Golf ist ganz einfach. Helmut Luft
fixiert, sehen ihn bis zum Treffmoment an. Der Weg der Hände kann dabei aus den Augenwinkeln kontrolliert werden. Erst nach dem Treffen werden Kopf und Augen vom Durchschwung mitgenommen und wenden sich zum Ziel hin. Aus Neugier dem Ball vorzeitig nachzusehen (was zur klassischen Mahnung „Kopf unten lassen“ führt) verdirbt oft den Schwung.
Ebenso wird das Putten besser, wenn die Augen unbewegt bleiben, bis der Ball sicher auf dem Weg zum Loch ist.
• Die Augen kompensieren die Störungen der Koordination und des Gleichgewichts, wie sie besonders beim Älterwerden auftreten. Den Ball anschauen und im Treffmoment sehen, wie der Schläger durch den Ball hindurch zum Ziel geht, garantiert das genaue Treffen.
• Die Ohren sind ideal für das Putten. Stellen Sie sich eine Linie vor, die durch beide Ohren zum Loch führt, putten Sie entlang dieser Linie und lassen Sie den Kopf unbewegt, bis Sie mit dem linken Ohr gehört haben, wie der Ball ins Loch gefallen ist.
• Die Nase bestimmt, wie wir den Ball treffen, denn wir können mit ihr die richtige Ansprechposition genau einstellen. Bei den Hölzern liegt der Ball unter dem linken Nasenflügel, bei den Eisen unter dem rechten, sodass er von den Hölzern mehr von unten, von den Eisen mehr von oben getroffen wird. Wollen wir ihn wegwischen, lassen wir ihn unter der Nasenspitze in der Mitte.
• Die richtige Entfernung von der Nasenspitze zu Ball und Boden einzuregulieren und diese den ganzen Schwung hindurch festzuhalten, ist sehr wichtig. Dadurch steuern wir mit der Nase die Etage an, den Flight-Level, die richtige Höhe, in der der Ball knackig getroffen werden soll, und wir vermeiden die Gefahr in den Boden zu hacken.
• Die Schultern haben großen Einfluss auf den Schwung. Beim Ansprechen soll das V des Griffs auf die rechte Schulter ausgerichtet sein.
Beim Rückschwung soll die linke Schulter ganz unters Kinn gedreht werden, damit der Schlag kraftvoll und lang wird.
Beim Durchschwung sorgt eine Wiegebewegung beider Schultern dafür, dass die Eisen in die Luft gehen.
• Die rechte Schulter ist leider oft ein Problemfall. Sie schnellt nach vorne, kippt und verdreht den Schwung, und bewirkt einen flachen Push links in den Wald. Man muss sich ihrer schämen. Offenbar hat sie das Zeitfenster verpasst, um ihre Rolle zu lernen, nämlich tief und ruhig und hinten zu bleiben. Tückischerweise verdirbt sie meinen Schlag besonders dann, wenn es auf ihn besonders ankommt – doch das gehört schon ins nächste Kapitel.
Die rechte Schulter lässt sich besser verwenden, wenn man sie sich nicht isoliert als Gelenkkugel vorstellt, sondern als einen Flügel, der mit dem Oberarm und der rechten Rumpfseite eine Einheit bildet. Holt man damit betont nach hinten aus, kann man wie mit einem kräftigen Flügelschlag einen wunderbaren Schwung bewirken.
Die Hand des Menschen ist eine Spitzenleistung der Evolution und hat auf dem Weg vom Primaten zum Menschen Entwicklungsstufen erreicht, die für das Verständnis des Golfspiels interessant und wissenswert sind. Sie ist ein sehr fein aufgebautes Werkzeug und ein Multi-Funktions-Organ geworden. Die Kenntnis der unterschiedlichen Funktionen der Hand hilft sehr, typische Fehler beim Golf zu vermeiden.
• Ein wichtiger Evolutionsschritt war, dass beim Homo sapiens der Daumen jedem anderen Finger gegenübergestellt werden kann. Damit ist die Greifhand entstanden. Sie ist die Voraussetzung für den geschickten Umgang mit feinen Werkzeugen, Waffen und eben auch Golfschlägern.
• Besonders wenn man Schwierigkeiten beim Greifen hat, ist es gut, sich klarzumachen, dass der Schwung ganz wesentlich durch die Daumen-Zeigefinger-Zange reguliert wird, vom Kraftholen beim Rückschwung über das „Glockenläuten“ beim Abschwung bis zum sensiblen Einfädeln in die Zielrichtung. Die Vorstellung, den Schwung mit den an den Griff gelegten Daumen zum Ziel zu führen, kann sehr helfen.
• Wichtig ist weiter, den Präzisionsgriff, der sich für Feinarbeiten mit den Fingern entwickelt hat, vom Kraftgriff zu unterscheiden, denn die beiden beim Golfen zu verwechseln, kann sich verhängnisvoll auswirken. Wenn man sich bei Schlägen, die Kraft erfordern, auf die Feinarbeit der Finger konzentriert, kommen schwache „Stricknadelschläge“ zustande, wobei die Finger abknicken und den Kontakt mit den Händen, der Kupplung, und den Armen, der Speiche des großen Rades, verlieren.
