50 Jahre Fußball-Bundesliga. Matthias Greulich

50 Jahre Fußball-Bundesliga - Matthias Greulich


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(und Klasse) die Gegenspieler schmerzvoll zu spüren bekamen. Unbegreiflich blieb, dass der FC Schalke 04 mit Nationalspielern wie Willi Schulz, Hans Nowak und dem jungen Reinhard »Stan« Libuda die Saison als Tabellenletzter (!) beendete. »Interne Ränkeschmiede und Intriganten sorgten für einen unerklärlichen Leistungsabfall,« notierte ein Kritiker. Der Abstieg blieb dem Traditionsklub aus dem »Pütt« dennoch erspart.

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       19 Jahre jung, dribbelte Reinhard Libuda gleich im ersten Bundesligajahr in die Schlagzeilen. Nach zwei Jahren Spiel beim FC Schalke 04 trug der »Stan«, wie er in Erinnerung an Stan Matthews getauft wurde, drei Jahre das Trikot des BV Borussia Dortmund. 1968 kehrte er zu den »Königsblauen« zurück.

      Nachdem Hertha BSC Berlin wegen statutenwidriger Finanzgebaren ausgeschlossen worden war (siehe auch: »… und andere Skandale«), erweiterte der DFB die Liga auf 18 Klubs.

      60 Prozent Eigengewächs

      Frischen Wind brachten 1965 zwei Aufsteiger in die Liga, die die siebziger Jahre dominieren sollten. Der FC Bayern mit Trainer Tschik Cajkovski und der VfL Borussia Mönchengladbach mit Trainer Hennes Weisweiler waren gleich ein Hit; sie mischten die Etablierten gehörig auf. Schon am zweiten Spieltag bezwang die Münchner Mannschaft, in der 60 Prozent der Akteure aus dem eigenen Nachwuchs kamen (Beckenbauer, Maier, Nafziger, Kosar, Kunstwadl, Kupferschmidt, Brenninger, Rigotti), die Frankfurter Eintracht mit ihrem Paradesturm Grabowski (damals noch Rechtsaußen), Lindner, Sztani, Huberts, Lotz mit 2:0. Auch den Münchner »Löwen« zog der Aufsteiger das Fell über die Ohren. 0:3 unterlag das Team um Torhüter Radenkovic, um die exzellenten Außenläufer Luttrop und Perusic und das renommierte Angriffsquartett Heiß, Konietzka, Brunnenmeier, Grosser und Rebele.

       »In den ersten Jahren unter Weisweiler fuhren die Borussen am Vorabend eines Spiels noch geschlossen mit dem Bus ins Kino. Später dann blieb der Hennes im Hotel, drosch mit Freunden bei Pils und Fernet Branca einen zünftigen Skat, während die Spieler in Privatautos zum Kino fuhren. Den Abschluss bildete meist eine wilde Rallye zurück zum Hotel.«

       Jupp Heynckes in seinem Lehrbuch: »Fußball aktiv – Training und Spiel«

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       Trainer Max Merkel holte Timo Konietzka 1965 von der Dortmunder Borussia zum TSV 1860 München, wo der ehemalige Bergarbeiter in 47 Spielen 30 Treffer erzielte und wesentlichen Anteil am Gewinn der Meisterschaft 1966 hatte. In die Historie ging Konietzka als Schütze des ersten Bundesligatores ein.

      Am Ende feierte München den TSV 1860 mit seinem Trainer Max Merkel als Meister und den FC Bayern als Bundesligadritten und Pokalsieger. In einer Umfrage nach dem sympathischsten Bundesligateam der Saison ging die Beckenbauer-Truppe vor Meister 1860 und Dortmund als Sieger hervor – ein bemerkenswerter Erfolg, denn immerhin waren die Westfalen als Europapokal sieger der Pokalsieger (2:1 in der Verlängerung gegen den FC Liverpool) aus Glasgow heimgekehrt.

       Maximal 1200 Mark Monatslohn

      Das erste Bundesligastatut erlaubte den Spielern keine großen Sprünge. Die monatlichen Grundbezüge (Gehalt plus Leistungsprämien) durften 1200 Mark im Regelfall nicht überschreiten. Eine Höherdotierung »besonders qualifizierter Spieler« bedurfte einer gutachterlichen Stellungnahme bzw. einer Genehmigung des DFB-Spielausschusses. Die Sonderprämien für Meistertitel und Pokalsieg durften maximal 2000 bzw. 1500 Mark betragen. Die Höchstgrenze für Ablösesummen war 50 000 Mark. Im Falle der Freigabeverweigerung des alten Vereins drohte eine Sperre von zwölf Monaten. Vereinswechsel waren nur nach Ablauf der Saison möglich.

