Juana - Vom Pech verfolgt. Lee Kojek

Juana - Vom Pech verfolgt - Lee Kojek


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vor Schreck beinahe vom Stuhl.

      »Was?! Weißt du, was du da gerade sagst? Wir werden in England gesucht!«

      Erzürnt sah Clair Almyra an.

      Schmunzelnd erwiderte Almyra den Blick.

      »Natürlich. Ich weiß sogar schon ihren Namen.«

      Perplex weitete Clair die Augen und legte den Kopf schief.

      »Was?«

      Es dauerte einen Moment, bis sie eine Antwort bekam. Clair dachte angestrengt nach, schien sich dann aber tatsächlich erinnern zu können.

      »Natürlich. Die Kleine kam jeden Tag vorbei und wollte Molly unbedingt helfen. Aber sie war damals doch noch so jung.«

      Skeptisch hob Clair eine Augenbraue.

      Ungläubig schüttelte Clair den Kopf.

      »Das ist etwas zu viel des Guten. Du willst mir also gerade erzählen, dass ein Mädchen, das vor sechs Jahren bei uns mitmachen wollte, plötzlich vor Owens Tür stand und jetzt darauf wartet, dass wir sie abholen? Du hast doch völlig den Verstand verloren!«

      »Und wenn du so überzeugt davon bist, warum musst du das dann noch mit mir besprechen?«, wollte Clair auf einmal wissen. Ertappt wendete Almyra den Blick ab und schwieg einige Minuten. Irgendwann wurde es Clair wohl zu blöd.

      »Ich habe nicht vor, Spanien als Käpt’n zu verlassen. Es ist einfach zu anstrengend, wenn man außerdem noch andere Aufgaben zu erfüllen hat. Mir wäre es lieber, wenn du den Befehl geben würdest, nach England zu fliegen.«

      »Was?«

      Von ihren eigenen Gedanken genervt schüttelte Almyra den Kopf. Es ging sie überhaupt nichts an, was zwischen Becky und Charlotte lief und solange die Kanonierin glücklich war, war es ohnehin völlig egal. Die Mechanikerin sollte sich eher auf ihre eigene Beziehung konzentrieren. Auch wenn sie sich wieder vertragen hatten, hatte Hope sich kaum bei Almyra blicken lassen. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass sie Almyra etwas Ruhe gönnen wollte.

      Als die Mechanikerin bemerkte, dass die Sonne unterging, lief sie zurück zu Johns Grundstück. Bevor sie aufbrachen, wollte sie unbedingt noch einmal zu Mollys Grab. Es war wirklich schön hergerichtet. Überall lagen Blumensträuße und Kerzen erleuchteten alles. Es hätte Molly sicherlich gefallen.

      »Keine Sorge Molly, wir passen auf deine Schwester auf.«

      »Hey.«

      Überrascht blickte die Navigatorin sie an, lächelte dann aber auch.

      »Hey. Geht es dir besser?«

      »Ja, ich denke schon.«

      Almyra nahm Hopes Hand und drückte sie etwas. Die Navigatorin hatte ihr unglaublich gefehlt.

      John sah zu Clair und reichte ihr die Hand.

      »Ihr seid immer herzlich willkommen.«

      »Wir sehen uns bald wieder.«

      »Wo soll es hingehen, Käpt’n?«

      Almyra war erleichtert, dass die Nachricht, dass Clair nun wieder das Kommando hatte, wohl bis zu Clara durchgedrungen war. Das ersparte viel Arbeit. Neugierig beobachtete die Mechanikerin, wie Clair nachdachte. Dabei sah die Amazone irgendwann entschlossen zu Almyra.

      »Wir fliegen nach England. Nach Plymouth um genau zu sein. Wir haben Owen lange nicht mehr besucht.«

      Clara und Amelia blickten den Käpt’n sehr überrascht an, nickten dann aber. Die Asiatin zog Hope zu sich.

