Perspektiven auf den Lernort Berufsfachschule (E-Book). Группа авторов
der Berufslehre und ein vormodernes Arbeitsethos Gründe dafür, so änderte auch die sozialistische Bildungsoffensive im kommunistischen Jugoslawien wenig daran: In deren Zentrum standen Alphabetisierung, allgemeinbildende Fächer und die ideologische Erziehung. Diese Vernachlässigung beziehungsweise einseitige Orientierung der Bildung waren mithin eine wesentliche Ursache dafür, dass sich Serbien trotz guter Voraussetzungen nicht angemessen modernisieren konnte. Abschliessend konstatiert Venutti, dass bis heute Bildung und Berufsbildung ihre Kraft als Treiber für die Modernisierung in Serbien nicht wirklich zu entfalten vermögen.
Peter Egger
Christoph Städeli hat als Autor die Berufsbildung stark geprägt
Zwei grosse Leidenschaften verbinden Christoph Städeli und mich: das Engagement für die Bildung – insbesondere für die Berufsbildung – und das Motorradfahren. Auf unseren vielen Touren in Europa konnten wir jeweils beides verbinden, das Atmen der Freiheit im Fahrtwind und Gespräche über Schule, Bildung und Pädagogik. Als Autor zahlreicher wichtiger und beliebter Werke hat Christoph Städeli die Erfolgsgeschichte des hep Verlags mitgeschrieben.
Mit der Zeit ist eine Freundschaft entstanden, eine Freundschaft auch zwischen Autor und Verleger. Kroatien, 2016.
Einleitung
Im Jahr 1996 bewirkte die Einführung des Rahmenlehrplans für den allgemeinbildenden Unterricht an Berufsfachschulen (RLP ABU) umfassende Veränderungen für Lehrpersonen, Schulen und Behörden. Sie löste einen Paradigmenwechsel aus: vom bisherigen Fächerunterricht (Geschäftskunde, Deutsch, Staats- und Wirtschaftskunde) zum themen- und handlungsorientierten Unterricht mit den beiden Lernbereichen «Sprache und Kommunikation» und «Gesellschaft». Diese beiden Lernbereiche mussten miteinander vernetzt werden. Dazu kam die Kompetenzförderung: Sprach-, Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenz sollten künftig zusammen mit dem Aufbau von Sachkompetenz zum Kern des allgemeinbildenden Unterrichts werden. Daneben galt es, Schullehrpläne zu entwickeln und dabei auch die Bedürfnisse der Berufsfelder und der Regionen zu berücksichtigen. Das Qualifikationsverfahren wurde ebenfalls reformiert. Anstelle der gesamtschweizerischen Abschlussprüfungen mussten die Lehrpersonen eigene Prüfungen erstellen und Vertiefungsarbeiten betreuen.
In dieser Zeit lernte ich Christoph Städeli kennen. Wir hatten beide eine ähnliche Biografie: Lehrerseminar, erst Volksschul-, dann Berufsschullehrer – er dann Studium und ab 1992 bis 2004 Dozent für Erziehungswissenschaften am damaligen Schweizerischen Institut für Berufspädagogik (SIBP). Ich war Programmleiter beim Verlag Sauerländer und in der «Umsetzungsgruppe RLP ABU», zusammen mit Daniela Plüss und Res Marty, dem Leiter. Es galt, den neuen Rahmenlehrplan in der Praxis umzusetzen; die Reform durfte nicht scheitern wie an anderen Schultypen der Sekundarstufe II. Diese Umsetzung war die ganz grosse Herausforderung für alle Beteiligten ab 1996 und bis weit ins 21. Jahrhundert. Und sie gelang. Auch deshalb, weil von Anfang an «die Opposition», das heisst kritische Lehrpersonen, in den ganzen Prozess miteingebunden worden waren.
Christoph Städeli und Willy Obrist haben einen grossen Anteil an der erfolgreichen Umsetzung des neuen Rahmenlehrplans: Als Dozenten, als Kursleiter und als Autoren haben sie jeweils den Puls der Zeit, die Sorgen und Nöte der aktiven Lehrpersonen, der Studierenden, der Schulen und Behörden erkannt und zur rechten Zeit das richtige Buch mit den jeweils relevanten Inhalten publiziert. In diesem erfolgreichen Team waren zudem auch Andreas Grassi und bei einem Werk Katy Rhiner mit dabei. Nach dem viel zu frühen Tod von Willy Obrist haben Nachfolgerinnen und Nachfolger die Mission weitergeführt.