      Max Merkel packte die Koffer

      Mit dem gleichen Titel wie Dortmund schmückte sich dann ein Jahr später die junge Bayern-Mannschaft. Im Finale von Nürnberg besiegte sie die Glasgow Rangers durch ein Tor von Franz »Bulle« Roth, der zwei Jahre zuvor noch für den C-Klassen-Verein TSV Bertelshofen gespielt hatte, mit 2:1. In der Meisterschaft aber reichte es 1967 nur für Platz sechs, der Tanz auf drei Hochzeiten (Bundesliga, DFB-Pokal, Europapokal) war eine zu große Belastung gewesen. Auch für den TSV 1860 lief nicht alles nach Wunsch. Max Merkel hatte mit Torhüter Wolfgang Fahrian von Hertha BSC seinem Intimfeind Petar Radenkovic einen Rivalen vor die Nase gesetzt und Libero Friedel Lutz von der Frankfurter Eintracht geholt, die Talfahrt seiner Mannschaft indes nicht verhindern können. Nach elf Spieltagen waren die »Löwen« Vorletzter und Merkel ratlos. Ehe es zum Eklat kam, packte der Wiener seine Koffer und heuerte beim 1. FC Nürnberg an. Mit Nachfolger Gunter Baumann robbte sich der TSV 1860 schließlich noch an Dortmund und Frankfurt vorbei auf Platz zwei hinter Eintracht Braunschweig.

      17 Spiele ohne Gegentor

      Die Niedersachsen als Meister hatte keiner auf der Rechnung. Die Mannschaft von Disziplinfanatiker Helmut Johannssen erinnerte in ihrer betont defensiven Spielweise an den berüchtigten Catenaccio von Inter Mailand. Freunde des schönen Fußballs nannten die Braunschweiger verächtlich »Spielverderber«.

      Das Team stützte sich auf eine solide Abwehr mit Torhüter Horst Wolter, der in 17 Spielen ohne Gegentor blieb und insgesamt nur 27 Treffer hinnehmen musste, Libero Joachim Bäse, Vorstopper Peter Kaack, dem später bei einem Autounfall tödlich verunglückten Jürgen Moll und Stürmer Lothar Ulsaß.

      In der Saison 1967/68 machte Max Merkel in Nürnberg schon vor dem Anpfiff auf sich aufmerksam: Der Österreicher hatte gleich elf Spieler ausgemustert (unter anderem Publikumsliebling Stefan Reisch und Tasso Wild). Und tatsächlich gelang es seiner Mannschaft, eine Mixtur aus Kondition, Zweikampfstärke und Spielfreude, die gesamte Konkurrenz zu distanzieren und Meister zu werden. »Die Athleten beißen und die Techniker spielen lassen«, so übersetzte Stürmerstar Georg Volkert, 1977 mit Felix Magath beim HSV Europapokalsieger der Pokalsieger, Merkels Erfolgsphilosophie.

       Vertrag auf dem Bierdeckel

      In den ersten Bundesligajahren wurden Verträge schon mal per Handschlag abgeschlossen. Üblich war dies in Mönchengladbach zwischen Trainer Hennes Weisweiler und Manager Helmut Grashoff. Es konnte aber auch vorkommen, dass als Dokument für eine Gehaltsvereinbarung ein Bierdeckel herhalten musste. So geschehen auf der Rückfahrt von einem Spiel der Münchner »Löwen« Mitte der 60er Jahre nach einem Vier-Augen-Gespräch zwischen Trainer Max Merkel und Klubpräsident Adalbert Wetzel.

      Für den Titel noch nicht reif

      Der FC Bayern und die Gladbacher Borussia mussten einsehen, dass sie für den Titel noch nicht reif waren. Weisweilers »Fohlen«-Elf wirbelte zwar über den Rasen, dass den Fußballfreunden das Herz aufging, doch die Abwehr der Westdeutschen war zeitweise so löcherig wie Schweizer Käse. Auch die Bayern-Abwehr hielt den Anforderungen nicht immer stand. So waren Beckenbauer & Co. beim 3:7 in Nürnberg den Flügelstürmern Zvedzan Cebinac und Volkert sowie Mittelstürmer Franz Brungs, der fünf Mal traf, hoffnungslos ausgeliefert. Nachher mussten sich die Münchner von Hans Fiederer, dem damaligen Chefredakteur des »Sportmagazin« sagen lassen: »Die Bayern kamen tempomäßig einfach nicht mit. Selbst ein Weltklassespieler wie Beckenbauer ging mit unter.«

      Tod am Radio

      Die Spieler des 1. FC Köln, die sich als Vierter 1968 noch vor dem FC Bayern platzieren konnten, schockte mitten in der Saison der Tod ihres Präsidenten. Die Mannschaft um Overath erhielt die Nachricht im November 1967 auf der Heimfahrt vom Bundesligaspiel in Frankfurt. Der »Boss«, wie Franz Kremer respektvoll genannt wurde, starb in Köln nach einem


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