Jahrbuch der Baumpflege 2021. Группа авторов

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Halbschatten haben extrem schmale Jahrringe und bei 10 cm dicken Stämmchen ein Alter von bis zu 100 Jahren ergeben.

      In einem Naturschutz-Projekt erforschen wir derzeit die Ursache der Langsamwüchsigkeit von Stechpalme und Eibe: Wir möchten wissen, warum sie auf bessere Lichtverhältnisse nicht mit einer Wachstumssteigerung reagieren. Unsere Vermutung ist, dass es am Wassertransport liegt, der aufgrund der Holzanatomie nicht steigerungsfähig ist. Daher müssen (halb)schattige Verhältnisse dann am günstigsten sein.

      Da die Stechpalme sehr stockausschlagfreudig ist, entstehen infolge von Verbiss oder sonstiger Beschädigung strauchförmige Exemplare, die ausgedehnte Gebüsche bilden können und wiederum anderen Pflanzenarten einen Lebensraum bieten, in dem sonstige Gehölze und krautige Arten durch die Stechpalme vor Verbiss geschützt werden.

      Die Stechpalme ist widerstandsfähig gegen Luftverschmutzung, mäßig SO2-tolerant und verträgt höhere Ozonbelastung.

      3 Nutzung, Verwendung und Heilkunde

      Das relativ schwere, helle Holz ist für feinere Tischler-, Drechsler- und Schnitzarbeiten beliebt und gilt als wertvollstes „weißes Holz“ für Einlegearbeiten, z. B. in Schachbrettern. Seine Dichte ist so hoch, dass es in frischem Zustand in Wasser untergeht. Der hohe Schwindsatz des Holzes bedingt bei zu schneller Feuchteabsenkung innere Spannungszustände und ausgedehnte radiale Schwindrisse.

      Die häufigste Verwendung der Stechpalme erfolgt bei uns als Stadtbaum: Sie ist sehr beliebt als Ziergehölz für Gärten, Parks und als Hausbaum (Abbildung 11). Dabei muss man nur auf Schutz vor zu starker Sonnenstrahlung und vor kaltem Nord- und Ostwind im Winter achten. Meist werden Sorten verwendet, die besondere Blattformen, -größen, -färbung und -bestachelung, Fruchtfarbe oder einen speziellen Habitus zeigen: Es sind weit über 100 Kultivare beschrieben.

       Abbildung 11: Verwendung als Ziergehölz/ Hausbaum

      Die Art eignet sich auch sehr gut zur Anlage von Hecken, da sie sehr schnittverträglich ist. Solche Hecken können durch die stechenden Blätter undurchdringlich werden, weshalb die Stechpalme in England zu den beliebtesten Heckenpflanzen gehört. Hierzulande finden sich derartige Hecken vor allem in NW-Deutschland, aber viel seltener.

      Wegen ihrer Immissions- und Salztoleranz ist sie für Pflanzungen im urbanen Bereich sehr gut geeignet, allerdings wegen ihrer Langsamwüchsigkeit und der immergrünen Blätter, die Streusalzgischt nicht vertragen, nicht als Straßenbaum.

      Ilex-Zweige sind wegen ihres immergrünen Laubes und ihrer leuchtend roten Früchte sehr geeignet und beliebt für die Kranzbinderei, als Gräberschmuck und zur Ausschmückung bei Festlichkeiten, insbesondere gerne zu Weihnachten. Das stachelige Laub machte man sich auch zum Schutz von zum Räuchern aufgehängtem Fleisch gegen Katzen zunutze. Bereits vor über 100 Jahren wurde der Stechpalme allerdings ihre Beliebtheit für Adventskränze und Weihnachtsgestecke zum Verhängnis, da man damals Unmengen von Frucht-Zweigen schnitt und Wagenladungen per Lkw und Eisenbahn überall hin verfrachtete. In den 1920er Jahren wurden daher erste lokale Verbote und dann auch regionale Schutzverordnungen erlassen.

      Vor allem im angelsächsischen Raum hat sich die Stechpalmenverehrung bis heute erhalten, man schmückt immer noch gerne Weihnachten das Haus mit „Holly“-Zweigen (Abbildung 12). Sie werden zur Zierde der Haustür und Zimmer sowie zum Schmuck von Speisen (Pudding/Fleischwaren) verwendet, wobei man sie aber nicht mitessen darf. Stechpalmenzweige sind dabei eng mit der Weihnachtszeit verbunden. Diese Tradition wird inzwischen in den USA noch ausufernder gepflegt als im britischen Mutterland: In riesigen „Holly-Farmen“ angepflanzt werden die Ilex-Plantagen zum Schutz vor Vögeln in jedem Herbst mit Netzen überspannt und im November/Dezember Zweige geschnitten.

