Der weibliche Weg. Martine Texier
Ausdruck dieser Energie ist.
B. Die Eingangspforte zum Becken
Das »große Becken« oberhalb des Beckeneingangs (Terminalebene) formt mit den Beckenschaufeln ein Nest. Dieses Nest hat die Form einer Schüssel. Das Kind lebt, gedeiht und entwickelt sich in der Intimität, der Sicherheit und dem einladenden Rund Ihres Beckens. Nehmen Sie sich Zeit, um die folgenden Skizzen des Beckens zu betrachten, vor allem diese Schüssel: Lassen Sie alles zu, was Ihnen bei diesem Anblick einfällt, Ideen, Bilder, Gefühle, Erinnerungen … Wie ist Ihr erster Eindruck? Handelt es sich um:
◉ einen Behälter, ein Behältnis, einen Korb, der nach oben offen ist, gar um einen inneren Tempel?
◉ einen Helm, eine Maske, die Flügel eines Schmetterlings?
◉ eine Vorstellung von Enge oder im Gegenteil von Weite, von Großzügigkeit?
◉ ein Gefühl von Schutz, Sicherheit, Stabilität, Schönheit?
◉ die Vorstellung, dieses Becken habe einem Menschen gehört oder vielleicht ein Kind umschlossen?
Sich das große Becken bewusst machen
Richten Sie sich aufrecht in Ihrem Körper ein. Stützen Sie die Hände auf die Hüften oder noch besser – greifen Sie Ihr Becken mit den Händen:
◉ Beschreiben Sie mit Ihrem Becken Kreise im Raum, ohne dabei die Knie zu beugen: nach vorn, nach rechts, nach hinten, nach links; anschließend in der Gegenrichtung.
◉ Führen Sie die Bewegungen flüssig aus. Wenn Sie wirklich in Ihrem Becken sitzen, werden Sie spüren, dass es der Motor der Bewegung ist. Der Rest des Körpers wird passiv trainiert: ein köstliches Gefühl, sich von dem Baby leiten zu lassen, das in Ihnen wohnt, das sich dreht und dreht, bis man sich ganz darin verliert.
Strecken Sie sich wohlig auf dem Boden aus, und genießen Sie die Energie, die in Ihnen aufsteigt und sich ausgehend vom weichen Nest des Kindes in Ihrem Körper ausbreitet. Baden Sie in der sanften Wärme, lassen Sie sich von ihr durchdringen und beleben.
Greifen Sie im Stehen Ihr Becken mit den Händen, machen Sie sich seine Weite bewusst.
Wenn von der Größe des Beckens die Rede ist, denkt man üblicherweise und vor allem während der Schwangerschaft sofort an diese äußeren Abmessungen, die Sie mit den Händen ertasten. Aber die äußere Breite des Beckens lässt keine sicheren Rückschlüsse auf die inneren Abmessungen zu. Doch nur sie interessieren uns im Hinblick auf die Entbindung.
Versetzen Sie sich nun einige Zentimeter hinein in Ihr Becken, um zuerst einmal seine innere Weite zu visualisieren.
Zwischen den beiden Darmbeinen oder Beckenschaufeln befindet sich die Terminalebene, welche die Grenze bildet zwischen dem großen Becken, das wir gerade kennengelernt haben, und dem kleinen Becken, das wir im Anschluss betrachten. Diese Terminalebene ist die Eingangspforte, die wir ertasten und visualisieren werden, und zwar mithilfe der folgenden Übungen.
Stellen Sie sich aufrecht hin.
◉ Ertasten Sie den oberen Rand des Schambeins mit beiden Daumen, ausgehend von der Schambeinfuge (Symphyse) in der Mitte: Jeder Daumen bewegt sich nach außen.
◉ Streichen Sie entlang der Darmbeine nach oben bis zu den kleinen Spitzen, den vorderen Darmbeinstacheln. Fahren Sie nun unterhalb der Taille über den oberen Rand der Darmbeine, den Darmbeinkamm, bis es nach hinten geht.
◉ Tasten Sie mehrmals diesen Weg ab. Deuten Sie dabei mit dem Zeigefinger auf die Nahtstelle des Schambeins, die Schambeinfuge, die in etwa horizontal verläuft, und auf das Darmbein, das schräg in Richtung Taille ansteigt.
Beachten Sie, dass Sie von dieser Fuge aus in Gedanken der Beckeneingangslinie (Terminalebene) folgen können. Sie stellt den Übergang vom großen zum kleinen Becken dar und ist damit die Eingangspforte zum kleinen Becken.
Legen Sie im Stehen die Hände auf die Hüften.
◉ Legen Sie die Daumen so auf den linken und den rechten Darmbeinkamm, dass sich Ihre Zeigefinger im Rücken berühren, und zwar auf der Haut direkt über der Wirbelsäule. Sie befinden sich in etwa zwischen dem vierten und dem fünften Lendenwirbel. Gehen Sie einige Zentimeter nach unten, was in etwa einem Lendenwirbel entspricht, und spüren Sie unter den Fingerspitzen eine Art Rinne: Hier setzt der fünfte Lendenwirbel auf dem Kreuzbein an.
◉ Wenn Sie von dieser Rinne nach rechts und nach links gehen, nehmen Sie zwei Mulden war, die den Kuhlen entsprechen, die man am unteren Rücken sehen kann.
◉ Legen Sie einen Finger auf das Kreuzbein und einen Finger der anderen Hand auf den Übergang vom Schambein zum Darmbein. Stellen Sie sich in Gedanken die Terminalebene vor, die innen im Becken von der Schambeinfuge bis zum Kreuzbein aufsteigt. Der Höhenunterschied zwischen Schambeinfuge und Kreuzbein könnte Sie überraschen.
◉ Spüren Sie in Gedanken diesem flachen Oval mehrmals nach. Halten Sie sich dann vor Augen, wie schräg dieser Eingang in seiner Gesamtheit nach vorn abfällt (vgl. die Skizze auf Seite 51).
So können Sie die Beckeneingangslinie entdecken, diese unsichtbare, geheime Tür, die das Baby durchquert, wenn es dazu bereit ist. Wir werden noch dazu kommen, dass diese Tür manchmal verschlossen ist. Dann findet eine Kaiserschnittgeburt statt. Wir werden natürlich lernen, sie zu öffnen. Doch in einem ersten Schritt gilt es, ihre Existenz zu entdecken.
Das große Becken in den Yoga-Stellungen
Stellen Sie sich vor, dass Sie mit einem Scheinwerfer von unten ins Becken leuchten, der genau die Form dieses Beckeneingangs hat, der Tür zum Becken. Der nach oben gerichtete Lichtstrahl lässt die Beckenhöhle in hellem Licht erstrahlen.
Stellen Sie sich aufrecht und mit gespreizten Füßen hin. Stellen Sie sich vor, dass Sie einen Gymnastikreifen um die Taille haben, den Sie um Ihr Becken kreisen lassen wollen:
◉ Imitieren Sie dieses Beckenkreisen, und folgen Sie den verschiedenen Richtungen, in die der Lichtstrahl während der Bewegung geht.
◉ Lassen Sie diese Öffnung zu, gewähren Sie sie nach vorn, nach links, nach oben, nach hinten sowie nach rechts, und anschließend in die andere Richtung.