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Buch ist für alle da, die es bisher noch nicht geschafft haben, schlank zu werden und zu bleiben. Für die, die theoretisch schon eine Menge über das Abnehmen wissen, ohne dass es ihnen bisher viel gebracht hätte. Für die, deren Gedanken ständig ums Essen kreisen und die sich oft mit nichts anderem beschäftigen als mit ihrem Bedürfnis danach. Für die, die sich von ihrem beharrlichen Ringen um eine schlanke Figur erschöpft fühlen, in denen aber zumindest noch ein Rest von Hoffnung lebt, dass es etwas geben könnte, das ihnen hilft.

      Machen Sie sich manchmal über Ihre mangelnde Disziplin Gedanken, darüber, dass gerade Sie es nie schaffen, längerfristig weniger zu essen, Mahlzeiten auszulassen oder gar tageweise gar nichts zu essen, was bei so vielen anderen mühelos zu klappen scheint? Glauben Sie manchmal, Sie seien regelrecht süchtig nach Essen?

      Dann haben wir, mein Kollege Shird Schindler und ich, als Suchtmediziner eine gute Nachricht für Sie.

      Mit Ihnen ist so weit alles in Ordnung.

      Auch wenn Sie sich den ganzen Tag nur mit Essen und den Gedanken daran beschäftigen, und Ihr ständiger Hunger, Ihr anhaltender Appetit scheinbar Ihr Leben ausfüllen, ist es so.

      Sie sind nicht süchtig.

      Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD, englisch: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems), das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen, enthält auch die sogenannten „F1“-Diagnosen, die Suchtdiagnosen. Es gibt sie für Alkohol, Opiate, Cannabis, Beruhigungsmittel, Kokain und etwa Nikotin. Allerdings gibt es keine „F1“-Diagnose für Essen, und es wird wohl auch in Zukunft keine geben.

      Aber kennen Sie Oreo-Kekse? Wenn Ratten in Versuchen die Auswahl zwischen Kokain, Heroin oder Oreo-Keksen hatten, wählten sie immer die Kekse und leckten hingebungsvoll an deren weißer, süßer Füllung. Kein Wunder, denn sie löste, wie die Messungen ergaben, in ihren Gehirnen den stärksten Ausstoß von Neurotransmittern aus. Neurotransmitter sind, kurz gesagt, Botenstoffe, die Erregung von einer Nervenzelle auf andere Zellen übertragen.

      In anderen Studien wählten Ratten, wenn ihnen Kokain, Heroin oder Zucker zur Auswahl standen, immer den Zucker. Auch jene Ratten, die die Wirkung von Kokain und Heroin bereits kannten.

      Womit wir uns der Antwort auf die Frage annähern, warum ausgerechnet zwei Suchtmediziner ein Buch über Abnehmen schreiben, obwohl Sie eben nicht süchtig sind. Vielleicht hat Sie das ja verwundert, als Sie dieses Buch zum ersten Mal in die Hand nahmen. Eventuell befürchteten Sie sogar, hier Dinge zu lesen, mit denen Sie eigentlich nichts zu tun haben möchten, und von uns quasi in eine Kammer des Schreckens entführt zu werden.

      Keine Sorge. Mit Ihnen ist, wie gesagt, alles in Ordnung. Bloß ist es durch die Diäten, die Sie bereits gemacht haben, und durch bestimmte Nahrungsmittel, die Sie gegessen haben, in Ihrem Gehirn zu Veränderungen von Nervenzellen und Neurotransmittern gekommen, die Ihr Verlangen nach Essen auslösen und verhindern, dass Sie Einschränkungen aushalten. Wir können Ihnen dabei helfen, diese Veränderungen, die Ihnen aktuell noch ziemliche Probleme bereiten, so gut wie möglich rückgängig zu machen. Ihr Verlangen nach Essen ähnelt jenem, das alkohol- oder drogenabhängige Patienten nach ihren Substanzen haben und lässt sich daher mit den gleichen Methoden bekämpfen.

      Wir als Suchtmediziner arbeiten gemeinsam mit unseren Patienten gewöhnlich nicht gegen das quälende Verlangen nach Essen, sondern gegen jenes nach Alkohol, manchmal nach Nikotin und ansonsten nach meist illegalen Substanzen. Doch wir haben festgestellt, dass die Methoden, die wir dabei anwenden, die zum Teil echte Hardcore-Methoden sind, auch Ihnen helfen können. Mit diesen wissenschaftlich fundierten, teils sehr pragmatischen und jedenfalls effizienten Methoden, die wir an der Drogenabteilung bei unseren Patienten einsetzen, werden wir auch Sie unterstützen. Denn:

      In Ihrem Gehirn geschieht, wenn Sie sich nach Schokolade, Chips oder einem Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln sehnen, etwas Ähnliches wie im Gehirn eines Drogenabhängigen mit Entzugsbeschwerden.

