Franz von Assisi - Freiheit und Geschwisterlichkeit in der Kirche. Niklaus Kuster
und richtet sich programmatisch an Franz von Assisi aus. Sein einfacher Lebensstil provoziert alle Freunde von Macht und Pracht in der Kirche. Sein brüderlicher Umgang mit Menschen aller Art, von Obdachlosen bis zu den Machthabern der Welt, verleiht dem Papstamt einen neuen Zauber. Und seine Botschaften an die Nationen und Religionen der Erde bewegen Menschen jeden Glaubens – und selbst eingefleischte Agnostiker und überzeugte Atheisten. Gespannt verfolgen die Weltmedien die Schritte des Franziskus von Rom – seit nunmehr zwei Jahren. Von einem „franziskanischen Frühling in der Kirche“ schreibt Italiens linksliberale Tageszeitung La Repubblica Ende 2013. Eine „franziskanische Wende“ stellt die Neue Zürcher Zeitung bereits im ersten Amtsjahr fest. Und der „Francis Effect“, „effet François“ und „Franziskus-Effekt“, den die Zeitungen in vielen Ländern und Ortskirchen nach den ersten Monaten des Pontifikats beobachten, hält an.2
Wie kommt es, dass der „kleine arme Bruder“ (fratello Poverello) zur Leitgestalt eines Papstes wird, der mit der katholischen Kirche die weltgrößte Religionsgemeinschaft leitet? Wie kommt es, dass ein Kleinbürger aus dem italienischen Städtchen Assisi zur Hoffnungsgestalt aller Welt wird? Wie kommt es, dass ein mittelalterlicher Mensch der katholischen Kirche und der Ökumene in der Postmoderne zu einem neuen Frühling verhilft? Und welche Impulse können moderne Menschen aus der Art, wie Franziskus von Assisi Kirche erfahren und neu belebt hat, für ihre eigene Lebens- und Glaubenspraxis gewinnen? Oder anders gefragt: Wozu ermutigt der Poverello heute nicht nur den Papst in Rom, sondern einfache Menschen in den unterschiedlichsten Lebensformen, Milieus und Berufen?
Dieser Band spürt der Faszination Franziskus mit Blick auf eine lebendige Kirche nach. Er tut es in drei Schritten:
Biografische Einblicke zeigen auf, wie der Luxuskaufmann Giovanni „Francesco“ di Bernardone nach einer unreligiösen Jugend erst spät auf eine existenzielle Gottsuche geht und dabei in einer Stadt voller Kirchen und Klöster auf sich allein gestellt bleibt. Die entscheidenden Orte seines spirituellen Findens liegen außerhalb der Stadt und inspirieren Franziskus zu einer neuartigen Welt-, Menschen- und Gottesliebe. Die entstehende Bewegung atmet die Luft der beginnenden Moderne. Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit, frühbürgerliche Werte, die in Italiens Kommunen damals entdeckt und Jahrhunderte später in der Französischen Revolution politisches Programm werden, deutet Franziskus radikal aus dem Evangelium – mit Blick auf die Gesellschaft und die Kirche.
Geschichtliche Durchblicke zeigen dann auf, was die frühe franziskanische Bewegung aus Brüdern, Schwestern und Familien kirchlich kennzeichnet: Vertrauen in die persönliche Inspiration jedes Menschen, Freiheit in den „Fußspuren Jesu“, geschwisterliche Offenheit für Menschen aller Schichten und Klassen, Mut zu einer selbstbewussten Kirche von unten, Distanz zu jeder Art klerikaler Überheblichkeit, Entfaltungsfreiheit für Frauen in der Nachfolge Jesu, eine neue Sicht von Christsein ohne Grenzen, Staunen über die Kunst der Gottesliebe in anderen Religionen und sorgsame Freude an der Schönheit von Gottes Schöpfung.
Aktuelle Ausblicke setzen an den drei Schwerpunkten an, die Papst Franziskus bei seiner Namenswahl an seinem Vorbild aus Assisi hervorhebt: Eine neue Liebe zur Armut, entschiedener Einsatz für den Frieden und ökologische Sorge zur Welt sollen die Kirche an Haupt und Gliedern herausfordern, leiten und erneuern. Jorge Mario Bergoglio ermutigt mit seiner Leitgestalt Francesco Christinnen und Christen, in der eigenen Lebenswelt ungeschützt geschwisterlich sowie mystisch und politisch die Liebe zu sich selbst, zur Welt und zu Gott miteinander zu verbinden.
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