Die zeitlose Ayurveda-Küche. Alexander Pollozek
selten wie ein wandelnder Müllcontainer, der wegen Dauerstreiks nicht geleert wird. Gäbe es eine Besteuerung auf Biogasemissionen, würden Sie wegen zu hoher Abgaben zuweilen an die Existenzgrenze stoßen.
Der Vata-Pitta-Typ
Sie bewegen sich im Leicht- bis Mittelgewicht. Manche behaupten, man könne Ihnen das Vaterunser durch die Rippen blasen und müsse zweimal hinsehen, bevor man Sie wahrnimmt. Aber dabei sind Sie zäh wie Leder. Ihre wieselflinken Bewegungen sind wie die von Charly Chaplin: schneller Gang, schnelles Mundwerk, schnelle Kombinationsgabe und Fluchttendenz. In der Jugend haben Sie nicht selten Ihrer Mutter die Haare vom Kopf gefressen. Zeitweise haben Sie für das Essen aber keine Zeit, besonders wenn Sie am Rotieren sind – und das meist ständig. Problematisch ist nur, wenn Sie Ihr Mittagessen zu verpassen drohen. Dann springen Sie so manchem an die Kehle oder selbst im Dreieck. Ihr Darm ist nicht immer pünktlich, was man von Ihnen auch nicht immer sagen kann. Mit Ihrem Appetit ist es wie „Regenmännchen und Sonnenmarie“. Auf Reisen gewinnt das Regenmännchen schon mal die Oberhand. Sie sind unternehmungslustig, Ihr Intellekt ist messerscharf und die Zunge sitzt recht locker. Unter Stress erleben Sie sich zeitweise ängstlich, dann wieder zornig. Energiemäßig übernehmen Sie sich ständig, fahren oft auf Reserve. Burn-outs, Blasenentzündungen, Allergien, Migräne oder Magenverstimmungen sind unliebsame, aber beharrliche Wegelagerer, auch wenn Sie diesen vergeblich auf der Dauerüberholspur zu entkommen trachten.
Der Vata-Kapha-Typ
Wer möchte schon zu den „schweren Jungs“ oder den „leichten Mädchen“ zählen? Ihr Körper will sich hier nicht unbedingt festlegen. Jedenfalls fehlt Ihnen eine Menge innerer Hitze, was Sie in der kalten Jahreszeit zur wahren Frostbeule degradiert. Ihr Typ ist in jeder Hinsicht schwankend – in der Gewichtsklasse wie im Gemütszustand, in der Liebe wie im Genuss, die in Selbsthass und Verdruss münden können. Sie sind im einen Moment „himmelhoch jauchzend“, im anderen „zu Tode betrübt“. Oft sind Sie leicht erregbar, dann wieder dickhäutig. Phasenweise explodiert Ihr Körpergewicht unter Stress, dann wieder sehen Sie aus wie Mahatma Gandhi nach dem letzten Hungerstreik. Mit dem Essen ist es nicht anders. Manchmal lieben Sie es, spät zu tafeln mit Wein und Käse, dann wieder gleiten Sie in die Askese. Die Verdauung ist mal prächtig und regelmäßig, etwas träge zwar, doch dann werden Sie unter Stress urplötzlich zum gurgelnden Bauchredner, „Korinthenkacker“ oder Luftikus.
Wenn Sie nicht aus dem Koffer leben, nicht Stammkunde bei McDonald’s sind, nicht von einem Beziehungsdesaster ins nächste laufen und sich nicht von einem dominanten Elternteil oder Partner fernsteuern lassen, könnte Ihr Leben durchaus positiv verlaufen.
Der Pitta-Typ
Gewichtsprobleme kennen Sie nicht. Sie vertilgen alles, vertragen alles und in großen Mengen (abgesehen von überlegenen Konkurrenten), ganz zum Neid Ihrer Tischgenossen. Das mag sich vielleicht mit Anfang fünfzig ändern, wenn Sie die Nahrungsaufnahme bis dahin immer noch mit einer Raubtierfütterung verwechseln. Leider bevorzugen Sie scharfe, säuernde/salzige oder auch süße Nahrungsmittel, was Ihnen nicht immer zum Vorteil gereicht. Es macht Sie meist noch saurer, hitziger, leidenschaftlicher, heißblütiger und kampflustiger. Ihre Kampfgewichtsklasse ist im Mittelfeld anzusiedeln. Auf die Waage schielen Sie gelegentlich aus Eitelkeit, nicht aber aus einer Notwendigkeit heraus. In Ihrer Sturm- und Drangzeit gehörten Sie nicht selten zu den Landesmeistern oder Halbprofis Ihrer bevorzugten Sportart. Das war auch Ihre Zeit als neidumwitterter Frauenaufreißer/heißblütiger Männerschwarm, die Zeit des Kräftemessens unter Streetfightern und Zicken.
Manchmal geht es Ihnen wie einer Toilettenbrille: Man macht was durch – vor allem, wenn Sie Milch- oder Milchprodukte verzehren, zu scharf essen oder zu sehr dem Alkohol zusagen, was gelegentlich an der Tagesordnung ist. Die rasante Regelmäßigkeit, mit der Sie Ihre morgendlichen Geschäfte erledigen, erzeugt, gerade bei Vata-Typen, blanken Neid.
