Reflexzonenmassage. Birgit Frohn

Reflexzonenmassage - Birgit Frohn


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eines altägyptischen Arztes aus dem oberägyptischen Sakkara. Es stellt die Behandlung der Reflexzonen an Händen und Füßen dar. Von der legendären ägyptischen Königin Kleopatra wiederum ist überliefert, dass sie sich regelmäßig mit Massagen den Füßen von Marcus Antonius gewidmet haben soll. Ob dies mit zu der großen Verehrung beigetragen hat, die der römische Herrscher der berühmten Masseurin entgegenbrachte, sagt uns die Geschichtsschreibung allerdings nicht.

      Ein „Urenkel“ der Akupressur

      Ungeachtet der Tatsache, dass die Reflexzonenmassage auch im Abendland schon in sehr früher Zeit Anwendung fand, nimmt man heute an, dass ihre Wiege im Reich der Mitte stand. Denn die alten Chinesen waren es vermutlich, die als Erste den Nachweis erbrachten, dass sich durch Massieren und Drücken nicht nur die lokal begrenzte Region behandeln lässt, sondern dass sich eine solche Behandlung auch auf weiter entfernt liegende Bereiche auswirkt. Sie stellten fest, dass man auf diese Weise nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch Beschwerden der inneren Organe günstig beeinflussen und heilen kann. Vor diesem Hintergrund darf die chinesische Druckpunktmassage als „Urmutter“ der Reflexzonenmassage angesehen werden.

      Alte Tradition im Westen

      Sehr viel weiter westlich des Nils, jenseits des Atlantiks, bediente man sich ebenfalls der Reflexzonenmassage bei verschiedensten Störungen des Befindens. Aus alten Überlieferungen geht hervor, dass viele Indianervölker Nordamerikas um reflektorische Zusammenhänge wussten und diese gezielt zur Heilung und vor allem zur Schmerzlinderung einsetzten. Nachweislich war die Massage der Reflexzonen auch den alten Inkas wohl vertraut. Sie verfeinerten die Technik zu einem ausgeklügelten Behandlungssystem.

      Weiterhin war die Reflexzonentherapie auch im antiken Europa nicht unbekannt. So finden sich in den Schriften römischer Gelehrter und Heilkundiger viele Hinweise auf Behandlungsweisen, die sich exakt in die Theorie der Reflexzonen einfügen. Weniger weit zurück liegt ein historischer Bericht über einen der berühmtesten Bildhauer und Goldschmiede der Renaissance, den Florentiner Benvenuto Cellini (1500–1571). Jenen Zeilen zufolge soll dieser unter quälend starken Schmerzzuständen am gesamten Körper gelitten haben, die er durch Druck auf spezielle Punkte an Fingern und Zehen erfolgreich kuriert hat. Der Nachwelt ebenfalls überliefert sind Schriften des Leipziger Arztes Dr. Ball aus dem Jahr 1580, in denen er über die organferne Therapie von Beschwerden mittels Massage bestimmter Druckpunkte berichtet.

      Vom tradierten Heilwissen zur fundierten Behandlungsmethode

      Auch wenn sich die Anfänge der Reflexzonenmassage bis weit ins Altertum zurückverfolgen lassen: Die Geburtsstunde der modernen Reflexzonentherapie schlug erst mit der wissenschaftlichen Erforschung reflektorischer Zusammenhänge vor etwa 125 Jahren. Einen der wichtigsten Impulse zur Entwicklung der Reflexzonentherapie gaben die Untersuchungen über die Reaktionen des Körpers auf bestimmte Reize, welche 1904 dem russischen Wissenschaftler Ivan Pawlow (1849–1936) den Nobelpreis einbrachten. Basierend auf seinen Erkenntnissen kamen die Forscher damals auf den Gedanken, die Wirkungen von Reflexreaktionen ganz gezielt zu therapeutischen Zwecken zu nutzen.

      Etwa zur gleichen Zeit führte der US-amerikanische Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. William Henry Fitzgerald (1872–1942) umfassende Studien durch, die die Behandlung innerer Organe und die Schmerzlinderung mittels Drücken und Massieren bestimmter Hautareale zum Thema hatten.

      Die Entwicklung der Zonentheorie

      Anhand der gewonnenen Erkenntnisse und des umfangreichen medizinischen Wissens der amerikanischen Ureinwohner entwickelte Dr. Fitzgerald zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine sogenannte „Zonentheorie“ (S. 17). Dazu teilte er den Körper in zehn senkrechte Zonen ein, die jeweils in den Fingerspitzen und in den Zehen beider Füße enden. Wird innerhalb einer Zone an einer Stelle Druck ausgeübt, beeinflusst dies die komplette Zone. Bestimmte Bereiche an Füßen oder Händen sind also mit anderen Körperteilen und Organen der gleichen Zone verbunden – eine bahnbrechende Entdeckung.

