Unsterblich?!. Werner Huemer

Unsterblich?! - Werner Huemer


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Reise, und wenn wir loslassen können. Denn der Körper „beherrscht“ das Sterben, darum brauchen wir uns nicht zu sorgen. Ängstigen müssen wir uns eventuell vor den Rückwirkungen, deren Ursachen wir selber in die Welt gesetzt haben. Aber wir halten unser Leben – auch das jenseitige – nun ja wirklich in der Hand, hier und jetzt, wir können es in einem aufbauenden Sinn gestalten. Mit unseren Entschlüssen prägen wir unser Verhalten und unsere Innenwelt – und damit das, was wir drüben antreffen werden. Es geht mit uns so weiter, wie wir wirklich innerlich sind.

      Bemerkenswert finde ich auch, was das gemeinsame Erleben aller Menschen ist, die eine Nahtoderfahrung hatten: Sie sprechen von einem wundervollen Licht. Dieses Licht beschreiben sie als Wärme, die sie förmlich einhüllt, die sich anfühlt wie Liebe. Ich glaube, jeder Mensch kann am Ende seines Erdenlebens voll kindlichem Vertrauen auf dieses Licht zugehen!

      Einer Weltsicht, wie sie bei Sieglinde Fuchs zum Ausdruck kommt, stehen heute viele Menschen kritisch gegenüber: Anrührend, gemütvoll, tröstlich – ja, sicher.

      Aber das Weiterleben der Seele nach dem körperlichen Leben als echte Realität akzeptieren?

      Dafür müsste man doch etwas mehr verlangen dürfen als persönliche Erlebnisschilderungen, die ja nie und nimmer objektiviert werden können.

      Im zweiten Kapitel werden wir daher die Frage nach dem Wesen des Menschseins vertiefen, und dann erörtern, ob tatsächlich etwas dafür spricht, dass es ein persönlich-bewusstes Leben nach dem Leben gibt. Dabei wird Astrid Dauster aus Weilheim in Oberbayern zu Wort kommen und authentisch von einer typischen Nahtoderfahrung berichten. Solche Schilderungen von einfachen, glaubwürdigen Menschen, die weit davon entfernt sind, nur auf sich selbst aufmerksam machen zu wollen, wirken überaus beeindruckend.

      Aber welchen sachlichen Wert haben sie?

      Persönliche Erfahrungen können natürlich nicht nach den üblichen wissenschaftlichen „Objektivitäts-Kriterien“ beurteilt werden. Allenfalls ist es möglich, sie statistisch zu erfassen und vergleichende Studien anzustellen.

      Der ausgeprägte Subjektivitätsfaktor war über mehrere Jahrzehnte auch ein Kernproblem in der Thanatologie.

      Nach der Pionierarbeit von Dr. Elisabeth Kübler-Ross haben Forscher wie der US-amerikanische Psychiater und Philosoph Dr. Raymond Moody mit ihren Publikationen über das „Leben nach dem Tod“ weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Zumindest vorübergehend. Denn in den 1970er und 1980er Jahren erschien die Erkenntnis, dass offenbar alle Menschen an der Schwelle des Todes Ähnliches erleben, einigermaßen sensationell.

      Es war vermutet worden, dass der kulturelle Hintergrund, das Bildungsniveau oder beispielsweise die Religionszugehörigkeit ausschlaggebend für die Art der Erlebnisse sein müssten. Aber nein. Viele Details in den Nahtoderfahrungen ähneln einander über alle Länder-, Kultur-, Alters- und Geschlechtsgrenzen hinweg. Das konnten Moody & Co zweifelsfrei belegen.

      Aber auch wenn Tausende oder Zehntausende Berichte von Menschen gesammelt worden waren, die den Schritt über die „Schwelle“ erlebt, aber doch nicht endgültig vollzogen hatten und von auffallend ähnlichen Ereignissen berichten konnten, so blieben die dokumentierten Begebenheiten doch bis zu einem gewissen Grad fragwürdig. Denn teilweise lagen die Ereignisse zeitlich weit zurück, und in nur wenigen Fällen war es möglich, genau zu rekonstruieren, wie „tot“ der Betroffene wirklich gewesen war, als er seine Erfahrungen gemacht hatte. Die meisten Wissenschaftler blieben deshalb skeptisch. Nahtoderfahrungen galten fortan zwar als diskussionswürdiges Phänomen, aber keineswegs als Beweise für ein Leben nach dem Tod.

