"Seid ihr bereit ...?" - Priester sein in unserer Zeit. Группа авторов


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und auf eine ausgewogenere Zuordnung des priesterlichen Dienstes zu anderen Diensten und Ämtern des Gottesvolks geboten. Im Anschluss daran liefert Hartmann ein alternatives Modell der „Neubeschreibung“ priesterlichen Dienstes auf Basis der vier Grunddimensionen Leiturgia, Martyria, Diakonia und Koinonia, um mit einem ökumenischen Verweis auf Überlegungen und ein Gedicht des evangelischen Theologen Richard Riess zur Seelsorge bzw. zum Amt zu enden.

      Abschließend seien noch herzliche Dankesworte gerichtet an Herrn Prof. Dr. Dr. Jörg Disse, den Herausgeber der Fuldaer Hochschulschriften, und an Herrn Heribert Handwerk vom Echter Verlag für die gute Zusammenarbeit sowie an Frau Edeltraud Kübler und Herrn Dr. Matthias Helmer für die Korrekturarbeiten.

      Fulda, am Fest des heiligen Hrabanus Maurus 2011, des Patrons der Theologischen Fakultät Fulda

       Markus Lersch / Christoph G. Müller

      1 Vgl. http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/letters/2009/documents/ hf_ben-xvi_let_20090616_anno-sacerdotale_ge.html (5. 1. 11). Alle wesentlichen Texte zum Priesterjahr sind zusätzlich zusammengestellt auf der Webseite zum Priesterjahr, vgl. http://www.annussacerdotalis.org.

      2 Hier ist etwa an die Invektiven von Gottfried Bachl gegen den Brief des Papstes gedacht, in dem er sowohl den Papst als auch den Pfarrer von Ars als „primitiv“ bezeichnet (dokumentiert in: Erich GARHAMMER: Zum Ausklang des Priesterjahres: eine Nachlese. In: Lebendige Seelsorge 61 [2010], S. 311–313, hier S. 311). Weitaus differenzierter urteilt Ludwig MÖDL: Priestersein in Deutschland: Kann der Pfarrer von Ars noch Leitbild sein? In: Klerusblatt 90 (2010), S. 203–207, hier S. 204: „Kann so ein Mann uns heute Leitbild sein? Nein! Leitbild nicht für eine heutige Pastoral! Aber sagen kann er uns dennoch viel. Er kann uns auf Defizite aufmerksam machen, und er kann uns Elemente für eine priesterliche Existenz zeigen“ (vgl. ebd., S. 207).

      3 Vgl. Gisbert GRESHAKE: Was hat es gebracht? Ein kritischer Rückblick zum Priesterjahr. In: Herder Korrespondenz 64 (2010), S. 375–377, hier S. 377.

      4 So in seiner Predigt bei der Abschlussmesse am Herz-Jesu-Fest 2010 auf dem Petersplatz, vgl. http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/homilies/2010/documents/ hf_ben-xvi_hom_20100611_conclanno-sac_ge.html (5. 1. 11).

      5 Wie es Greshake am Ende seines eher düsteren Rückblicks denn auch insinuiert, vgl. GRESHAKE: Was hat es gebracht? (wie Anm. 3), S. 377. Ähnlich schließt Boris REPSCHINSKI: Das Ende des Priesterjahres. In: Zeitschrift für katholische Theologie 132 (2010), S. 249–250, hier S. 250.

      „Ihr seid ein heiliges Volk, eine königliche Priesterschaft!“

       Christoph G. Müller

      Das Gebet der Kirche drückt in der ersten Präfation für die Sonntage im Jahreskreis (I) liturgisch eindrucksvoll im Gebet vor Gott aus, worum es der gesetzten Überschrift und dem folgenden Beitrag1 geht: das gemeinsame, königliche Priestertum der Glaubenden. In diesem Lobpreis Gottes heißt es: „In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken durch unseren Herrn Jesus Christus. Denn er hat Großes an uns getan: durch seinen Tod und seine Auferstehung hat er uns von der Sünde und von der Knechtschaft des Todes befreit und zur Herrlichkeit des neuen Lebens berufen. In ihm sind wir ein auserwähltes Geschlecht, dein heiliges Volk, dein königliches Priestertum. So verkünden wir die Werke deiner Macht, denn du hast uns aus der Finsternis in dein wunderbares Licht gerufen.“