      Im Laufe der Jahrzehnte wurde die von Dr. Fitzgerald entwickelte Zonentherapie immer wieder überarbeitet und modifiziert. Eine Schlüsselrolle spielte dabei die US-amerikanische Masseurin Eunice Ingham: Sie hatte beobachtet, dass Spannungszustände oder erhöhte Schmerzempfindlichkeit an einem bestimmten Bereich am Fuß in nahezu allen Fällen mit einer Störung in dem nach der Zonentheorie jeweils korrespondierenden Körperteil einhergingen. Ausgehend von ihrer langjährigen Erfahrung übertrug Mrs Ingham in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts die Körperzonentheorie auf die Füße und entwickelte so die Fußreflexzonenmassage. Sie hat sich seither millionenfach bewährt und ist zu einer fundierten und dabei einfach anwendbaren Heilmethode für gesunde und kranke Tage geworden. Das hohe Ansehen, das die Reflexzonenmassage bei Patienten und Ärzten genießt, ist das Resultat ihrer umfassenden Wirkungen.

      Behandlung via Fernwirkung

      Dr. Fitzgerald hatte entdeckt, dass sich durch Drücken beziehungsweise Massieren bestimmter Zonen auf der Haut innere Organe positiv beeinflussen sowie Schmerzen lindern lassen. Dabei erwies es sich als vollkommen unerheblich, wie weit die behandelte Hautregion von dem Organ entfernt lag, an dem sich die Wirkungen zeigten. Den ersten Anstoß zu seinen Untersuchungen erhielt der Arzt vermutlich durch seine eigenen Patienten: Er hatte wiederholt beobachtet, dass jene, die bei operativen Eingriffen weniger empfindlich auf Schmerzen reagierten, ihre Fingerkuppen an die Armlehnen des Operationsstuhls pressten. Zwischen dem Druck auf die Fingerkuppen und der verminderten Schmerzempfindlichkeit schien also ein direkter Zusammenhang zu bestehen.

      Die Head’schen Zonen

      Eine wesentliche Rolle für die Entwicklung der modernen Reflexzonenmassage spielte zudem der britische Neurologe Sir Henry Head (1861–1940). Er entdeckte im Jahr 1893, dass kranke Organe über Nerven- und Blutbahnen Veränderungen an bestimmten Hautgebieten, den Head’schen Zonen (auch Head-Zonen genannt) hervorrufen. Werden diese Zonen behandelt oder gereizt, so kann über die verbindenden Nervenbahnen auch auf die inneren Organe eingewirkt werden. Diese Erkenntnisse nutzen nicht nur die Reflexzonenmassagen, zu denen die Muskelreflexzonenmassage, die Bindegewebsmassage, die Kolon- und die Periostmassage gehören. Auch Kälte- und Wärmeanwendungen sowie die Neuraltherapie und die sogenannte Transkutane Elektrische Nervenstimulation, kurz TENS, basieren auf den Zusammenhängen, die Sir Head herausgefunden hatte. Auch in der Akupunktur, bei Shiatsu- sowie Akupressur-Behandlungen werden teilweise Head’sche Zonen aktiviert. Einer der Gründe, weshalb sich diese Therapiemethoden gut mit der Reflexzonenmassage kombinieren lassen (S. 96f.).

      Über den ganzen Körper verteilt

      Reflexzonen gibt es am gesamten Körper (ab Seite 27). Wohl den größten Bekanntheitsgrad haben die Hand- und Fußreflexzonen, weil sie zu diagnostischen wie therapeutischen Zwecken am meisten genutzt werden. Die Beschaffenheit und Stellung der Finger und Zehen ermöglicht nämlich wichtige Aussagen über angeborene organische Schwachbereiche und seelisch-geistige Qualitäten der betreffenden Person.

      Neben jenen an den Füßen und Händen wurden noch rund dreißig weitere Reflexzonensysteme auf unserer Hautoberfläche ausfindig gemacht. So verfügen Schädel, Gesicht, Gaumen und Zunge über Reflexzonen, ebenso wie Ohren, Rücken und sogar Schienbeine. Sie sind allesamt ebenso für unser Wohlbefinden bedeutsam.

      Der heilsame Effekt von Reflexzonenmassagen bleibt nicht nur auf die direkt behandelte Körperstelle beschränkt, sondern kann auch weiter entfernt liegende Regionen beeinflussen. Denn das intensive Streichen mit den Fingerkuppen übt einen Reiz auf das Unterhautbindegewebe aus, wodurch die den massierten Bereichen zugeordneten Organe reflektorisch beeinflusst werden können. Diese Fernwirkung stellt die Basis der Reflexzonenmassage dar, die Sie zur Gesundheitsvorsorge sowie zur unterstützenden Behandlung von einfachen Beschwerden mit großem Gewinn selbst anwenden können.

      Warum Berührung heilen kann

      Die Massage der Reflexzonen bewirkt über energetische Verbindungen bestimmte heilende Reaktionen in den ihnen jeweils zugeordneten Körperteilen. Es handelt sich also nicht um eine mechanische „Reparatur“ von außen, sondern um das Harmonisieren beziehungsweise Regulieren körpereigener Energien – also um die Aktivierung der Selbstheilungskräfte. Vor diesem Hintergrund lässt sich die Reflexzonenmassage auch als


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