Die schönsten Radtouren zwischen den Meeren. Heike Götz
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Wikinger, Schlösser und ein altes Fischerdorf
Foto: Ingo Wandmacher
Entlang der Schlei
Route (37 km):
• Wikinger-Museum Busdorf
• Schleswig
• Winning
• Winningmay
• Füsing
• Brodersby
• Missunde
• Fähre
• Weseby
• Fleckeby
• Louisenlund
• Borgwedel
• Stexwig
• Fahrdorf
• Busdorf
„Wer arm war und seine Kinder nicht ernähren konnte, warf sie ins Meer“, schrieb einst ein maurischer Kaufmann aus Cordoba über die „Barbaren“ von der Schlei. Vor etwa 1000 Jahren war Haithabu an der Schlei eine bedeutende Handelsstadt im Ostseeraum und galt als Weltstadt. Hier liefen die wichtigsten Fernhandelswege zusammen. Ihre Bewohner, die Wikinger, wurden bewundert und gefürchtet und faszinieren uns bis heute. Der Überlieferung nach waren sie groß gewachsene, mutige und trinkfeste Seeleute, die sich mit ihren Ruderschiffen bis nach Amerika wagten.
Mein Mann Detlef und ich starten unsere Radtour auf dem Parkplatz des Wikinger-Museums Haithabu in Busdorf. Wer vor oder nach der Tour Lust und Zeit hat, sollte sich das 26 Hektar große Gelände und den riesigen Schutzwall, das Danewerk, unbedingt ansehen. Anhand von vielen Originalfunden wurden in Haithabu bei Busdorf, am südlichen Ufer der Schlei, in den letzten Jahren sieben Wikinger-Häuser nachgebaut. In den Häusern kann man Wikinger-Handwerkern wie einem Perlenmacher, einem Bogenschnitzer oder dem Bäcker zusehen und teilweise sogar selbst mitarbeiten: Geschichte zum Anfassen an einem historischen und lebendigen Ort.
Heute geht’s los Richtung Schleswig, auf einem Fahrradweg neben der Straße direkt an der Schlei entlang. Schon nach kurzer Zeit taucht links das weiße Schloss Gottorf auf. Auch hier lohnt ein Abstecher, der Barockgarten und der berühmte „Gottorfer Globus“ aus dem 17. Jahrhundert sind wirklich sehr sehenswert. Der Globus ist deshalb so besonders, weil man in ihn hineingehen kann. Die Kugel hat einen Durchmesser von drei Metern. Zwölf Personen können darin sitzen und den gemalten, figürlich ausgeschmückten Sternenhimmel bewundern. Wir beschließen, ein anderes Mal wiederzukommen, um den Globus und das Schloss in aller Ruhe anzuschauen, denn dafür sollte man sich gut einen halben Tag Zeit nehmen.
Heute zieht’s uns weiter. Es geht immer am Wasser entlang durch Schleswig. Wer mag, kann am Yachthafen bei frischen Waffeln und Kaffee beim Bootstreff Wolf oder im Café im Speicher direkt daneben eine erste Pause machen. Wenn Sie am Yachthafen vorbei sind, sehen Sie links den Schleswiger Dom und biegen dann scharf rechts in die wunderhübsche kleine Fischersiedlung Holm. Zwischen den kleinen malerischen Häuschen fühlt man sich wie in eine andere Zeit versetzt. Die historischen Häuser umschließen kreisförmig einen Friedhof, der wie ein Marktplatz den Mittelpunkt des Dorfes bildet. Der Holm ist berühmt für seine Totengilde, die „Holmer Beliebung“. Diese wurde 1650 nach dem Dreißigjährigen Krieg gegründet, um sich in schweren Zeiten gegenseitig zu helfen. Die Mitglieder der Gilde konnten auf dem eigenen Friedhof kostenfrei begraben werden – nicht unerheblich in Zeiten von Krieg und Pest. Noch heute wird der Friedhof von der „Holmer Beliebung“ genutzt und es werden dort ausschließlich Mitglieder beigesetzt. Jedes Jahr am zweiten Sonntag nach Pfingsten findet auf dem Holm die Beliebungsfeier statt. Die Beliebungsbrüder ziehen dann festlich bekleidet mit Zylinder durch den Holm.
