Geist & Leben 1/2021. Verlag Echter

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H. de Lubac, Résistance chrétienne au nazisme, 192 [s. Anm. 1].

      17 H. de Lubac, L’Antisémitisme et la conscience chrétienne (1942), in: ders., Résistance chrétienne au nazisme, 351–372, hier: 361 f. [s. Anm. 1]. Vgl. insgesamt H. de Lubac, Résistance chrétienne, 531 [s. Anm. 1] und M. Gruber, Résistance spirituelle, 465–467 [s. Anm. 2].

      18 H. de Lubac, Lettre, 121 (Herv. DA) [s. Anm. 5].

      19 H. de Lubac, L’Antisémitisme, 362 [s. Anm. 17]. Dieser Artikel entstammt der Ausgabe Antisémites der Cahiers aus dem Frühjahr 1942 [s. Anm. 3].

      20 H. de Lubac, Explication chrétienne, 145 [s. Anm. 6].

      21 H. de Lubac, Glauben aus der Liebe, 214 (Herv. DA) [s. Anm. 4].

      22 B. Dumas, Henri de Lubac. Chemins vers le silence intérieur. Langres 2015, 77–83, hier: 82.

      23 H. de Lubac, Combat spirituel, 348 [s. Anm. 13].

      24 Vgl. dazu die Analyse L. Figoureux, Henri de Lubac et le Concile Vatican II (1960–1965). Louvain-laneuve 2017, 392–394.

      25 Besonders prägnant: J.-M. Lustiger, Souvenirs et présence du Cardinal Henri de Lubac, in: ders. et al., Henri de Lubac et le mystère de l’Église. Paris 1999, 219–224.

      26 B. Dumas, Henri de Lubac, 82 [s. Anm. 24].

      27 Ebd., 83.

      28 H. Lubac, Combat spirituel, 350 [s. Anm. 13].

       Rob Faesen SJ | Leuven (BEL)

      geb. 1958, Dr. theol., Professor für Kirchen- und Theologiegeschichte an der KU Leuven

       [email protected]

       Leben in Gott

       Beatrix von Nazareth (1200–1268)

      Das Fürstbistum Lüttich zählte im 12. und 13. Jahrhundert zu jenen Landstrichen, die – gemessen an schriftlichen Zeugnissen – einen besonderen spirituellen Reichtum hervorbrachten. Beatrix von Nazareth ist zusammen mit Hadewijch die erste niederländische mystische Autorin, die wir namentlich kennen. Sie steht daher am Anfang der mittelniederländischen mystischen Literatur. Es ist auch heute noch ungemein lohnend, sich in ihr Leben und Werk zu vertiefen. Der folgende Beitrag will einen kleinen Vorgeschmack geben, indem wir zunächst kurz auf Beatrix’ Leben und den spirituellen Kontext, in dem sie lebte, eingehen. Anschließend blicken wir auf ihr Werk Die sieben Arten der Minne.

       Leben in Brabant

      Beatrix wurde 1200 in Tienen geboren. Ihr Vater Bartholomäus war ein reicher Bürger, ein zutiefst gläubiger und religiöser Mann. Seine Frau Geertrui wird in der Vita ebenfalls als sehr religiös bezeichnet. Es war eine glückliche Familie mit sechs Kindern, wobei Beatrix die jüngste war. Der älteste Sohn wurde Prämonstratenser in Averbode. Beatrix war ein begabtes Kind, das von ihrer Mutter schon in jungen Jahren Lesen und Schreiben gelernt hatte. Geertrui starb jedoch, als die kleine Beatrix erst sechs Jahre alt war. Um die Erziehung so gut wie möglich fortzusetzen, brachte ihr Vater sie in die Beginengemeinde Zoutleeuw, fünfzehn Kilometer von Tienen entfernt. Sie lebte ein Jahr bei den Beginen und konnte am Schulunterricht in Zoutleeuw teilnehmen. Später ging Beatrix in der Benediktinerabtei (nachmalig Zisterzienserinnen) von Bloemendaal (lat. Florival) in Eerken (Archennes) bei Waver zur Schule. Ihr Vater war dort „Finanzmanager“. Hier erhielt die junge Beatrix eine intellekuelle und religiöse Ausbildung. Als sie fünfzehn Jahre alt war, bat sie um Aufnahme in den Orden. Nach ihrer Zulassung legte Beatrix am 16. April 1216 ihre Gelübde ab.

      In Bloemendaal hatte man längst ihre Begabungen erkannt. Sie wurde für ein Jahr in die Abtei von Rameia (La Ramée) in Jauchelette, südlich von Jodoigne, geschickt, um das Schreiben und Illuminieren von Manuskripten zu lernen. Beatrix konnte während ihrer Ausbildung nicht nur ihre künstlerischen Fähigkeiten entwickeln, sondern sich dabei intensiv mit dem Evangelium, der Liturgie und bedeutenden Texten der geistlichen Tradition der Kirche auseinandersetzen. In dieser Zeit freundete sie sich mit Ida von Nijvel (1190–1231) an. Ida war nur zehn Jahre älter als Beatrix, aber Beatrix betrachtete sie stets als ihre geistige Mutter.

