Ayurveda Detox. Balvinder Sidhu
Veränderungen ist demnach Klarheit. Mit anderen Worten:
Neues kann nur dort entstehen,
wo Altes nicht störend im Weg ist,
wo genügend Platz und Freiraum vorhanden sind.
Dieses universelle Grundprinzip hat Gültigkeit auf allen Ebenen unserer Existenz.
Dass die Reinigung des Körpers in bestimmten Abständen eine sowohl natürliche als auch notwendige Gegebenheit ist, wird im klassischen Ayurveda folgendermaßen begründet: »So wie sich selbst in einem unbewegten und mit reinstem Wasser gefüllten Tongefäß nach einiger Zeit Sediment bildet, sammeln sich auch im Körper Ablagerungen an, die zu entsprechenden Zeiten entfernt werden müssen« (Vagbhata, Ashtanga Samgraha, Sutrasthana 5.26). Anschließend heißt es hier weiter, dass auch bei striktester Einhaltung aller ayurvedischen Anweisungen und trotz gesunder Lebensweise das Entstehen von Schlackenstoffen unvermeidbar ist. Werden Letztere nicht periodisch entfernt, führt deren ungehinderte Ansammlung auf lange Sicht zu Ungleichgewicht, Unwohlsein oder sogar Krankheit.
Kaum jemand wird an der prinzipiellen Richtigkeit dieser Aussagen zweifeln, wenn es zum Beispiel ums Auto geht: Ganz selbstverständlich wird das geliebte Gefährt von den meisten Menschen regelmäßig zur Durchsicht gebracht, um Öl- und Filterwechsel oder andere Säuberungen vornehmen zu lassen. Interessanterweise stoßen einige Zeitgenossen jedoch auf innere Widerstände, wenn sie dieses simple Prinzip bei sich selbst anwenden sollen. Da heißt es dann manchmal: »Mein Körper muss sich doch bei ausgewogener Ernährung von selbst regulieren können.« Auf das Beispiel Auto bezogen wäre das zu vergleichen mit: »Solange ich guten Sprit tanke, kann ich mir die Durchsichten sparen.« Die implizite Wunschvorstellung hier ist, dass unsere Physiologie über Jahrzehnte hinweg tadellos und vollkommen wartungsfrei funktionieren kann, was aber weder mit biologischen Naturgesetzen noch mit der Realität des modernen Lebens im 21. Jahrhundert in Einklang zu bringen ist.
In unserer heutigen westlichen Kultur mit ihrem rasanten Lebensstil sind Auszeiten, klärende Rituale und regelmäßige Reinigungsprozesse kaum noch Teil des Alltags. So bilden sich nicht nur im Körper mit der Zeit Altlasten. Auch Gedanken und Gefühle müssen verarbeitet werden. Passiert dies nicht, kann es auch hier zu »Verdauungsstörungen« kommen.
Auf lange Sicht entstehen so geistige und seelische Blockaden, die sich dann wiederum in der Physis manifestieren können. Letzteres beschränkt sich nicht nur auf den Körper selbst, auch die direkte Umgebung eines Menschen »verschlackt« mit der Zeit und wird von Altlasten blockiert, da unsere äußeren Umstände oft lediglich eine Widerspiegelung unseres inneren Zustandes sind. Das erklärt auch, warum viele Menschen während einer Entschlackungskur plötzlich damit beginnen, hoch motiviert das eigene Haus oder die Wohnung zu entrümpeln und mit Begeisterung all die angesammelten und völlig unnützen Dinge wegschmeißen, von denen sie sich zuvor jahrelang nicht trennen konnten …
Lassen Sie sich ab jetzt vertrauensvoll von meiner erfahrenen Kollegin Balvinder Sidhu an die Hand nehmen und behutsam auf Ihrem Weg zu innerer und äußerer Klarheit begleiten. Genießen Sie es, auf sanfte, jedoch zielsichere Weise ein Stück weit geführt zu werden, und gehen Sie dann, Ihrer eigenen Intuition folgend, mit viel Neugier und Freude in Richtung kreativer Freiheit – und damit zu Ihrem authentischen Selbst.
Namaste!
Sascha Kriese
Isle of Wight, Dezember 2018
EINLEITUNG
Liebe Leserin, lieber Leser,
Sie halten mein mittlerweile viertes Buch rund um das indische Heilsystem Ayurveda in den Händen. Diese Ratgeber sind mir eine echte Herzensangelegenheit, denn meiner Erfahrung nach bietet Ayurveda eine Lösung für viele der brennendsten Probleme unserer Zeit. Das ayurvedische Wissen gehört zu den ältesten Heilkonzepten der Welt. Seit Jahrtausenden wird dieses kostbare Wissen von Heiler zu Heiler, von Mensch zu Mensch weitergegeben. Es soll geteilt werden und sich immer weiter vergrößern zum Wohle aller Lebewesen.
