Einsatzübungen planen und durchführen. Jan Ole Unger
deutschen Feuerwehr-Dienstvorschriften ab. Diese Vorschriften regeln die Ausbildung der Feuerwehrangehörigen und beschreiben somit die Basisausbildung. In der Feuerwehr-Dienstvorschrift 2 (FwDV 2) sind Einsatzübungen wie folgt definiert und wird als Bestandteil der Basisausbildung eingesetzt:
»In Einsatzübungen sollen von den Teilnehmern die erlernten Techniken unter möglichst realistischen Bedingungen eingesetzt werden. Hierbei gilt es, den am Unterricht Teilnehmenden die Möglichkeit zu eröffnen, ihre (vermeintlich) bereits beherrschten Einzeltechniken im Zusammenspiel mit anderen umzusetzen. Dabei stehen weniger die mithilfe der praktischen Unterweisung erworbenen Einzeltech[23]niken im Vordergrund als die gemeinsame Arbeit am Problem und die Wahrnehmung von festgelegten unterschiedlichen Funktionen, die erst in ihrer Gesamtheit den Einsatzerfolg ermöglichen.«
Bild 5: Die Zusammenarbeit von unterschiedlichen Organisationen in kritischen Situationen kann durch gemeinsame Einsatzübungen deutlich verbessert werden. (Foto: Marco Zitzow)
In der FwDV 2 ist die Planübung wie folgt definiert und wird hier als Bestandteil der Basisausbildung eingesetzt:
»Die Planübung ist eine besondere Form des Rollenspiels, bei der in der Regel nur eineRolle (die des Einsatzleiters oder eines Einsatzabschnittsleiters) vergeben wird. Bei der Planübung wird einem oder mehreren am Unterricht Teilnehmenden ein vorher festgelegter praxisbezogener Fall vorgelegt, der ein Entscheidungsproblem enthält. Dieses Problem wird allein oder in gemeinsamer Arbeit analysiert und gelöst.Voraussetzung für eine erfolgreiche Planübung ist eine möglichst realistische Falldarstellung aus der Sicht derjenigen, die die Rolle der Entscheidungsträger [24]übernehmen. Die Lehrgangsgruppe soll acht Teilnehmer je Ausbilder nicht übersteigen.«
3.2 Fünf Kategorien von Einsatzübungen
Die folgenden Ausführungen beschreiben die fünf Kategorien, in welchem Umfang Übungen organisiert und durchgeführt werden können. Die Begriffe sind nicht auf eine Organisation festgelegt, sondern allgemein verwendbar. Zudem lässt sich je nach verfügbaren Ressourcen die richtige Kategorie auswählen, um Übungen anbieten zu können.
Bild 6: Die fünf Kategorien von Einsatzübungen
3.2.1 Einsatzübung für eine Einheit
Die Einsatzübungen für eine Einheit sind auf eine Gruppe bzw. eine kleine Einheit ausgerichtet, die durch eine Führungskraft geführt wird. Der Aufwand für diese Übungen ist überschaubar, weil der Abstimmungsbedarf mit anderen Einheiten oder [25]Organisationen entfällt. Übungen in dieser Kategorie sollten jedoch immer mit einem separaten Übungskommandanten (siehe Kapitel 5.5) durchgeführt werden. Die Übung einer Einheit, in der der Einheitsführer Übender und Übungskommandant zugleich ist, kann nicht sinnvoll funktionieren.
Bild 7: In kleinen Einheiten lässt sich die Handhabung von Geräten effizient üben. (Foto: Timo Jann)
Exemplarische Merkmale dieser Einsatzübung:
Übende: eine Führungskraft und Einheit der eigenen Organisation,
für die Übung notwenige Einsatzmittel,
Übungskommandant.
3.2.2 Einsatzübung für mehrere Einheiten derselben Organisation (Bsp. Zug/Verband, Fachgruppen)
Einsatzübungen mit mehreren Einheiten derselben Organisation bieten hinsichtlich der Aufgabenstellung und Umsetzung vielfaltige Möglichkeiten. Bei diesen Übungen können umfangreichere Aufgaben und Einsatzbeispiele umgesetzt werden. Hier ist [26]jedoch bereits ein höherer Aufwand für Vorbereitung und Durchführung zu berücksichtigen. In jedem Fall ist ein Übungsteam einzusetzen, weil nicht nur mindestens zwei Einheiten, sondern auch drei Führungskräfte durch Schiedsrichter beobachtet werden müssen.
Exemplarische Merkmale dieser Einsatzübung:
Übende: Führungskräfte verschiedener Stufen und Einheiten der eigenen Organisation,
für die Übung notwenige Einsatzmittel,
Übungskommandant und Schiedsrichter (siehe auch Kapitel 5.5 und 5.6).
Bild 8: Einsatzübung eines Löschzuges der Feuerwehr bei einer Gefahrstoffübung mit Menschenrettung (Foto: Timo Jann)
3.2.3 Einsatzübung mit Einheiten der eigenen Organisation und anderen Organisationen zusammen
Den größten Aufwand erfordert eine Einsatzübung mit Einheiten der eigenen Organisation und anderen Organisationen zusammen. Hier sind ein hoher Abstim[27]mungsbedarf und eine umfangreiche Planung erforderlich. Bereits in der Planungsphase sind alle Einheiten zu beteiligen. In diese Übungen werden die Anforderungen und Bedürfnisse unterschiedlicher Organisationen integriert. Es liegt eine Lage mit teilweise sehr differenzierten Aufgaben vor. Beispielsweise: Versorgung lebensbedrohlicher Verletzungen, Bekämpfung eines Brandes, Anheben oder Sichern von Bauteilen, Sichern von Gefahrenbereichen, ggf. Aufbau von Logistik, Transportorganisation einer Vielzahl von Verletzten.
Exemplarische Merkmale dieser Einsatzübung:
Übende: eine Führungskraft und Einheit der eigenen und anderen Organisation,
notwenige Einsatzmittel,
Übungskommandant kommt von der ausrichtenden Organisation,
verantwortlicher Schiedsrichter je Organisation,
Schiedsrichter der mitwirkenden Organisationen.
Bild 9: Praktische Übungen mit unterschiedlichen Einheiten verbessern die Zusammenarbeit im Realeinsatz. (Foto: Timo Jann)
[28]3.2.4 Führungskräftetraining mit eigenen Kräften
Führungskräftetraining mit eigenen Kräften eignet sich für die Bearbeitung von Einsatzszenarien mit der eigenen Führungsorganisation. Hier können Abläufe, Standardprozesse und das Verständnis unterschiedlicher Führungsstufen in vertrautem Rahmen geübt und trainiert werden.
Exemplarische Merkmale dieser Einsatzübung:
Übende: Führungskräfte der beteiligten Organisationen aus ggf. unterschiedlichen Führungsstufen, Einheiten der beteiligten Organisationen,
Ausstattung für Übungsdarstellung,
ggf. Einsatzmittel,
Übungskommandant,
ggf. Schiedsrichter je übender Führungskraft (siehe auch Kapitel