Sex Geschichten von Frederique La Rouge. Frederique La Rouge
Gegenteil, die Mitreisenden schienen in mir eher ein Hindernis zu sehen, welches sie überwinden mussten, um rechtzeitig ihren Platz zu erreichen.
Plötzlich legte sich eine raue, entrüstet klingende Bassstimme über das sanfte Geplänkel der Passagiere: "Hallo? Die Dame ist gestürzt. Und sie laufen einfach über sie hinweg. Ich glaube es ja nicht. Machen sie endlich Platz um Himmels willen!" Direkt vor mir schoben zwei kräftige Hände einige Passagiere zu Seite, und ich blickte direkt in die stahlblauen Augen des Mannes, der vorhin noch mein Buch aufgehoben hatte. Diesmal musste er gleich die dazugehörige Frau mit aufheben. Ich ergriff die mir dargebotene Hand, die mir hoch half, als sei ich leicht wie eine Feder.
Ausgerechnet vor diesem Traummann musste ich mich derart blamieren. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Nachdem ich mich artig bedankt hatte, und im Begriff war, mich an ihm vorbei auf meinem Sitzplatz zu zwängen, spürte ich eine Unebenheit unter dem spitzen, hochhackigen Absatz meines rechten Schuhes, die nach dem gequälten Gesichtsausdruck meines Adonis zu schließen, mit ziemlicher Sicherheit sein Fuß war. Ich wünschte, da wäre ein Loch im Boden gewesen, in das ich einfach hätte verschwinden können.
"Entschuldigen sie vielmals. Es tut mir wahnsinnig leid!", versicherte ich ihm, während ich auf meinen Sitz sank.
Nach einem vielsagenden Blick auf meine High Heels sinnierte er: "Ich dachte, im Flugzeug seien Waffen verboten. Aber ich habe ja nun ein paar Stunden Flug vor mir, um mich zu erholen." Dann ließ er sich doch tatsächlich auf dem Platz neben mir nieder, grinste mich fröhlich an und meinte: "Alles gut, machen sie sich keine Gedanken. Aber informieren sich mich bitte, falls sie vorhaben während des Fluges ihren Platz zu verlassen. Nur damit ich rechtzeitig in Deckung gehen kann."
"Wird gemacht!", erwiderte ich ein wenig zu keck. Der Typ sah aus der Nähe noch umwerfender aus, und dann erst diese Stimme. Mein Gott, was für ein Prachtexemplar saß da neben mir. Na, so konnte der Urlaub doch beginnen.
In Wahrheit war mir das Ganze fürchterlich peinlich. Am liebsten hätte ich mich unsichtbar machen wollen. Also saß ich nur steif auf meinem Sitz und starrte aus dem Fenster. Reiß dich zusammen, Nina. Du benimmst dich wie ein Teenie. Er ist nur ein Mann, wie jeder andere auch, dachte ich bei mir. Aber die meisten anderen Männer, hätten mich nicht so nervös gemacht, bloß weil sie neben mir gesessen wären. Und so angestrengt aus dem Fenster schauen, dass würde ich wohl kaum den ganzen Flug lang aushalten. Ich bekam schon jetzt Nackenschmerzen.
Schließlich wurde es Zeit, sich anzuschnallen. Ich fingerte nach meinem Gurt, erkannte aber, dass er mit seinem sexy Hintern direkt auf meinem Gurt saß, traute mich jedoch nicht ihn anzusprechen.
Er hatte wohl bemerkt, dass ich nicht zurechtkam, sah an sich herunter, und erkannte warum. Dann verlagerte er sein Gewicht, wobei er mir kurz an die Taille fasste, um sich zu stützen. Mir stockte der Atem, und mein Herz pochte wie wild. Sein Kopf war nur wenige Zentimeter von meiner Brust entfernt, und ich konnte ihn riechen. Meine Güte, dieser Duft war berauschend. Ich hatte das Gefühl, alles geschah in Zeitlupe.
"Ist es recht so?", fragte er mich und zog etwas an meinem Gurt, wie um zu prüfen, ob er ihn korrekt angelegt hatte. Bevor ich etwas entgegnen konnte, hatte er schon bemerkt, dass der Gurt noch etwas gestrafft werden musste. Erneut beugte er sich gefährlich nahe zu mir herüber. Mir war auf einmal fürchterlich heiß. Der Schweiß schien aus allen Poren zu kommen, und es fühlte sich klebrig an. Aber nicht nur das; erschreckt bemerkte ich, dass ich regelrecht erregt war. Ich hoffte, es würde ihm nicht auffallen und versuchte, locker und cool zu wirken.
Ich bedankte mich und wollte schon wieder meine Fensterhaltung annehmen, als er mir die Hand entgegenstreckte und sagte: "Hi, ich bin übrigens Ramon."
Zögernd ergriff ich sie und meinte nur: "Nina, ich bin Nina."
Diese Stimme, meine Güte, sie klang so zärtlich und gleichzeitig rau. Hörte das denn nicht auf? Warum benahm ich mich so kindisch? Warum brachte mich dieser Mann derartig aus der Fassung? Mich die zwar immer adrett, aber eben scheu und manchmal langweilig auf andere Menschen wirkte. Vielleicht hätte ich Urlaub im Bayrischen Wald machen sollen, der wird vermutlich weniger häufig von heißblütigen Südländern frequentiert.
