Leroy. Dino Reisner

Leroy - Dino Reisner


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Trainer Jens Keller an der Seitenlinie. Der 42-Jährige wurde als Nachfolger des beurlaubten Huub Stevens überraschend zum Trainer der Bundesliga-Mannschaft befördert. Nach der Winterpause übernahm Frank Fahrenhorst die U17. Unter dem ehemaligen Bundesliga-Profi, bis dahin als Assistenztrainer der Zweiten Mannschaft tätig, erlebte Leroy Sané einen großen Leistungssprung. Schon beim internationalen Hallenturnier im Januar 2013 in Montabaur glänzte er mit sieben Treffern als Torschützenkönig. Im Finale zogen die Schalker gegen den Karlsruher SC mit 6:7 nach Neunmeterschießen den Kürzeren. Auf dem großen Feld gelang ihm Anfang März beim 5:0-Sieg bei Preußen Münster 20 Minuten nach seiner Einwechslung sein erster Saisontreffer. Von da an hatte Leroy Sané bis zum Saisonende seinen Platz in der Startelf sicher.

      Bereits am drittletzten Spieltag machten die Knappen mit einem 4:2 über Alemannia Aachen den Titel in der U17-Bundesliga West perfekt. In der Abschlusstabelle standen 23 Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen zu Buche, Donis Avdijaj holte sich mit 44 Saisontreffern die Torjägerkanone, für Leroy Sané blieb es bei einem. »Man wusste natürlich, dass er Talent hat, aber ich würde nicht sagen, dass er der Beste war«, fasste Mitspieler Maurice Neubauer den damaligen Status quo von Leroy Sané viele Jahre später treffend zusammen. Sein Talent aufblitzen ließ der Linksfuß im Halbfinale um den Westfalenpokal gegen den VfL Bochum. Er zeigte eine Trotzreaktion, nachdem ihn Trainer Frank Fahrenhorst vier Tage zuvor beim Bundesliga-Spiel in Aachen nach einer schwachen Leistung bereits nach 40 Minuten vom Feld genommen und gegen Bochum zunächst auf die Bank verbannt hatte. Nach der frühen Verletzung von Oguzhan Aydogan kam Leroy Sané bereits nach zehn Minuten in die Partie und gab gleich einen ersten gefährlichen Warnschuss ab. In der 70. Minute krönte er seine beste Saisonleistung mit einem Traumtor zum 3:1-Endstand. Aus 26 Metern versenkte er den Ball im VfL-Gehäuse. »Er hatte die Faust in der Tasche und hat genau die richtige Antwort gegeben«, sagte Fahrenhorst nach dem Spiel und verwies auf seine gelungene Erziehungsmaßnahme: »Die Jungs müssen merken, dass sie auch jetzt schon sehr viel investieren müssen.« Von derartigen Erziehungsmaßnahmen und Trotzreaktionen wird im weiteren Verlauf dieses Buches noch des Öfteren die Rede sein.

       »Er hatte die Faust in der Tasche und hat genau die richtige Antwort gegeben.«

       U17-Trainer Frank Fahrenhorst über Leroy Sané

      In einer Neuauflage des Westfalenpokal-Finales der Vorsaison gegen Borussia Dortmund verteidigten die Schalker mit einem souveränen 6:1-Erfolg den Titel. Donis Avdijaj erzielte beim Torfestival auf der Sportanlage der Gesamtschule Ückendorf vier Treffer. »Wir haben alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten«, stellte Trainer Fahrenhorst zufrieden fest. »Man hat gesehen, wie hungrig die Spieler sind.« Sechs Tage später stand das Halbfinal-Hinspiel um die deutsche U17-Meisterschaft gegen Nord/Nordost-Primus Hertha BSC auf dem Programm. 2500 Zuschauer waren ins Stimbergstadion nach Oer-Erkenschwick gekommen. Nach einem frühen Gegentor in der achten Minute verkrampften die jungen Schalker jedoch vor der großen Kulisse. Reihenweise scheiterten Leroy Sané, Donis Avdijaj und Kollegen am starken Berliner Torhüter Jonathan Körber, es blieb beim 0:1. Vor dem Rückspiel sprach Trainer Fahrenhorst seinen Schützlingen Mut zu: »Die Berliner sind nicht irgendein Gegner, sondern einer, der auf einem anderen Level spielt als die anderen Mannschaften in unserer Weststaffel. Wir brauchen einen sehr guten Tag, um das Halbfinale zu drehen. Aber die Qualität, es noch zu schaffen, hat unsere Mannschaft.« Im Amateurstadion im Berliner Olympiapark hatte Leroy Sané schon nach 60 Sekunden die Führung auf dem Fuß. Letztlich reichten die zwei Treffer von Tim Bodenröder nicht zum Finaleinzug, die Schalker kamen nicht über ein 2:2 hinaus. »Wenn du in zwei Spielen drei Geschenke verteilst, ist es schwierig, weiterzukommen«, sprach Trainer Fahrenhorst die leichtfertig eingefangenen Gegentore an.

