Tierisch angedichtet. Hermann Forschner

Tierisch angedichtet - Hermann Forschner


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       Auch Geier achten auf eine ausgewogene und ökonomische Nahrungsaufnahme.

       Keineier-Geier

      Ein Aasgeier isst niemals Eier!

      Sie seien ihm nicht ganz geheuer:

      Da sei so was drin,

      man nennt´s Cholest´rin.

      Und außerdem sei´n Eier teuer!

       Manche Lebensweise leidet an einer gewissen Einschränkung an Übersicht. Es kann ein Vorteil sein, nicht alles zu sehen, was um einen herum geschieht – muss aber nicht.

       Der blinde Borkenkäfer

      Der Borkenkäfer nagt herum

      in eines Baumes Kambium

      und denkt: Der Schaden ist banal,

      das merkt der Baum ja nicht einmal.

      Und ahnt nicht, da er wühlt so blind,

      Wie viele Fresser um ihn sind!

      Und wundert eines Tags sich sehr:

      Sein Futterbaum, der war nicht mehr!

       Der irrende Maulwurf

      Ein Maulwurf in sein´m Gangrevier,

      tief unter Grases Decke,

      der fühlt sich völlig sicher hier

      als unsichtbares Erdgetier.

      „Kein Feind weiß, wo ich stecke.

      Die helle, grelle Oberwelt

      ist gar nicht so mein Fall.

      Des Bauern Ackerland und Feld,

      selbst über mir das Himmelszelt

      sind mir doch recht egal.“

      Auf einmal klickt das Gitter zu,

      er sitzt in einer Falle.

      Der Golfplatzwart hat endlich Ruh.

      Es störte nämlich immerzu

      das Maulwurfserdgeballe.

      Ein mancher, der für sich vermeint,

      dass niemand ihm was kann,

      weil er so unauffällig scheint

      und jegliche Gefahr verneint,

      eckt dennoch manchmal an.

       In fast jeder Familie gibt es gewisse Abnabelungsprobleme, was den Nachwuchs anbetrifft.

       Kängur-Unruh

      Es fragt sich Mutter Känguru:

      Wann gibt mein junger Kängu Ruh

      und sucht sich bald ein eignes Haus

      und zieht aus meinem Beutel aus?

      Doch denkt sich Känguruhes Sohn:

      Solang ich noch im Beutel wohn,

      spar ich mir doch die Miete

      in einer fremden Hütte.

       Auch ein kleiner Fisch gibt Anlass zu philosophischen Gedanken über die Endlichkeit allen Seins.

       Moderlieschen1

      Das Moderlieschen ist ein Fisch,

      ein kleiner nur – nichts für den Tisch.

      Tut´s Lebenslicht ihm nicht mehr lodern,

      muss auch das Moderlieschen modern.

       Nicht selten scheitern Vorhaben an den naturgegebenen anatomischen Voraussetzungen.

       Wal-Wahlen

      Der Wal hat eine Gemahlin,

      die Walin.

      Ihm und ihr, wie allen Walen,

      sind sie piepegal, die Wahlen,

      denn sie können mit den flachen

      Flossen keine Kreuzchen machen.

       Wal-Karten

      Der Wal, ob Zahnwal oder Barten-,

      er spielt auch äußerst ungern Karten!

      Der Grund gleicht dem, so wie er wählt:

      Mit Flossen Karten halten quält!

       Walgang

      Auch einen Walgang gibt es nicht,

      weil Wal aufs Schwimmen ist erpicht.

      Denn seine Flossen, nah besehen,

      sie taugen nicht zum Aufrechtgehen.

       Was wäre das Leben, wenn wir nicht von Zeit zu Zeit den Verlockungen nachgäben. Manche lockt der Tanz, andere ein guter Schluck aus der Pulle.

       Über Steppbären

      Ein Bär tanzt meist

      ganz selbstvergessen,

      aufs Steppen ist

      er höchst versessen!

      Der Bär tut sich

      recht schwer beim Rappen,

      viel lieber tun

      die Bären steppen!

      Fantastisch gut

      steppt Fred Astaire!

      Noch besser aber

      steppt der Bär!

       Gefahr der Verführung

      Eine kleine Schwebefliege,

      hoffend, dass sie Nektar kriege,

      landet auf ´ner Blumenblüte,

      diese lockt mit erster Güte.

      Kaum hat sie da Platz genommen,

      um zum süßen Saft zu kommen,

      wird sie jählings aufgefressen,

      weil ´ne Spinne da gesessen.

      Warum nur herrscht allzu oft,

      wenn man auf Vergnügen hofft,

      wenn Verführung mächtig war,

      immer auch zugleich Gefahr?

       Eine alte Weisheit


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