      Als Beatrix nach ihrem Aufenthalt in La Ramée nach Bloemendaal zurückkehrte, hatten sich ihr Vater und ihr Bruder Wicbert als Laienbrüder sowie zwei ihrer Schwestern, Christina und Sybille, der Abtei angeschlossen. 1221 wurde von Bloemendaal in Oplinter (nördlich von Tienen) Maagdendaal gegründet. Beatrix wurde zusammen mit ihrem Vater, ihren Geschwistern und einigen anderen Mitgliedern der Bloemendaal-Gemeinschaft dorthin geschickt, wo sie um 1225 vom Bischof die Jungfrauenweihe erhielt. Doch damit war das Wanderleben von Beatrix noch nicht beendet. Wieder war es eine Neugründung, die für sie bestimmt war, in der Nähe von Lier. Beatrix wurde 1237 zur Priorin gewählt und blieb dies bis zu ihrem Tod. Das neue Kloster war „Unserer Lieben Frau von Nazareth“ gewidmet – bezogen auf das verborgene Leben Jesu in Nazareth, auf jene Zeit, da Jesu göttliche Identität nur Maria und Joseph bekannt war. Über die Zeit danach ist wenig bekannt. Beatrix erkrankte zu Weihnachten 1267 und starb am 29. August 1268.

       Das Milieu der Beginen

      Beatrix gehört neben Hadewijch zu den ersten, die in Europa Mystik in ihrer Volkssprache schreiben. Leider ist nur ihr Werk Sieben Arten der Minne (Seven manieren van minne) erhalten. Diese mystische Literatur in Mittelniederländisch entstand nicht aus dem Nichts. Ihr Nährboden war eine ältere spirituelle Bewegung, mit dem Fürstbistum Lüttich als Kerngebiet. Ein kurzes Zitat aus einem um 1175 (also 25 Jahre vor Beatrix’ Geburt) geschriebenen Brief des Lütticher Priesters Lambert (1131–1177) – mit dem Zunamen „li Bègue“ – an Papst Callixtus III. vermittelt einen ungefähren Eindruck. Lambert war nicht „Gründer“ der Beginen, spielte aber sicher eine bedeutende Rolle in dieser spirituellen Bewegung im Fürstbistum Lüttich. Der Brief handelt über das religiöse Leben einer großen Gruppe von Laiengläubigen aus Lüttich: „Ich sah, wie sie sich fleißig und oft in der Kirche versammelten, mit größerer Hingabe beteten als ich, sich sehr würdig und ehrfurchtsvoll verhielten und bestrebt waren, das Wort Gottes zu hören und es so gut wie möglich zu halten. Sie waren betroffen, als der Körper und das Blut des Herrn auf dem Altar dargebracht wurden, nämlich als der Herr des Universums erneut für sie litt. Ihre Tränen und Seufzer zeigten ihre Emotionen an – so sehr, dass es manchmal vorkam, dass ich, als ich mit einem Herz aus Stein am Altar stand und die offensichtlichen Zeichen von so viel Zuneigung und Hingabe sah, fühlte wie mein Herz schmolz, als mein Geliebter auch durch sie zu mir sprach. Was soll ich über die von Herzen kommende Reue des Herzens, die Fülle der Tränen, die Ehrfurcht und den Respekt sagen, mit der sie normalerweise den Körper und das Blut unseres Herrn empfangen haben, ohne den Aufruhr und die Verwirrung der Menschen?“

      Ganz offensichtlich: Lambert ist fasziniert. Die Intensität und Ernsthaftigkeit, mit der diese Menschen ihren Glauben leben, ihr Gebetsleben und ihre Ehrfurcht vor der Eucharistie bewegt ihn. Er selbst als Priester stand mit einem steinernen Herzen (vgl. Ez 36,26) am Altar. Er sah ihre Hingabe und fühlte, wie dabei sein Herz schmolz (vgl. Hld 5,6 Vulg.). Sein Geliebter – das ist Gott – sprach durch diese Gläubigen zu ihm. Sie hatten somit eine vermittelnde Rolle zwischen Gott und ihm. Das ist überraschend: Würden wir nicht das Gegenteil erwarten?

      Dieser Text ist aufschlussreich hinsichtlich der spirituellen Bewegung im Fürstbistum Lüttich. In dieser Umgebung lebten Beatrix und ihre Familie. Es handelt sich um eine Laienbewegung, die anfangs sowohl Männer als auch Frauen umfasste. Einige Jahrzehnte später teilen Vater Bartholomäus und zwei seiner Söhne die gleiche spirituelle Inspiration wie Beatrix, Christina und Sybille – Männer wie Frauen. Im Zentrum dieser Bewegung stand die gelebte Beziehung zu Gott, insbesondere die Eucharistie, der „Treffpunkt“ von Gott und Mensch schlechthin. Trotz des eucharistischen Fokus spielten die Ordinierten darin in gewisser Hinsicht eine untergeordnete Rolle.


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