• Die Hände sind die Schnittstelle zwischen Körper und Technik. Sie übertragen die Muskel- und Bewegungskraft des Körpers auf den Schläger, sodass sie sich in Technik und Schwungkraft umsetzt, vergleichbar der Kupplung zwischen Motor und Rädern. Eine Kupplung muss zuverlässig greifen, darf nicht rutschen, sondern soll die Kraft 1 zu 1 weitergeben. Es hilft deshalb sehr, beide Hände als Einheit, wie ein fest verschnürtes Paket, zum Ziel zu führen. Wenn man etwa durch Arthrosen nicht mehr gut greifen kann, ist das eine Lösung. Bei den langen Schlägen ist es ein entschlos -senes Werfen, beim Putten ein gleitendes Schieben in Richtung Ziel.
• Die Innenfläche der rechten Hand, die Palma, fest an den Griff anzulegen, führt ihn in Richtung Ziel. Es ist die Bewegung, mit der man eine Kegelkugel anschiebt. Das hilft besonders beim Putten, aber man sagt, es sei auch das Geheimnis der langen Schläge von Michelle Wie. Die Hände in Richtung Ziel und nach vorne hoch zu werfen, kann jedenfalls sehr wirksam aus den Roughlagen auf dem Platz und in unserem Gemüt heraushelfen.
• Die Beine geben den sicheren Stand und verankern den Körper im Boden. Eine persönliche Erfahrung ist, dass ein leichtes Anheben der linken Ferse beim Rückschwung eine Blockierung löst und der ganze Körper dann locker durchschwingt. Der linke Fuß wird so zum Gasfuß. Damit ist aber Vorsicht geboten. Es geht nur, wenn sonst alles stimmt, und bei Unsicherheit ist es besser, die Füße ruhig stehen, allenfalls vom Schwungablauf mitziehen zu lassen.
• Die Standbreite der Beine sind ein sehr gutes Maß, wie Sie bei unsicherem Putten die Länge der Ausholbewegung am eigenen Körper abschätzen können. Merken Sie sich, wie weit der Ball rollt, wenn Sie von Fußspitze zu Fußspitze ausholen und nach vorn schwingen, und ermitteln Sie, wie weit Sie über die Schuhe hinauspendeln oder ob Sie innerhalb bleiben können. Üben Sie, bis Sie es im Gefühl haben, wie viel weniger oder mehr Sie für bestimmte Puttlängen brauchen. Die Dreiputts werden weniger werden.
Das sind einige Anregungen, wie man durch Orientierung am Körper Sicherheit und Vertrauen in seinen Schwung gewinnen kann. Finden Sie Ihre persönlichen Problembewegungen heraus und achten Sie darauf, was Ihre Hände dabei eigentlich machen und wie sich Ihre Bewegungen anfühlen. Die Rückbesinnung von Angst vor Technik und Werkzeuggebrauch auf die Verlässlichkeit des eigenen Körpers wird Ihnen mehr Selbstsicherheit und mehr Chancen auf einen natürlichen und beständigen Schwung geben.
Die Regie übernehmen
Als Roughplayer glauben wir, dass wir beim Golf angestrengte technische und mechanische Kleinarbeit leisten und dazu viele überlegte Entscheidungen treffen müssten. In Wirklichkeit ist es mit dem Entschluss, heute mitzuspielen, fast schon getan. Eine Befehlszentrale im Gehirn setzt nämlich sofort neuronale Schaltkreise in Gang, die die Ausführung übernehmen, und zwar vollautomatisch. Es ergibt sich bei jeder Spielsituation ganz von allein, welcher Schwung jetzt der richtige ist. Die Idee ist entscheidend, die Details folgen von selbst.
Die Befehlzentrale, der Regisseur oder Dirigent Ihres Golfspiels sind Sie selbst. Sie müssen sich das klarmachen: Sie brauchen nur den Schläger in die Hand zu nehmen und zu bestimmen, welche Musik jetzt gespielt wird. Die Ausführung geschieht dann ohne Ihr Zutun. Sie können sich darauf verlassen, dass Sie nur die Schwung-Idee vorzugeben brauchen und die technische Arbeit, wie von einem Heinzelmännchen-Orchester, das alle Ihre Schwünge in seinem Repertoire hat, geleistet wird. Das sind befreiende Einsichten.
You push the button, we do the rest, war einst ein Werbeslogan für das Fotografieren. Ebenso werden Golfschwünge wie von einem inneren Knopfdruck ausgelöst, eine minimale Körperhilfe oder nur ein Gedanke setzt als Auslöser (Trigger) die notwendigen Abläufe in Gang, die den Ball bewegen. Der Schwung