Graf Der Überredung. Amanda Mariel

Graf Der Überredung - Amanda Mariel


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nicht.« Minerva suchte nach einer Ausrede, um Mutters Seite zu verlassen. »Ich sehe Carstine und möchte kurz mit ihr sprechen, das ist alles.«

      »Sehr wohl, Liebes.« Mutter nickte zustimmend.

      Minerva brach zum Tisch mit Erfrischungen auf, wo ihr Abenteuer jetzt stand. Sie würde es ihm dieses Mal nicht erlauben zu entfliehen. Zumindest nicht, bis sie seinen Namen kannte. Sie flocht sich durch die Ansammlungen plaudernder Damen und spazierender Paare, bevor sie zwischen zwei Farnen hindurch- und um eine Marmorstatue herumging.

      Als sie den Tisch mit Erfrischungen erreichte, hob sie ein Glas Ratafia an, rückte dann in die Nähe des Tischendes, um dort zu stehen – nahe ihrem Abenteuer. Minerva nahm einen kleinen Schluck des süßen Getränks, wandte dann ihren Blick auf ihn.

      Sie bekämpfte den Drang zu lächeln, als ihr Plan ihn in ihre Nähe zu führen funktionierte. Stattdessen neigte sie einfach das Glas an ihre Lippen, während sie seinen Blick hielt. Etwas an ihrem Spiel machte sie kühn. Er reizte sie und sie schwelgte in dem Gefühl – in der Gefahr.

      Er streckte eine Hand aus, während er sich verbeugte. »Dürfte ich um diesen Tanz bitten?«

      Ja, schrie ihr Geist, aber ihr Mund hatte andere Pläne, und sie sagte: »Ich befürchte, wir sind einander nicht angemessen vorgestellt worden.«

      Er verengte seinen dunklen Blick auf sie, studierte sie. »Und sie würden es einer solchen Sache erlauben Ihnen im Weg zu stehen?« Er machte ein tsk-tsk-Geräusch. »Das kann ich schwerlich glauben. Nicht nach der Art und Weise, wie Sie jetzt gerade zu mir gekommen sind.«

      Sie drehte sich, als sich ihre Wangen erhitzten, nahm einen weiteren Schluck von ihrem Ratafia, stellte dann das Glas ab.

      »Tanzen Sie mit mir, Schönheit«, sagte er, seine Worte samtig und allzu nah an ihrem Ohr.

      Ein Schauer der gespannten Erwartung glitt durch Minerva, als sie schweigend seinen Arm nahm. Er führte sie auf die Tanzfläche, als das Quartett einen Walzer anschlug. Jeder Nerv in Minervas Körper prickelte, als der Gentleman sie in seine Arme nahm.

      Für lange Minuten genoss sie einfach den Tanz. Schwelgte im Gefühl seiner muskulösen Arme um sie herum und seinem maskulinen Duft, der sie umfing. Ihr Herz raste, als sie seinem Blick begegnete. »Ich habe schließlich angefangen von Ihnen als mein Abenteuer zu denken.«

      Er schenkte ihr ein verwegenes Grinsen. »Ich mag es ziemlich ein Abenteuer zu sein.«

      Ihre Lippen bogen sich nach oben, während er sie auf der Tanzfläche herumwirbelte. »Wer sind Sie?«, fragte sie mit gehauchter Stimme.

      »Mein Name ist Brian Kennington.« Er brachte sein Gesicht näher zu ihrem. »Und wie lautet Ihrer, Schönheit?«

      »Ich mag Schönheit ziemlich«, Hitze kroch bei dem Eingeständnis über ihre Brust, »aber mein Name ist Minerva Fox.«

      Etwas blitzte in seinen dunklen Augen auf, ein Moment des Zögerns oder der Unentschlossenheit. Sie konnte nicht sicher sein, abgesehen davon, dass ihn seine Verspieltheit verließ. Kannte er sie? Möglicherweise kannte er ihre Familie? Ungeachtet dessen hatte sie Fragen und genoss ihn viel zu sehr, als dass sie ihr Abenteuer schon enden lassen würde.