      In der zweiten Hälfte der Saison nahm Leroy Sané auch schon regelmäßig am Training der U19 teil, in der sein älterer Bruder Kim spielte. Nach dem Saisonende bei der U17 berief ihn Trainer Norbert Elgert sogar ins Aufgebot für das Halbfinal-Rückspiel um die deutsche U19-Meisterschaft, in dem die Königsblauen gegen den VfL Wolfsburg die 0:2-Niederlage aus dem Hinspiel wettzumachen hatten. Die Kulisse war für ein Nachwuchsspiel gigantisch, 11.404 Zuschauer kamen in die Veltins-Arena. Doch die Hausherren vergaben Chancen zuhauf. In der Schlussphase setzte Elgert alles auf eine Karte und brachte Leroy Sané in der 83. Minute für Verteidiger Sebastian Hedlund. Keine 60 Sekunden später fingen sich die Schalker einen Konter zum 0:1 ein, kurz vor Schluss einen weiteren zum 0:2. Wolfsburg um die späteren A-Nationalspieler Julian Brandt und Maximilian Arnold holte sich danach im Finale gegen Hansa Rostock den Meistertitel. Für Leroy Sané sollten die folgenden Monate in der U19 unter Trainer Norbert Elgert richtungsweisend werden.

       Joshua Bitter kam 2007 als Zehnjähriger vom FC Rot-Weiss Dorsten ins Schalker Nachwuchsleistungszentrum. Mit Leroy Sané spielte er in der U17- und U19-Mannschaft. 2018 verließ der Verteidiger die Königsblauen und schloss sich nach einer Saison bei Werder Bremen II in der Regionalliga Nord dem Drittligisten MSV Duisburg an. Im Interview spricht er über seine Erinnerungen an die gemeinsame Zeit.

       Herr Bitter, erinnern Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit Leroy Sané?

      Joshua Bitter: »Das muss in der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen gewesen sein. Leroy war eine Jahrgangsstufe über mir. Da sind wir uns das eine oder andere Mal über den Weg gelaufen. Als Fußballspieler kommt man dort automatisch in Kontakt, sei es auf dem Flur oder im Gemeinschaftsraum. Daher kannte ich ihn schon, bevor wir dann in der U17 erstmals in einer Mannschaft gespielt haben.«

       Welches Spiel ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?

      Joshua Bitter: »Ganz klar das Finale um die deutsche U19-Meisterschaft 2015 gegen die TSG Hoffenheim im Wattenscheider Lohrheidestadion. Ich konnte leider verletzungsbedingt nicht mitspielen. Unser Coach Norbert Elgert hatte von Bundesliga-Trainer Roberto Di Matteo die Vorgabe bekommen, dass er Leroy nicht über 90 Minuten einsetzen sollte. Wir sind früh in Rückstand geraten und Leroy wurde dann nach rund 30 Minuten eingewechselt. Er hat das Spiel sofort verändert und einen Großteil dazu beitragen konnten, dass wir das Ergebnis noch drehen konnten und mit einem 3:1-Sieg Deutscher Meister geworden sind.«

      Joshua Bitter: »In seiner ersten U17-Saison war Leroy als jüngerer Jahrgang physisch noch nicht ganz so weit. Während seiner zweiten U17-Saison hat er körperlich einen massiven Sprung gemacht. Er wurde robuster und noch schneller, als er ohnehin schon war. Er konnte sich dadurch besser durchsetzen, wurde Stammspieler und von da an ging seine Entwicklung nur noch bergauf. In der U19 hat er bereits in seiner ersten Saison voll eingeschlagen und wurde in der Rückserie schon in den Bundesliga-Kader berufen. Ab da war klar, dass er er das Potenzial besitzt, ein ganz Großer zu werden.«

       Welche Rolle spielte er auf dem Platz?

      Joshua Bitter: »In der U19 war Leroy unser Dreh- und Angelpunkt mit seinem Tempo, mit seinem Dribbling, mit seinem Abschluss. Man konnte ihn immer anspielen, er hat nie den Ball verloren, er war mit seinem Zug zum Tor nicht zu stoppen, zudem war er sehr torgefährlich. Das alles hatte er schon damals drauf und später als Profi weiter verbessert.«

       Welchen Anteil an der Entwicklung hatte Trainer Norbert Elgert?

      Joshua Bitter: »Einen riesigen. Norbert Elgert, dem ich auch viel zu verdanken habe, hat Leroy immer gefördert, auch wenn es nicht immer kuschelig zuging. Er wusste genau, wie er Leroy anzupacken hatte, er hat ihm den Feinschliff gegeben. Norbert Elgert hat eine große Rolle gespielt für Leroy und viele andere Spieler, die den Sprung ins Profilager geschafft haben. Er ist ein einzigartiger Trainer.«

       Wie


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