Wir fahren am Sankt-Johannis-Kloster vorbei, dann links und gleich wieder rechts Richtung Klensby und Brodersby. Rechts sehen Sie noch Reste von Kasernen. Hier „Auf der Freiheit“, wie das Gelände heißt, soll in den nächsten Jahren ein ganz neuer Stadtteil entstehen. Der Weg führt entlang der früheren Bahntrasse Schleswig-Süderbrarup und ist heute ein gut zu befahrener fester Sandweg durch den Wald mit gelegentlichen schönen Ausblicken auf die Schlei. Fast 100 Jahre, von 1880 bis 1972, fuhren hier Züge. Herrlich ist das Bahnhäuschen Winning. Wir machen eine kurze Foto- und Trinkpause. Neben den FahrradHinweisschildern fällt uns das Zeichen der Jakobspilger auf, die gelbe Muschel auf blauem Grund.
Fotos: Ingo Wandmacher
Starke Wikinger
Schloss Gottorf
Da mein Mann und ich selbst schon auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela gepilgert sind, interessieren wir uns natürlich sofort dafür. Führt hier ein Jakobsweg entlang? Leider treffen wir an diesem Tag keinen Pilger, sodass ich zu Hause gleich recherchiere. Tatsächlich – die Via Jutlandica, der „jütländische Weg“, ist der nördlichste aller Wege unter den deutschen Jakobswegen. Von Norden kommend führt ein Weg bis nach Schleswig. Ab Schleswig gibt es zwei Alternativen: entweder über Kiel nach Lübeck, einem im Mittelalter wichtigen Sammelpunkt für die Pilger, oder über Rendsburg nach Glückstadt und von dort über die Elbe weiter nach Stade. Im Vorwort eines Pilgerführers finde ich den Hinweis, dass sich im Mittelalter Jakobspilger im Verlauf ihrer Reise zu Gruppen zusammenschlossen, sodass sich die Pilgerströme immer weiter verdichteten. In Nordspanien und Frankreich kann man deshalb von einem „Jakobsweg“ sprechen. In Deutschland ist die Bezeichnung „Wege der Jakobspilger“ angemessener, schließlich waren und sind die Pilger hier noch einzeln und auf ganz verschiedenen Routen unterwegs. Ein Netz dieser Wege durchzieht ganz Europa. Ein Gedanke der heutigen Pilger lautet: „Der Pilgerweg beginnt vor der eigenen Haustür.“ Spätestens seit dem erfolgreichen Buch von Hape Kerkeling ist das Pilgern bei uns ja wieder „in“, und jedes Jahr machen sich unzählige Menschen aus den unterschiedlichsten Motiven auf den Weg. Mein Mann und ich haben unsere Pilgerreise nach Santiago de Compostela als eine ganz besondere Reise erlebt, voller Erlebnisse und Erfahrungen, mit Freude, Schmerz und Erschöpfung gleichermaßen. Jeder Schritt will gegangen sein und jeder geht seinen ganz eigenen Weg. (PS: Von Schleswig bis Santiago sind es über 2500 Kilometer.)
Zurück zu unserer heutigen Fahrradtour, die wir übrigens bei verhangenem Himmel und drohendem Regen starteten und bei schönstem Abendsonnenschein beenden. Bei so einer Tagestour per Rad gilt das Gleiche wie beim Pilgern, kommt mir in den Sinn: Man muss sich einfach aufmachen und alles so nehmen, wie es kommt. Am besagten Bahnhäuschen Winning verlassen wir also die alte Bahntrasse und biegen nach rechts Richtung Brodersby in den Blankenburger Weg. Wenn Sie die Hauptstraße erreichen, biegen Sie links ein. Der Fahrradweg verläuft neben der Straße. Nach ungefähr 500 Metern biegen wir schon wieder von der Straße ab und fahren nach rechts Richtung Winning. Diesen kleinen Schlenker sollten Sie unbedingt machen, denn der Weg führt durch eine wunderschöne Lindenallee. Wie durch einen grünen Tunnel fährt man direkt zum Gut Winning. Der Hof ist heute kein landwirtschaftlicher Betrieb mehr, sondern wird als Wohnhaus privat genutzt.
Foto: Heike Götz
Unter Linden zum Gut Winning
In den Ställen sind die Pferde des