      »Du kümmerst dich um eine Route.«

      »Klar.«

      Owen

      Vorgängerin schlau zu werden. Doch mittlerweile verstand sie, wie sie die Karten zu lesen hatte. Sie gab die Route an Amelia weiter und blickte dann fragend zu Clair.

      Aber warum wollten sie denn jetzt auf einmal zu diesem Owen? Clair blickte Hope an und schmunzelte.

      »Owen ist Felicias Vater«, war ihre knappe Antwort.

      »Felicias Vater? Achso…«

      Sie wusste nicht wieso, aber Hope war immer davon ausgegangen, dass niemand außer Molly noch irgendwo Familie hatte. Die Crew war für die Meisten die einzige Familie, hatte Sarah ihr gesagt. Wenn Hope so darüber nachdachte, wusste sie von den meisten so gut wie nichts.

      »Soll ich dann direkt eine Route einzeichnen?«

      »Nein. Wir gehen trainieren.«

      Verwirrt folgte Hope der Amazone unter Deck.

      »In den Trainingsraum.«

      Verwirrt folgte die Navigatorin ihrem Käpt’n und sah sich dabei in den Gängen um, als wäre es ihr erster Tag auf dem Schiff.

      »Wusstest du das nicht?«

      »Wow.«

      Einige Crewmitglieder waren hier und hantierten mit den Geräten. Es war schon beeindruckend, zu sehen, wie viel Becky stemmen konnte. Andererseits schüchterte es Hope auch ein. Bestimmt würde sie sich jetzt hier blamieren.

      »Wie viele Liegestütze schaffst du?«

      »Was? Ich weiß nicht…«, wisperte Hope verlegen und sah peinlich berührt zu Boden. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals Liegestütze gemacht zu haben. Clair drehte sich zu ihr um und nickte.

      »Okay, dann mach einfach mal so viele, wie du schaffst«, sagte sie in ruhigem Ton und einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. Hope kniete sich unsicher auf den Boden und blickte sich um. Sie wollte sichergehen, dass außer Clair wirklich niemand zusah.

      »Damit kann man doch arbeiten. Mach kurz eine Pause und mach dann die nächsten.«

      »Du hast ja doch endlich mal hier her gefunden«, bemerkte Almyra in einem amüsierten Tonfall.

      »Ja. Warum hast du mir nie von dem Raum erzählt?«

      Doch Almyra zuckte nur die Schultern und antwortete, »Habe ich doch. Ist doch nicht meine Schuld, wenn du mir nicht zuhörst.«

      Clair kam zu den beiden und blickte zu Hope.

      »Du solltest langsam weitermachen.«

      »Ja, natürlich.«

      »Das sieht doch schon ganz gut aus.«

      Hope atmete erleichtert durch, doch dann hörte sie Almyras Stimme.

      »Soll das dein Ernst sein? Komm schon Hope, du schaffst doch wohl mindestens zehn Liegestütze.«

      Erschrocken sah Hope ihre Geliebte an.

      »Du hast mich schon gehört. Nochmal zehn Liegestütze!«

      »Almyra, es reicht doch wohl, wenn sie so viel macht, wie sie schafft.«

      »Ich sagte doch, dass du das kannst. Man darf bei sowas nicht schon aufhören, sobald es etwas schwieriger wird.«

      Hope antwortete nicht, sondern schnappte nur weiter nach Luft. Wer hätte gedacht, dass Almyra beim Training so eine Tyrannin sein konnte? Clair machte währenddessen unbeirrt weiter Liegestütze. Sicherlich hatte sie jetzt schon fünfzig oder sechzig geschafft. Almyra folgte Hopes Blick.

      »Ach, das ist doch gar nichts. Sie trainiert ja auch schon seit sie ein Kind ist. Ihr eigenes Gewicht ist kein Problem. Aber pass mal auf.«

      Mit diesen Worten stand Almyra auf und setzte sich einfach auf Clairs Rücken. Diese wurde augenblicklich wackeliger.

      »Almyra, verdammt!«, fluchte Clair laut, »geh sofort runter von mir!«


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