Blutiger Spessart. Günter Huth

Blutiger Spessart - Günter Huth


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      GÜNTER HUTH

      Blutiger Spessart

      GÜNTER HUTH

      Blutiger

      Spessart

      Ein Simon Kerner Thriller

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      Günter Huth wurde 1949 in Würzburg geboren und lebt seitdem in seiner Geburtsstadt. Er kann sich nicht vorstellen, in einer anderen Stadt zu leben. Er ist von Beruf Rechtspfleger (Fachjurist), verheiratet und hat drei Kinder. Seit 1975 schreibt er in erster Linie Kinder- und Jugendbücher sowie Sachbücher aus dem Hunde- und Jagdbereich (ca. 60 Titel). Außerdem hat er Hunderte von Erzählungen und Kurzgeschichten veröffentlicht. In den letzten Jahren hat sich Günter Huth vermehrt dem Genre Kriminalroman zugewandt und bereits einige Kriminalerzählungen veröffentlicht. 2003 kam ihm die Idee für einen Würzburger Regionalkrimi: »Der Schoppenfetzer« war geboren. Die erfolgreiche Serie hat sich mittlerweile in Mainfranken und auch im außerbayerischen »Ausland« etabliert. Der vorliegende Thriller ist der erste Kriminalroman um Simon Kerner. Günter Huth ist Mitglied der Kriminalschriftstellervereinigung »Das Syndikat«.

      Die Handlung und die handelnden Personen dieses Romans sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.

      Den Menschen

      des Amtsgerichts Gemünden am Main

       Prolog

      Das Repetiergewehr im Kaliber .308 Winchester war mit einem Nachtsichtzielgerät und einem Schalldämpfer bestückt. Der Mann, der es mit einem Gewehrriemen über den Rücken geschnallt hatte, war seinerseits mit einer leistungsfähigen, militärischen Nachtsichtbrille ausgerüstet. Schwarz gekleidet, verschmolz er in der Nacht völlig mit den Bäumen des Waldes, zwischen denen er sich fast lautlos bewegte.

      Sein Elektroquad vom Typ Ghostrider hatte er einige hundert Meter weiter hinten in einem Stichweg abgestellt. Dieses robuste Fahrzeug war für derartige Einsätze optimal – extrem geländetauglich, konnte man sich damit fast lautlos fortbewegen. Die restliche Strecke würde er zu Fuß zurücklegen. Wenig später hatte er den Waldrand erreicht. Regungslos blieb er unter den Bäumen stehen und beobachtete das freie Feld, das sich an den Wald anschloss. Mit Befriedigung nahm er zur Kenntnis, dass sich der Mond hinter einer riesigen Wolkenbank versteckte, die von der schwachen sommerlichen Brise nur träge ostwärts getrieben wurde. Das helle Licht des Vollmondes hätte die Leistungsfähigkeit seiner Nachtsichtausrüstung beeinträchtigen können.

      Es dauerte nur zehn Minuten, dann tauchte sein Ziel links in seinem Gesichtsfeld auf. Er wartete einen Augenblick, bis die Situation günstig war, schob die Nachtsichtbrille nach oben und nahm das Gewehr hoch. Den linken Handrücken zur Stabilisierung gegen einen Baumstamm gedrückt, ruhte der Vorderschaft der Waffe regungslos in seiner Handfläche. Mit der Rechten drückte er den Kolben des Gewehrs gegen die Schulter. Das Fadenkreuz des Nachtsichtzielfernrohrs saugte sich am grünlichen Bild des Zieles fest. Der rechte Zeigefinger bewegte den Abzug mit der erforderlichen Gleichmäßigkeit nach hinten und überwand schließlich den Widerstand des Druckpunktes. Mit einem kaum vernehmlichen »Plopp« löste sich der Schuss. Den leichten Rückschlag der Waffe nahm der Schütze kaum wahr. Sofort repetierte er eine neue Patrone ins Patronenlager. Dieses mechanische Geräusch war lauter als der eigentliche Schuss, aber trotzdem so leise, dass man es in einigen Metern Entfernung schon nicht mehr hören konnte. Mit einem Blick durch das Zielfernrohr überzeugte sich der Schütze davon, dass er optimal getroffen hatte. Das spezielle Projektil, das er verwendete, ließ hinsichtlich der Wirkung keine Wünsche offen.

      Er sicherte seine Waffe und schob die Nachtsichtbrille wieder vor die Augen. Schnell hatte er die ausgeworfene Patronenhülse gefunden und aufgehoben. Dann drehte er sich um und verschwand so lautlos, wie er gekommen war.

