wir ja durch. Wir schreiben eine Stellungnahme, in der wir alle wichtigen Widersprüche aufführen, und senden diese nach Überprüfung durch Sie, Frau Breuner, ans Gericht.«

      Sarah ging das alles zu schnell, aber Frau Gebert war schon aufgestanden und Frau Messing traute sich offensichtlich nicht, ihrer Kollegin zu widersprechen.

      Als sie auf die Straße hinaustrat, schien die Sonne. Sie dachte: »Wenn alle Anwälte so arbeiten wie Frau Gebert, dann wundert mich die Unzufriedenheit der Mandanten nicht«, und verspürte auch einen Ärger über sich selbst, weil sie nicht noch andere Anwälte konsultiert hatte, bevor sie sich für die Zusammenarbeit entschieden hatte.

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