      Den entscheidenden biblischen Anknüpfungspunkt für ein solches liturgisches Sprechen, das auch das Selbstverständnis der feiernden Gemeinde zum Ausdruck bringen soll, können wir – neben einigen Stellen der Offenbarung des Johannes (1,6; 5,10; 20,6)2 – in der Sprache und Theologie des Ersten Petrusbriefes ausmachen. Von daher soll Ihre Aufmerksamkeit zunächst auf dieses Schreiben des Neuen Testaments gelenkt werden.

      Im Präskript des 1 Petr werden die Diaspora-Christen Kleinasiens als „erwählte Fremdlinge“ (1,1) angesprochen.3 Die „Fremde“ bildet ein Grundmotiv des 1 Petr (vgl. auch 1 Petr 2,11). Der Begriff der „Diaspora“ dient zunächst der nüchternen Beschreibung der vorfindlichen, gegebenen Minderheiten-Realität im Norden und Westen Kleinasiens der 80er Jahre des 1. Jahrhunderts.4 Hinsichtlich einer ekklesiologischen Spurensuche hat das zweite Kapitel des 1 Petr5 in der Auslegungsgeschichte und Theologie starkes Interesse gefunden, was leicht nachvollziehbar ist, wenn man sich den Text von 1 Petr 2,1–10 (in einer relativ wörtlichen Übersetzung) vor Augen führt:

      1 Abgelegt habt ihr nun jede Schlechtigkeit und jede List und Heucheleien und Missgunst und alle üblen Nachreden;

      2 wie gerade/neu geborene Kinder verlangt nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr dadurch wachst zur Rettung,

      3 wenn ihr geschmeckt habt, dass gütig (ist) der Herr.

      4 Zu diesem kommt, dem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt als kostbar(er),

      5 und lasst euch selbst als lebendige Steine aufbauen als ein geistliches Haus zu einer heiligen Priesterschaft

um darzubringen geistliche Opfer, Gott wohlgefällige durch Jesus Christus.

      6 Denn es ist enthalten in (der) Schrift

Siehe, ich setze/lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein
und der Vertrauende auf ihn wird niemals zuschanden werden.

      7 Euch nun (ist zuteil) die Ehre, den Glaubenden, den Ungläubigen aber (ein) Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Obersten der Ecke

geworden,

      8 und (ein) Stein des Anstoßes und (ein) Fels des Ärgernisses; Diese stoßen an, dem Wort nicht gehorchend, wozu sie auch bestimmt sind.

      9 Ihr aber seid (ein) erwähltes Geschlecht, (eine) königliche Priesterschaft, (ein) heiliges Volk

ein Volk zum Eigentum
damit ihr verkündet die großen Taten/Wohltaten
dessen, der euch aus der Finsternis gerufen hat in sein wunderbares Licht.

      10 Die ihr einst Nicht-Volk (wart), (seid) jetzt aber Volk Gottes, die, die kein Erbarmen fanden, jetzt aber (sind sie bzw. seid ihr) solche, die Erbarmen gefunden haben.

      Der Autor des 1 Petr geht in 1 Petr 2,5 von einer zentralen christologischen Aussage zu einer ekklesiologischen über, wenn die Adressaten in die von ihm aufgenommene und weiterentwickelte Stein-Metaphorik einbezogen werden. Der Imperativ (Pass.)6

fordert die Angesprochenen auf, sich selbst
als „lebendige Steine“7 zu begreifen, die zu einem „geistlichen Haus“
auferbaut werden (vgl. auch 1 Petr 4,17: „Haus Gottes“). Das Pneuma ist dabei als die schöpferische Mitte des vom Geist erfüllten Hauses anzusehen.8

      Hausbaumetaphorik


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