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      Das Treffen der beiden Männer fand auf den östlichen Wehrgängen der Festung Marienberg statt. Das Wetter war ausgesprochen unfreundlich, daher waren so gut wie keine Besucher auf den Mauerkämmen der historischen Wälle hoch über den Dächern von Würzburg unterwegs. Es regnete zwar nicht, aber der Wind blies in Böen über die Höhe und beugte das Gras auf den Befestigungen. Ideale Verhältnisse für eine geheime Zusammenkunft, die auf keinen Fall bekannt werden durfte.

      Der Ältere der beiden Männer, Pietro Vasselari, blickte scheinbar gedankenverloren über das Tal hinüber zum gegenüberliegenden Nikolausberg, wo die Türme des Käppele, einer historischen Klosterkirche, herüber grüßten. Er trug einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug, dazu einen breitrandigen Hut, unter dem schwarzes, mit silbrigen Fäden durchzogenes Haar hervorschaute. Sein Gesicht war von zahlreichen Falten zerfurcht. Er hatte den Teint eines Menschen, der viele Jahre lang Sonne, Wind und Wetter ausgesetzt gewesen war. Das machte ihn älter als die 72 Lenze, die er schon auf dem Buckel hatte. In der Hand hielt er einen schlanken, schwarzen Spazierstock mit einem kugeligen Knauf aus Silber, der einen Löwenkopf darstellte. Man sah dem Löwenkopf nicht an, dass er, wenn man an einer bestimmten Stelle drückte, ein zwanzig Zentimeter langes, schmales, beidseitig geschliffenes Stilett freigab. Eine sehr effektive Waffe. Vor allen Dingen deshalb, weil man immer den Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte.

      »Was ist nun, Renato, kannst du die Angelegenheit in unserem Sinne regeln?«, fragte er den anderen. Seine Stimme klang ungeduldig.

      Man merkte, dass er es nicht gewohnt war, lange bitten zu müssen. Er drehte sich halb um und warf einen kurzen Blick zurück. Außer Hörweite lehnte sich Carlo, sein Chauffeur und Leibwächter, lässig gegen die Festungsmauer. Diese Gelassenheit täuschte jedoch. Er behielt die unmittelbare Umgebung der beiden Gesprächspartner scharf im Auge.

      Der mit Renato Angesprochene zuckte mit den Schultern. Sein Äußeres zeichnete sich durch eine gewisse Sportlichkeit aus, wirkte aber deshalb nicht weniger gepflegt. Er war kräftig und muskulös – das Ergebnis regelmäßiger Besuche eines Studios. Man sah ihm nicht an, dass er die Fünfzig schon überschritten hatte.

      »Don Pietro, sie wissen, wie gefährlich die Angelegenheit ist. Er ist ausgesprochen misstrauisch, und wenn er nur den geringsten Verdacht hat, lande ich mit Betonschuhen im Main.«

      Der Alte zuckte mit den Schultern. »Was willst du nun, weiterkommen oder ewig für ihn den Consigliere spielen, der die heißen Kastanien aus dem Feuer holen muss? Die Familie wird aufatmen, wenn der alte Tyrann beseitigt ist. Du hast doch gesagt, du bist sicher, dass sie auf deiner Seite stehen werden.«

      »Schon, aber besser wäre es, wenn es nach einem Unfall aussieht. Wenn man mich direkt mit seinem Tod in Verbindung bringt …«

      »Mach dich nicht lächerlich. Es geht schließlich nur ums Geschäft.«

      »Also, gut«, gab der Consigliere tief durchatmend zurück, »ich kenne da einen guten Mann, der das zuverlässig erledigen wird. Billig wird das allerdings nicht.«

      »Das ist kein Problem. Sag mir, was es kostet, und ich stelle dir den erforderlichen Betrag zur Verfügung. Heute tue ich dir einen Gefallen – und morgen werde ich dich vielleicht um einen bitten.«

      Er machte eine kleine Pause, dann fuhr er mit ruhiger Stimme fort: »Vergiss nicht unsere Abmachung. Ich übernehme die Prostitution in der ganzen Stadt und im Landkreis Main-Spessart, dafür bekommst du die Einkünfte aus dem Drogengeschäft.«

      Renato nickte.

      »Wenn die Angelegenheit erledigt ist, wirst du es ja erfahren. Bis dahin keine Kontakte mehr.«

      Der Alte nickte, dann gab er seinem Chauffeur ein Zeichen und schlenderte langsam weiter.

      Renato Mallepieri hingegen drehte sich


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