      Sie starrte ihm in die Augen und fragte: »Warum sind Sie in meine Kutsche eingedrungen?«

      »Ich befürchte, ich würde Ihr Abenteuer ruinieren, wenn ich Ihnen eine Antwort geben soll.« Er drehte sie wieder im Kreis, bevor er sie zurück über die Tanzfläche führte. »Sie scheinen sich nach Abenteuer zu sehnen.«

      »Das tue ich …« Ihre Worte verstummten langsam, während sich ihre Wangen erwärmten. Sie konnte kaum glauben, dass sie die Worte ausgesprochen hatte. Minerva hatte sich seit langem nach Abenteuer gesehnt. Es war ebendieses Verlangen, das zu den meisten ihrer ungeheuerlichen Ideen und Einmischungen führte. Und dennoch hatte sie niemals tatsächlich ein Abenteuer gehabt.

      Bis jetzt.

      Sie strahlte zu ihm hoch, ihre Verlegenheit bezwungen von ihrem Verlangen im Moment zu leben. »Ich will im Herrensitz reiten, in einem Brunnen tanzen, mit einer Pistole schießen …«, sie warf ihren Blick weg, »ich will barfuß im Gras herumtollen, im Regen tanzen und einen Fremden küssen.« Ihr Puls beschleunigte sich bei den Eingeständnissen und zum ersten Mal fühlte sie sich frei. »Sie müssen mich für die schlimmste Sorte halten.«

      »Ich denke, Sie sind die beste Sorte«, sagte er mit seidiger und tiefer Stimme. Er nahm ihre Hand und führte sie von der Tanzfläche.

      Minerva neigte einen neugierigen Blick auf ihn, als er sie in Richtung der Terassentüren anstatt zu ihrer Mutter führte. »Was tun Sie denn?«

      »Ihr nächstes Abenteuer beginnen.«

      Ein Moment der Panik ergriff sie. Es war eine Sache ihre Wünsche zu äußern, aber dies … Sich tatsächlich auf etwas davon einzulassen – mit ihm. »Ich kann nicht.«

      Sein Schritt wankte nicht, als er ihrem Blick begegnete. »Selbstverständlich können sie das.«

      »Ich werde ruiniert sein«, protestierte sie mit ihren Worten, aber unternahm nichts, um ihre Schritte anzuhalten.

      Er schenkte ihr ein verruchtes, jungenhaftes Grinsen. Die Sorte, die ein verschmitztes Kind benutzen würde, um seine Freunde zu überzeugen bei seinen Mätzchen mitzumachen. Minerva wurde bei der Herausforderung, die über sein ganzes Gesicht geschrieben war, ganz aufgeregt. Sie konnte bei ihm bleiben. Sie konnte ihren Launen nachgeben.

      Aber was war mit den Konsequenzen? War sie willens die möglichen Nachwehen zu riskieren? Konnte ihr Ruf einem bisschen Skandal widerstehen?

      Sie sog einen Atemzug ein und brachte ihre Füße zum Stehen. Hierbei konnte sie nicht selbstsüchtig sein. »Es tut mir leid, aber ich kann nicht. Uns Frauen werden unsere Übertretungen nicht leicht vergeben und ich habe mehr als mich selbst, die ich berücksichtigen muss.« Es schmerzte sie abzulehnen. Dennoch kannte sie die Richtigkeit davon. »Der Ballsaal ist voll von unseren Standesgenossen. Falls irgendjemand bemerken sollte, dass wir gemeinsam entfliehen … Meine Familie würde beinahe so sehr leiden wie ich.«

      Er starrte in ihre Augen, sein dunkler Blick wurde weicher. »Ihre Augen strafen Ihre Worte Lügen.«

      »Tun sie nicht.«

      Sein Mundwinkel zuckte nach oben. »Falls wir entdeckt werden, werde ich Sie heiraten. Jetzt Beeilung.« Er trieb sie wieder in Bewegung.

      Minervas Herz war erregt und ihre Füße bewegten sich aus eigenem Antrieb.

      Gnade ihr der Himmel! Dieser Mann – dieses Abenteuer – versetzte sie jenseits von allem, was sie je zuvor erfahren hatte, in Spannung. Wie könnte sie ablehnen?

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