Seelenpotenziale. Anna Maria Stark

      Deine Seele ist dein wahres Ich

      Wann beginnst du, …

       die Welt in ihrer Wahrhaftigkeit anzusehen? Wie sie dir voller Liebe und unendlicher Hingabe Möglichkeiten aufzeigt, zu einem Leben zu finden, das dir vollkommen entspricht. Wie sie dir ständig Wiederholungen anbietet, wenn du wieder zu mutlos warst, das letzte Signal zu beachten. Permanent wird dir in Fülle das geschenkt, was du kreiert hast und dir sehnlichst wünschst. Doch dein andauernder Drang zur Verweigerung deiner eigenen Vollständigkeit hindert alles an seiner Umsetzung.

      Tief in dir hast du es bereits seit jeher geahnt. Und doch immer wieder verdrängt, da du nicht wusstest, wie du mit dieser Sehnsucht umgehen sollst. Es ist das starke Bestreben danach, den Dingen in deinem Leben wahre Schönheit und Bedeutung zu verleihen. Doch diese innere Qualität kannst du nur den Dingen geben, die wahrhaftig aus dir selbst kommen und wirklich zu dir gehören.

      Du sehnst dich vielleicht von Herzen danach, dass es ganz bestimmte Situationen und Menschen geben möge, die für dich und dein Leben genau richtig sind. Die für dich vorgesehen sind und die Fähigkeit haben, dich wahrhaft zu erfüllen, wenn du ihnen begegnest. Doch die meisten von uns verwerfen diesen Gedanken immer wieder, da wir den stimmigen Weg mit den Mitteln, die wir an die Hand bekommen haben, nicht so recht finden können.

      Im Laufe des Lebens geben wir meist die Verantwortung dafür ab, dass wir eigentlich von Beginn an intuitiv spüren können, was wirklich richtig für uns ist und was nicht. Und so verliert sich mit der Zeit das wegweisende Potenzial unserer Seele immer mehr: Die Fähigkeit, den stimmigen nächsten Schritt in allen Belangen zuverlässig erkennen zu können. Denn Willkür entspricht weder unserem Wesen noch unserer Seele. Unser Herz hängt wie verrückt an etwas, mit dem es ganz im Einklang ist.

      Im Grunde sehr eindeutige Hinweise begegnen dir auf deinem Weg immer wieder. Etwa dann, wenn du von Zeit zu Zeit Menschen begegnest, die dich auf wundersame Weise tief bewegen. Vielleicht durch ein zunächst scheinbar unverbindliches Gespräch, aber mit Worten, die dich so sehr berühren und in Bewegung versetzen, dass du umgehend den Drang verspürst, dein Leben zu verändern und endlich deinem Inneren anzupassen. Vielleicht findest du dich unerwartet in einer Situation wieder, die dein Herz überwältigend weit werden lässt, sodass du deinem wahren Wesen für einen Moment gestattest, sich vollständig zeigen zu dürfen. Oder du findest tiefe Bestätigung in einer Tätigkeit, für die du erstaunlicherweise so große Liebe empfinden kannst, dass du regelrecht in ihr versinkst und dich selbst darin verlierst. Das ist wundervoll magisch anmutend und doch real inspirierend und aufrüttelnd.

      Jeder von uns kennt diese Momente, die das Potenzial haben, das eigene Leben nachhaltig zu verändern. Eines haben diese Begegnungen gemeinsam: Sie befreien uns für einen Augenblick von unserem beengenden Selbstbild und lassen uns unbefangen erkennen, wie wir wirklich als ganzes Wesen gemeint sind und wie sich unsere ursprüngliche Intention und der daraus folgende Verwirklichungsdrang auf dieser Welt tatsächlich anfühlen. Daraus entsteht ein tief berührendes Gefühl, das durch nichts anderes in uns ausgelöst werden kann. Wir fühlen unseren wahren Kern. Den Ankerpunkt unserer Seele.

      In welcher Form und Sprache sie dir auch begegnen mögen, solche inspirierenden Erlebnisse verstärken deine Ahnung immer mehr, dass es tatsächlich Dinge gibt, die exakt mit dir übereinstimmen, die ganz genau zu dir passen. Und die die Fähigkeit haben, dein Leben wahrhaftig zu beseelen.

Was in jedem von uns existiert

      Die erste Frage, an die ich mich bewusst zurückerinnern kann, ist die Frage nach dem Sinn meines Lebens. Ich war noch ein kleines Kind und hatte das tiefe Bedürfnis zu erfahren, warum ich hier war. Tieftraurig darüber, dass meine Eltern keine zufriedenstellende Antwort darauf geben konnten, weinte ich mich oftmals in den Schlaf. Keine Worte konnten meine innere Leere füllen und mich beruhigen. Es musste doch einen Sinn für dieses Leben geben. Und warum wusste den keiner? Aus irgendeinem Grund schmerzte es mich unglaublich, hier zu sein. Ich empfand die Welt als hart und kühl. Alles schien irgendwie wehzutun. Irgendwann bezeichneten meine Eltern dieses Gefühl als „Weltschmerz“ und versuchten, mit meiner Trauer zurechtzukommen. Zugleich hatte ich ein schlechtes Gewissen, ihnen eine solche Last aufzubürden. Denn ich hatte damals scheinbar alles, was man als Kind eben braucht, um glücklich sein. Dennoch blieb das Gefühl, dass etwas Wichtiges fehlte.

      Die Zeit verging und ich trug diese Leere weiter in mir. Bis ich etwa acht Jahre alt war. Damals begann meine Mutter, Abendkurse für eine Ausbildung zur Heilpraktikerin zu belegen. Im Zuge dessen füllten immer mehr interessante Bücher unser Zuhause und nach Kursabenden hatte sie spannende Geschichten zu erzählen. Besonders die spirituellen Inhalte lösten großes Interesse in mir aus. Ich bekam auf einmal Zugang zu einer Welt, die mehr zu sein schien als nur das Äußere, das ich als so hart empfand. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich innerlich aufgefüllt. Es machte mich unfassbar glücklich, dass endlich jemand zugab, dass da „mehr“ war.

      Sobald du beginnst, wirklich hinzusehen,

      beginnt alles in dir zu heilen.