Krankheit oder Kränkeln ist für Sie ein Fremdwort und Zeichen von Schwäche. Da Sie Ihren Beruf möglicherweise zur Kampfarena ausgebaut haben und zum Workaholic neigen, dulden Sie keine Betriebsausfälle – weder bei sich noch bei Mitarbeitern oder Kollegen.
„Durchhalten bis zum Äußersten“ ist Ihr Lebensmotto. Deshalb gibt es für Sie im Notfall nur zwei Optionen: Blaulicht oder Kiste.
Der Pitta-Vata-Typ
Als Fußballtrainer kämen Sie so richtig auf Ihre Kosten und würden mit Ihren Temperamentsexplosionen obendrein gutes Geld verdienen! Jedenfalls finden Sie mit traumwandlerischer Sicherheit für jede Gelegenheit einen zweibeinigen Blitzableiter. Ihr Problem ist, dass Sie unter Ihrer Motorhaube einen auffrisierten Turbomotor haben. Da gibt es nur eines: Gas geben oder sich den Strick nehmen! Da Sie sich meist für das Erstere entscheiden, sind Kolbenfresser (sprich Herzinfarkt) ein einkalkulierbares Risiko. „Langsam“, „bedächtig“, „ruhig“ sind für Sie Eigenschaften, die Sie sich bestenfalls fürs Rentenalter aufheben. Bei Ihnen geht im Leben alles schnell: essen, reden, Witze und Geschäft(e) machen – selbst das Vergnügen nach Feierabend wird pedantisch in der Agenda abgehakt. Wer im Gespräch mit Ihnen Luft holt, hat bereits verloren. Arbeiten heißt für Sie, „in den Ring zu steigen“. Frieren tun Sie nur bei dem Gedanken, die Konkurrenz könnte besser, schneller, erfolgreicher sein als Sie.
Beim Essen punktet alles, was satt macht. Wenn es dabei noch schmeckt, würden Sie gegen den Koch kein Klageverfahren einleiten. Wo andere noch im Vorspeisensalat herumstochern, sind Sie schon in Gedanken beim Zahlen. „Ich habe fertig!“ ist Ihr alles übertönendes Motto, leider auch im Bett. Aber man kann im Leben nicht alles haben. Es reicht schon der tägliche Stress im Morgenstau und bei der Parkplatzsuche, um selbst zu platzen.
Was ist der Unterschied zwischen Ihnen und einem Arbeitslosen? Der Arbeitslose sucht Arbeit – für Sie ist Arbeit Sucht. Ein Glück! Was würde sonst der Turbo mit Ihnen machen?
Der Pitta-Kapha-Typ
Unter den Nagetieren gehören Sie zur besonderen Gattung der Manager. In manchen Unternehmen werden Sie als „Wadlbeißer“ eingestellt. Sie nehmen weder ein Blatt vor den Mund noch den Finger aus der Wunde Ihrer Kontrahenten. Ihr Ehrgeiz und Ihre Hitzköpfigkeit könnten Sie zeitweise in frustrierende Gerichtsstreitigkeiten oder Dauerkonflikte manövrieren. Das innere Spiegelbild entspricht einer penetranten Gastritis, einem blühenden Heuschnupfen, einer zermarternden Schuppenflechte, einem hämmernden Blutdruck oder einem messerscharfen Zwölffingerdarmgeschwür. Erst im Krankheitsfall stellen Sie fest, dass es fünf nach zwölf ist.
Sie neigen zur Ansammlung schlechter Säfte im Körper. Deshalb umgeben Sie sich gern mit Parfümwolken und dann erst mit Damen, für die Sie auch bereit wären, eine Abspeckkur durchzustehen. Hautprobleme ziehen sich bei vielen Ihrer Kampfgenossen wie ein roter Faden durchs Lebensgewebe – leider auch die Tatsache, dass Sie gern aus der Haut fahren und die Überholspur ungern einem schnelleren Hintermann überlassen. Da Sie oft sauer sind, ist Ihr Magen erst recht sauer auf Sie. Diese doppelte Übersäuerung versuchen Sie vergebens in Eiscremeorgien, Schlemmerbüffets oder Trinkgelagen zu „neutralisieren“.
Sie lieben Fakten, Zahlen und klare Verhältnisse in Ihren Beziehungen und sind jederzeit bereit zum Schlagabtausch. Mit andern Worten: „Schlag – fertig“. Das schlägt sich auch im punktgenauen Geschäftstermin auf der Morgentoilette nieder. Ihre physische Belastbarkeit ist sprichwörtlich. Sport ist für Sie keineswegs Mord, sondern die Kampfarena der Gladiatoren.
Sie würden sich als Alles(fr)esser, aber nur ungern als Gourmet bezeichnen. Im Alltag sind pünktliche Mahlzeiten fester Bestandteil Ihrer Agenda. Für Geschäftsessen tut es auch mal ein Sushi-Restaurant – Hauptsache, der Wolf bekommt seine Kreide ab.
Der Kapha-Typ
Diese Gattung Mensch hat die Ökonomie erfunden. Es handelt sich um eine Spezies, die jeder Art überflüssiger Vergeudung von Energie = Geld = Materie vehement zu Leibe rückt:
1) Nicht mehr Geld ausgeben