       Abbildung 12: Gesteck mit Ilex zu Weihnachten

      Die als giftig eingestuften Blätter wurden früher als aufmunternder Tee getrunken – so ändern sich die Zeiten. Mate-Tee stammt übrigens von einer südamerikanischen Ilex-Art. In der Heilkunde wurden die ebenfalls giftigen Früchte gelegentlich bei Fieber, gegen Rheuma und Gicht sowie als Abführmittel und gegen Epilepsie eingesetzt, was die Patienten teilweise nicht überlebten. Aus diesem Grund ist bei Pflanzungen im Garten oder auch Dekoration und Gestecken zu beachten, dass 10 Früchte für Kinder bereits tödlich sein können. Für Vögel sind sie ungiftig und sogar ein wichtiges Winterfutter, werden aber erst durch Frost weich.

      4 Mythologie, Geschichte und Literatur

      Aufgrund der ungewöhnlichen Eigenschaften – immergrüne, glänzende, stachlige Blätter mit roten Früchten – hat die Stechpalme in der Mythologie schon seit langer Zeit Bedeutung. Bereits die Kelten verehrten sie: Für die Druiden sollen die roten Früchte Lebensenergie symbolisiert haben. Den Römern galt sie als zukunftsdeutender Baum. Durch ihre immergrünen Blätter gilt sie als Symbol für Unvergänglichkeit und ist daher auch auf Friedhöfen so beliebt.

      Der Zauberstab Harry Potters war aus einem Stechpalmenzweig; auch für Wanderstöcke waren und sind die Zweige beliebt, so z. B. bekannt von GOETHE und LISZT.

      Die Bezeichnung „Hülse“ wie auch das englische „Holly“ gehen auf althochdeutsch hulis zurück, eine Bezeichnung für stechende Sträucher, und wurde schließlich auf weitere immergrüne, stechende Gehölze wie die Stechpalme übertragen. Noch heute lassen viele Flur- und Ortsnamen mit der Silbe „Hüls-“ auf das einstige Vorkommen der Stechpalme schließen, z. B. Hülsfeld, Hülsenhain und Hülsebusch. Auch in Familiennamen wie DROSTE-HÜLSHOFF und HÜLSMANN findet man sie wieder.

      Der Bezug zur Palme im Namen rührt von dem Brauch, in katholischen Gegenden am Palmsonntag Ilex-Zweige als Palmzweige in die Kirche zu bringen, die dort geweiht werden und dann in Stube und Stall gegen Heimsuchung durch böse Gewalten (z. B. Gewitter) aufgehängt oder in den Dachgiebel gesteckt werden.

       Verwendete Literatur

      BARTELS, H., 1993: Gehölzkunde. Ulmer, Stuttgart.

      BÄRTELS, A.; SCHMIDT, P. A., 2014: Enzyklopädie der Gartengehölze. 2. Aufl., Ulmer Verlag, Stuttgart.

      Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV), 2005: Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten. BGBl. I, S. 258/896.

      BUTIN, H., 2019: Krankheiten der Wald- und Parkbäume. 3. Aufl., Ulmer Verlag, Stuttgart.

      CALLAUCH, R., 1983: Untersuchungen zur Biologie und Vergesellschaftung der Stechpalme (Ilex aquifolium L.). Diss. Gesamthochschule Kassel.

      CITREE, 2019: Planungsdatenbank Gehölze für urbane Räume. www.citree.de [Zugriff 11.11.2020].

      ELLENBERG, H.; LEUSCHNER, C., 2010: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. 6. Aufl., Ulmer Verlag, Stuttgart.

      FENNER, R., 2020: Die Europäische Stechpalme – Baum des Jahres 2020. www.baum-des-jahres.de.

      GALLE, F. G., 1997: Hollies – The genus Ilex. Timber Press. Portland, Oregon.

      LANGE, O. L., 1961: Die Hitzeresistenz einheimischer immer- und wintergrüner Pflanzen im Jahreslauf. Planta 56, 666–683.


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