Chronologie der Publikationen
2001 Obrist/Städeli | Wer lehrt, prüft | |
2003 *Obrist/Städeli | Kerngeschäft Unterricht (4. Auflage 2013) | |
2007 Städeli/Obrist/Grassi | Klassenführung (3. Auflage 2013) | |
2010 Obrist/Städeli | Prüfen und Bewerten in Schule und Betrieb | |
2010 Städeli/Grassi/Rhiner/Obrist | Kompetenzorientiert Unterrichten – Das AVIVA-Modell (2. Auflage 2013) | |
2012 Städeli/Grassi | Didaktik für den Unterrichtsalltag | |
2018 Städeli/Pfiffner | Kerngeschäft Unterricht 3Prüfen – Was es zu beachten gibt | |
2019 Städeli/Caduff | Kerngeschäft Unterricht 1Unterrichten – Ein Leitfaden für die Praxis | |
2019 Städeli/Pfiffner/Sterel/Caduff | Kerngeschäft Unterricht 2Klassen führen – Mit Freude, Struktur und Gelassenheit | |
2020 Städeli/Maurer | The AVIVA model |
*1. und 2. Auflage mit Co-Autor Peter Sägesser
Prüfen
Im August 2000 wurde der hep Verlag gegründet. «Wer lehrt, prüft» war eines der ersten Werke im Pädagogikprogramm des Verlages. Willy Obrist, Abteilungsvorsteher an der GIB Bern und somit mein Chef in der Schule, aber auch Freund und Kollege, gehörte zusammen mit Christoph Städeli zu den Pionieren des Verlags. «Wer lehrt, prüft» – der Titel sagt alles: Die Lehrpersonen mussten selber Prüfungen erstellen, dies nach exakten Vorgaben. Die Zeiten, als pfannenfertige Schlussprüfungen gesamtschweizerisch zur Verfügung gestellt wurden und nur Korrekturarbeiten anstanden, waren vorbei. Der erste Band beinhaltete exakt die Themen, die uns Lehrpersonen damals beschäftigten:
– die schriftliche Einzelprüfung,
– das Prüfungsgespräch,
– die Präsentation und
– die Schlussarbeit.
Dazu wurden Themen wie Selbstevaluation, Qualitätssicherung und intensive Förderung der Teamarbeit im Kollegium behandelt.
«Wer lehrt, prüft» (2001).
«Prüfen und Bewerten in Schule und Betrieb» (2010).
Bis zum zweiten Buch «Prüfen und Bewerten in Schule und Betrieb» im Jahre 2010 hatte sich an den Berufsfachschulen bei den schriftlichen Prüfungen einiges geändert. Das konsequente Prinzip «Wer lehrt, prüft» wurde (leider) an vielen Schulen – entgegen der ursprünglichen Idee des neuen RLP – abgeschafft und es gab vermehrt von kleinen Teams zusammengestellte Schulprüfungen oder gar regionale Schlussprüfungen. Dazu nehmen die beiden Autoren nicht Stellung. Sie weisen aber in beiden Büchern darauf hin, dass es nicht mehr möglich sei, Prüfungen explizit aus Multiple-Choice-Fragen und Kurzantwortaufgaben zusammenzusetzen. Sie erläutern die «Taxonomie von Bloom»[1] und halten fest, dass Prüfungen alle dieser Taxonomiestufen beinhalten müssen. K1- und K2-Aufgaben seien zurückhaltend anzuwenden. Es gelte vor allem komplexere Aufgabenstellungen und Fallbeispiele zu fördern. Im zweiten Band (2010) kamen ausserdem neu die umfangreichen Kapitel über das «Überprüfen von Kompetenzen» und das «prozessorientierte Prüfen» dazu.
Die Autoren definieren die Begriffe und stellen diese auch grafisch dar.
Schematische Darstellung der Zusammenhänge zwischen Kompetenzen und Ressourcen (Obrist & Städeli, 2010, S. 50).
Bewertung des Prozesses | Bewertung der Präsentation bzw. der Veröffentlichung | Bewertung des Produkts |
– Beobachtungen des Lernverhaltens einer Person– Beobachtung der Gruppenprozesse– Lernprotokolle– Lerndokumentation– |