Stellen Sie sich ein Licht vor, das einfach immer weiter- und weitergegeben wird. Je mehr Menschen dieses Licht empfangen, desto heller und freudvoller wird diese Welt und unser Dasein sein. Das ayurvedische Heilwissen wird seit Generationen in meiner Familie praktiziert. Ich hatte also das große Glück, über meine Mutter, meinen Vater, meine Geschwister und Ahnen in die Welt des Ayurveda eingeführt zu werden.
Einer unser wichtigsten Lehrer war der tibetische Mönch und ayurvedische Heiler Baba Ramdas Swami, dem es ein großes Anliegen war, dass die Menschen überall in der Welt von Ayurveda profitieren. Heute scheint dies wichtiger denn je.
Kontakt mit sich selbst
Die zunehmende Beschleunigung, Digitalisierung und Technisierung des Alltags hat dazu geführt, dass viele Menschen den Kontakt zu sich selbst verlieren. Freudlosigkeit und ein Gefühl der Sinnlosigkeit sind oft die Folge. Viele stellen sich die Frage: Wozu das alles? Immer mehr Menschen fühlen sich zudem krank und kraftlos, obwohl sich aus schulmedizinischer Sicht dafür keine Ursache finden lässt.
Ayurveda kann hier helfen und heilen, weil es den Menschen ganzheitlich sieht. Der Mensch ist Teil seiner Umwelt, Teil der Natur. Und er besteht aus Körper, Geist und Seele. Alle drei Ebenen sind miteinander verbunden und beeinflussen sich daher wechselseitig. Auch immer mehr westliche Mediziner erkennen, wie hilfreich dieser Ansatz in den Therapien vieler verschiedener Krankheiten ist. Das ayurvedische Heilkonzept erkennt Ursachen und Zusammenhänge für Krankheiten, die der konventionellen Medizin oft verborgen bleiben.
Es gibt in diesem Zusammenhang etwas, das mir in meiner Ayurveda-Praxis und auch im Kontakt mit Freunden und Bekannten sehr oft auffällt – und das eine so zentrale Bedeutung für Gesundheit und Glück hat, dass ich es diesem Ratgeber voranstellen möchte.
Krankheit als Selbstverständlichkeit?
Sehr häufig höre ich von Menschen mit 35, 40, 55 Jahren, die etwa wegen Haarausfall, Erschöpfung oder anderen körperlichen Symptomen zu mir kommen: »Na ja, das ist ja normal in meinem Alter. Den meisten meiner Bekannten geht es ganz ähnlich!«
Für mich ist es immer wieder erstaunlich, wie Krankheiten, Leistungsabfall und Ähnliches ab einem gewissen Alter sozusagen als Selbstverständlichkeit angesehen und einfach hingenommen werden.
Eine solche geistige Haltung wirkt sich, wie alles, was wir denken, auf jede einzelne unserer Zellen aus. Und so passiert etwas, das der Soziologe Robert K. Merton (1910–2003) »selbst erfüllende Prophezeiung« nannte: Wenn wir nur fest genug an etwas glauben, dann wird es auch eintreten! Wenn wir glauben, dass das Älterwerden nun mal mit abnehmender Vitalität und zunehmenden Zipperlein verbunden ist, dann wird das auch so eintreten.
Gesundheit und Vitalität bis ins hohe Alter
Aus ayurvedischer Sicht ist es genau andersherum: Gesundheit, Vitalität und Schönheit bis ins hohe Alter sind keine Ausnahme, sondern der natürliche Zustand des Menschen. Natürlich altern wir. Aber wir können so älter werden, dass wir uns rundum wohl in unserem körperlichen, geistigen und seelischen Zuhause, unserem wahren Selbst, fühlen.
Mein Lehrer Baba Ramdas Swami hat gesagt: »Der Mensch kann weit über 100 Jahre alt werden, gesund und vital bleiben.« Er selbst ist hierfür das beste Beispiel: Er hat bis zu seinem 124. Lebensjahr täglich mehr als hundert Patienten behandelt!
Zurück zur ursprünglichen Lebenskraft
Unsere geistige Haltung, unsere Einstellung zu uns selbst und das, was uns in unserem Leben widerfährt, entscheidet darüber, wie wohl wir uns auf allen Ebenen fühlen. Und diese Haltung lässt sich lernen – und zwar zu jedem Zeitpunkt und in jedem Lebensalter. Ich habe vielfach in meiner Praxis erlebt, wie Klienten, die schon eine wahre Odyssee an erfolglosen Behandlungen hinter sich hatten, durch ayurvedische Methoden zu ihrer ursprünglichen Lebenskraft zurückfanden.
Ich lade Sie ein, eine kleine, sehr effektive Übung durchzuführen: Nehmen Sie ein altes Maßband, und schneiden Sie es dort ab, wo