Als der Flieger erst einmal abgehoben hatte, und wir unsere Flughöhe erreicht hatten, unterhielten wir uns jedoch sehr angeregt, und langsam ließ die Anspannung in mir nach. Die Stunden vergingen, im wahrsten Sinne des Wortes, wie im Fluge, und das Flugzeug landete planmäßig auf Mauritius. Fast bedauerte ich, dass der Flug schon vorbei war, denn ich hatte die Zweisamkeit mit Ramon sehr genossen. Zumal dieser Mann nicht nur traumhaft aussah, und man sich prima mit ihm unterhalten konnte, er schien zudem auch ausgesprochen intelligent zu sein. Eigenschaften, die in dieser Kombination eher spärlich anzutreffen sind, wie ich erfahren hatte.
Ramon half mir beim Aussteigen, begleitete mich zur Gepäckausgabe, nahm schließlich einen meiner zwei Koffer, und wir gingen gemeinsam aus dem Flughafengebäude heraus. Ich bemerkte sehr wohl die neidvollen Blicke anderer Frauen, und für eine kurze Weile war ich stolz, dass er an meiner Seite war. Vor dem Flughafen gab er mir meinen Koffer zurück, und wir verabschiedeten uns voneinander. Ramon küsste mich auf jede Wange und ging. Ich schaute ihm nach, und wirklich, er drehte sich noch einmal zu mir um und winkte mir lächelnd nach. Da geht er dahin. Oh, was für eine Schande, dachte ich. Nahm mir jedoch vor, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Also wach auf Nina, sagte ich zu mir. Die ganze Welt steckt voller Männer, also werde vernünftig und steh hier nicht länger rum, mit diesem Grinsen im Gesicht.
Ich entdeckte meinen Bustransfer, und stellte fest, dass der Fahrer schon ungeduldig auf mich gewartet zu haben schien. Ich war wohl wieder einmal die letzte. Als ich auf meinem Platz saß, und die Landschaft an mir vorbei rauschte, dachte ich: Mauritius, ich bin da. Ich werde die Zeit hier in vollen Zügen genießen. Ich hatte lange für diesen Urlaub gespart, denn obwohl ich zwar ganz gut verdiente, als Sachbearbeiterin in einer Spedition, war es nicht so, dass ich mir einen solchen Urlaub mal eben spontan hätte leisten können. Fast viertausend Euro hatte mich der Spaß gekostet, und ich war wild entschlossen, jeden verprassten Euro davon zu genießen. Ein fünf Sterne Hotel in einer exklusiven Anlage, direkt am Meer, mit Wellnesspaket und All inklusive. Und diese drei Wochen purer Entspannung sollten mir helfen, Lars zu vergessen; ein für alle Mal.
Das Einchecken war rasch erledigt. Das Personal schien deutschsprachig zu sein, und ausnehmend freundlich.
Ich bekam ein wunderschönes Zimmer mit Meerblick. Die Einrichtung wirkte vornehm, jung und modern. Nur in dem großen Doppelbett kam ich mir ein wenig verloren vor.
Mittlerweile war ich schon drei Tage auf Mauritius. Ich pendelte gewohnheitsmäßig zwischen Meer, hoteleigenem Swimming-Pool, Bar, Restaurant und dem netten kleinen Städtchen, das prima Einkaufsmöglichkeiten bot. Ich traf Touristen aus England, den Vereinigten Staaten, aus Österreich, ja selbst eine Familie aus Dubai logierte hier. Für Unterhaltung war bestens gesorgt und es gab jede Menge Animationsangebote. Gleich morgens starteten sie mit Gymnastik am Swimming-Pool, abends gab es Tanzabende mit Showeinlagen und auch viele Angebote für die kleinen Gäste, damit sich die Eltern entspannen können.
Ich war gerade auf dem Weg zur Bar am Swimming-Pool, als ich ihn sah; meinen Traumquicky. Er stand tatsächlich dort, nahe dem Tresen und unterhielt sich mit dem Personal. Mein Atem stockte, und ich wollte mich gerade umdrehen, um die Flucht zu ergreifen, bevor er mich erkennen konnte. Allerdings kam es nicht mehr dazu, denn der Kellner, der mit seinem Tablett wohl hinter mir hergelaufen war und ebenfalls die Bar angesteuert hatte, schien meine Vollbremsung vermutlich nicht einkalkuliert gehabt zu haben. Sein beladenes Tablett streifte kurz meine Schulter, dann donnerte eine Ladung Gläser und Flaschen scheppernd auf den Fußboden. Beschämt bückte ich mich, um dem armen Kerl zu helfen, die Scherben aufzusammeln. Hoffentlich hat mich Ramon nicht entdeckt, dachte ich überflüssigerweise, denn das Getöse war weithin hörbar gewesen.
Im nächsten Moment berührte mich auch schon eine Hand an der Schulter, und eine vertraute Stimme meinte fröhlich: "Hallo Nina, sie Pechvogel."
Oh Gott, dachte ich, was machst du jetzt? Weglaufen kannst du nicht mehr. Du Volltrottel, warum muss das immer