Abnehmen und Zunehmen. Judith Durant
und das anschließende rechts verschränkte Zusammenstricken eine Abnahme erzeugt wurde, die sich nach links neigt, wurde mir klar, wie planlos ich bisher gestrickt hatte. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis ich sagen konnte, dass zwei abgehobene Maschen bei einer Abnahme *2 M nacheinander abh, die abgeh M zus str* eher wie zum Rechtsstricken als zum Linksstricken abgehoben werden sollten, wenn die Abnahme das genaue Spiegelbild zu der Angabe *2 M re zus str* ergeben soll. Schließlich kamen zu *2 M re zus str* und *2 M nacheinander abh, abgeh M zus str* sieben weitere paarweise Abnahmen und verschiedene doppelte Abnahmen hinzu. Dasselbe geschah bei den Methoden zum Zunehmen von Maschen, und mein Repertoire der Formgebung wuchs ständig weiter.
Viele Strickmuster werden ohne spezifische Anleitungen für das Zunehmen und Abnehmen von Maschen geschrieben. Bei den Zunahmen für einen Ärmel beispielsweise, der vom Bündchen zur Schulter gearbeitet wird, heißt es in der Anleitung vielleicht »Im Muster weiterstricken, dabei am Anfang und Ende jeder zweiten Reihe 12 x 1 Masche zunehmen, dann 4 x in jeder vierten Reihe 1 Masche zunehmen.“ Diese Zunahmen werden normalerweise auf der rechten Seite, also der Vorderseite der Arbeit gestrickt, und eine kundige Strickerin wird zwei Zunahmenw wählen, die sich spiegeln; das heißt, eine Zunahme wird sich nach rechts und die andere nach links neigen. Aber was machen Sie, wenn Sie in jeder dritten Reihe zunehmen sollen, so dass einige Zunahmen also auf der rechten Seite gearbeitet werden, andere jedoch auf der linken, der Innenseite? Für mehrere paarweise Zunahmen, die in Hinreihen gestrickt werden, gibt es auch eine Version, die in Rückreihen gestrickt wird und auf der Vorderseite genauso aussieht wie die rechts gestrickte Zunahme. Erstaunlich. Ich lernte auch, dass es nicht für alle Gegebenheiten ein Patentrezept gibt, daher müssen wir beim Abnehmen oder Zunehmen von Maschen manchmal kreativ sein, insbesondere bei mehrfarbigen oder Strukturmustern. Ich habe einen Teil unter dem Titel »Kombinationen und besondere Umstände« mit aufgenommen, in dem erkundet wird, wie die Formgebung für spezielle Muster angepasst werden kann (siehe Kapitel 9).
Das vorliegende Buch zeigt Ihnen, was ich in den letzten 20 Jahren über das Zunehmen und Abnehmen von Maschen gelernt habe. Versuchen Sie, die verschiedenen Methoden auszuprobieren, damit Sie genau verstehen, wie sie funktionieren. Halten Sie dieses Buch immer griffbereit, sodass Sie immer wieder nachschauen und die perfekte Methode für jede Situation finden können. Ich hoffe, Sie haben an der Entdeckung der Details beim Zu- und Abnehmen von Maschen ebenso viel Spaß wie ich.
Und jetzt: An die Nadeln!
ERSTER TEIL
Maschen zunehmen
Optionen für Maschenzunahmen gibt es reichlich, um ein Strickstück zu verbreitern. Vielleicht möchten Sie, dass die zugenommenen Maschen ein dekoratives Element werden, oder Sie ziehen eine dezentere, fast unsichtbare Methode vor. Hier folgen 36 Methoden, einer Strickreihe Maschen zuzufügen. Einige Zunahmen sind offen – sie bilden also ein dekoratives Loch im Strickstück. Viele Zunahmen sind geschlossen und damit sehr unauffällig. Einige neigen sich nach rechts, andere nach links, und wieder andere sind neutral. Es gibt Zunahmen einer einzelnen Masche, von zwei Maschen oder auch von drei und mehr Maschen. Manche Zunahmen werden aus einer bestehenden Masche herausgestrickt, manche aus dem Querfaden zwischen zwei Maschen, und andere werden eigenständig, lso aus dem Arbeitsfaden gebildet. Sind Sie bereit?
KAPITEL 1
Neutrale Zunahmen
Von neutralen Zunahmen spricht man, wenn diese sich weder nach links noch nach rechts neigen, sondern neutral oder senkrecht wirken. Sie können verwendet werden, wenn keine paarweisen oder gespiegelten Zunahmen benötigt werden, beispielsweise wenn Sie die Maschenzahl in einer Reihe gleichmäßig vergrößern möchten.
OFFENE NEUTRALE ZUNAHMEN
Diese Zunahmen bilden ein dekoratives Loch in dem Strickstück. Sie können überall dort verwendet werden, wo Sie eine zusätzliche Masche benötigen, vorausgesetzt das Loch bringt den gewünschten Effekt.
•Offene Zunahme durch einen Umschlag
•Offene Zunahme aus dem Querfaden
GESCHLOSSENE NEUTRALE ZUNAHMEN
Diese Zunahmen bilden unauffällig eine neue Masche zwischen zwei bestehenden Maschen. Da sie sich weder nach rechts noch nach links neigen, können sie überall verwendet werden, wo eine einzelne Masche zuzunehmen ist.
•Geschlossene Zunahme durch einen Umschlag
•In das vordere und hintere Maschenglied einer Masche einstechen
•In das hintere und vordere Maschenglied einer Masche einstechen
•Aus einer Masche eine rechte und eine linke Masche herausstricken
OFFENE NEUTRALE ZUNAHMEN
Offene Zunahme durch einen Umschlag
In der Stricksprache bekannt als ein »U«. Bei dieser Methode wird die Zunahme durch einen eigenständigen Umschlag gearbeitet, indem der Faden zwischen zwei Maschen um die rechte Nadel geschlungen wird. Ein Umschlag kommt am häufigsten beim Stricken von Spitzen- oder anderen Lochmustern vor und ist Teil eines dekorativen Musters. Er kann aber auch zum Zunehmen von Maschen verwendet werden. Sie können beispielsweise einen Umschlag nach der ersten und vor der letzten Masche in jeder zweiten Reihe arbeiten, um ein Dreieck zu stricken wie für ein Schultertuch. Wird der Umschlag zum Zunehmen einer Masche verwendet, wird er meist vor einer rechten Masche gemacht. Bei einem Spitzenmuster kann der Umschlag vor einer rechten oder einer linken Masche gemacht werden.
MERKMALE
•Bildet ein dekoratives Loch.
•Wird zwischen zwei Maschen aus dem Arbeitsfaden gebildet.
GEEIGNET FÜR
•Dekorative Zunahmen.
•Loch- und Spitzenmuster.
Glatt rechts gestrickt sehen Zunahmen durch einen Umschlag immer gleich aus, egal, ob sie in einer rechten oder linken Reihe gearbeitet werden.
Methode 1