      Erst um die Jahrtausendwende kam wieder neuer Schwung in die Thanatologie – und zwar vor allem durch den niederländischen Kardiologen Dr. Pim van Lommel (ein Interview mit ihm finden Sie in meinem Buch „Über den Kopf hinaus“ – Was ist das Wesen unserer Gedanken, Komplett Media, 2013). Van Lommel arbeitete unter kontrollierten Bedingungen mit mehr als 200 Personen, die einen Herzstillstand durch Reanimation überlebt hatten, also nachweislich klinisch tot und ohne Hirnfunktion gewesen waren. Ihre Schilderungen über Erlebnisse während dieser „Aus-Zeit“ – es waren abermals die bekannten Tunnel-, Licht- und Ausleibigkeitserfahrungen – führten den Arzt zu der Überzeugung, dass menschliches Bewusstsein auch ohne einen Körper existieren kann.

      Seither ist Pim van Lommel weltweit unterwegs, um über seine Forschungsergebnisse zu berichten.

      Nicht nur Todesnähe-Erfahrungen stellen unser gegenwärtiges Menschenbild in Frage. Auch das Phänomen der Gedächtnistransplantation nagt an der heute verbreiteten Vorstellung, wir seien eine aus Einzelteilen zusammengesetzte biologische Maschine, gesteuert durch das „Königsorgan“ Gehirn, das so nebenbei Bewusstsein produziert.

      Bei diesem seit erst knapp 15 Jahren bekannten Phänomen handelt es sich um die offenbar gar nicht so seltene Erfahrung, dass ein Organempfänger typische Verhaltensweisen des Organspenders (den er freilich nie kennengelernt hat) zu zeigen beginnt.

      So wurden Fälle bekannt, in denen Personen, nachdem sie ein Spenderherz erhalten hatten, ihre Sprechweise änderten, völlig neue Vorlieben – etwa für klassische Musik – entwickelten oder auch bestimmte „Ticks“ zu zeigen begannen, zum Beispiel eine besondere Angewohnheit, mit ihrer Nase zu spielen. Und immer waren es Auffälligkeiten, die zuvor der Organspender gezeigt hatte.

      Wie ist so etwas möglich?

      Eigentlich gar nicht, sofern man das individuelle Bewusstsein ausschließlich im Gehirn der Einzelperson verortet. Aber vielleicht ist das eben doch ein Irrtum.

      Die Erklärungsansätze für das Phänomen der Gedächtnistransplantation reichen von „Bewusstseinsfeldern“, die über die DNA in die Körper einwirken, bis hin zur esoterisch anmutenden „spirituellen Besetzung“ (früher mit dem Begriff „Besessenheit“ bezeichnet). Den meisten Erklärungen ist gemein, dass sie unser bewusstes Sein nicht auf den sterblichen Körper beschränken.

      Sollten wir das heutige Menschenbild einmal grundlegend in Frage stellen?

      Natürlich könnte man es sich leicht machen und die genannten Phänomene sowie dazugehörige philosophische Erwägungen einfach vom Tisch fegen. Alles Einbildung. Wunschdenken. Wahnideen. Ein paar nette Begriffe und Totschlag-Argumente sind schnell gefunden, um Diskussionen zu vermeiden. Aber man würde damit einen Umstand vernachlässigen, der zwar nicht wissenschaftlich fassbar, aber dennoch wesentlich für die Wahrheitsfindung ist: die persönliche Erfahrung.

      Wir werden uns der Thematik „Unsterblichkeit“ daher in den folgenden Kapiteln nicht nur wissenschaftlich und philosophisch, sondern auch lebensnah zuwenden, also mit dem Fokus auf subjektive Wahrnehmungen, Erlebnisse und Schlussfolgerungen.

      Forschung und Medizin mögen weiterhin daran arbeiten, Leben zu verlängern und Leben zu erhalten. Und Science-Fiction-Fans mögen weiterhin von Wegen in die physische Ewigkeit träumen – ob sie nun über das Einfrieren führen, über die Gentechnik oder den Transfer von Bewusstsein in Maschinen.

      Wir schauen jetzt einmal in eine andere Richtung.

      Sind Lebewesen Sterbewesen?

      Jedenfalls sind komplexe biologische Organismen sterblich und meist auch recht kurzlebig, ein paar Hydren vielleicht ausgenommen. Aber ist der Mensch nur sein Körper? Oder könnte der Geist, der von ewigem Leben und Unsterblichkeit träumt, in seinem innersten Wesen vielleicht doch nicht dem Tod unterworfen sein?

      Wenn wir nur wüssten, was Geist ist! Und Seele. Und überhaupt: Bewusstsein …

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