      Und damit haben wir eben jede Menge Erfahrung.

      Beantworten Sie bitte nun die Fragen im folgenden Arbeitsblatt, die Sie mit Ihrem Essverhalten konfrontieren und Ihnen einen Hinweis darauf geben können, ob dieses Ähnlichkeiten mit Suchterkrankungen hat (Modified Yale Food Addiction Scale 2.0 von Meule et al. 2016).

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      Ein Arbeitsbuch

      Sie halten ein Arbeitsbuch in Ihren Händen, mit dem wir Sie auf Ihrer Reise zu einer schlankeren Figur begleiten werden. Diese Reise wird 28 Tage dauern und Sie wird einiges für Sie verändern. Sie werden lernen…

      …Ihrem Leben Struktur zu geben.

      …Ihre Gedanken zu bewerten.

      …Ihr Verlangen nach Essen und Ihre Gefühle insgesamt zu analysieren und dementsprechend zu handeln.

      …auf bestimmte Situationen mit bestimmten Techniken zu reagieren.

      …sich vom gefürchteten „Point of no return“fernzuhalten, jenem Punkt, an dem das Verlangen stärker ist als Sie und Ihr Handeln bestimmen.

      Sie werden dabei erkennen, dass Disziplin nichts ist, das Sie aus bloßer Willenskraft aufbringen müssen, sondern etwas, das Sie durch das richtige Verhalten quasi in sich generieren können. Und Sie werden erfahren, wie Ihnen Gummiringe, Kerzenwachs, Musik oder eine Packung Gummibären dabei helfen.

      Was brauchen wir dafür von Ihnen?

      Eigentlich nichts weiter als Ihre Bereitschaft, Ihre Figur ernsthaft ändern zu wollen, und 28 Tage lang Ihre Aufmerksamkeit.

      ALLES DREHT SICH UMS CRAVING

      Die Suchtfaktoren beim Essen, wie sie entstehen und was sie mit uns machen.

      Kennen Sie dieses Gefühl? Sie hatten die allerbesten Vorsätze, was Sie an diesem Tag noch essen werden. Sie hatten einen tollen Plan und haben dementsprechend eingekauft. In Ihrem Kühlschrank sind nur Lebensmittel, die Sie als „gesund“ einstufen, die Chipspackungen, Salzcracker und anderes Sündiges haben Sie vorsorglich schon vor Tagen beseitigt.

      Doch am Heimweg von der Arbeit oder von einem Ausflug steigt dieses Gefühl in Ihnen auf, dass der Griechische Salat heute doch nicht das Richtige für Sie ist. Dass er heute irgendwie unpassend ist und kein gutes Gefühl in Ihnen auslösen würde. Zu kalt, zu gesund. Irgendetwas würde Ihnen fehlen. Eine innere Stimme flüstert:

      Du hattest einen wirklich anstrengenden Tag.

      Du hast dir etwas anderes verdient als fades Gemüse.

      Sie werden ein bisschen unruhig, denn immerhin ist Ihr Plan gründlich überlegt. Sie fühlen sich nicht so recht wohl in Ihrer Haut. Eigentlich wäre es Unsinn, den Griechischen Salat zu essen, wenn Sie ihn gar nicht wollen, denken Sie. Vielleicht sollten Sie ihn gegen etwas anderes austauschen, so schlimm wird das wohl nicht sein.

      Ihr Essensplan fällt Ihnen wieder ein, die Kalorienvorgaben, die Sie genau notiert hatten. Ihre Ziele, warum Sie diese Diät machen wollten. Der bereits gebuchte Strandurlaub.

      Doch allmählich rückt das alles in den Hintergrund. Bald ist es unendlich weit weg, fast wie ein Traum, der immer mehr verblasst.

      Ihre Sinne haben sich inzwischen geschärft. Der Döner-Stand an der Busstation ist Ihnen aufgefallen und der Duft aus der Bäckerei in Ihrem Viertel ist sehr verlockend.

      Sie können nicht sagen, wann genau dieses Gefühl in Ihnen hochgekommen ist. Es kommt Ihnen auch gar nicht so sehr wie ein Gefühl oder gar wie Appetit oder Hunger vor. Vielmehr läuft in Ihnen eine rationale Diskussion ab. Sie stellen sich nun ziemlich offen die Frage, die Ihnen jedenfalls berechtigt erscheint, ob ein so mageres Abendessen für Sie heute wirklich das richtige sein kann. Ob da wirklich genügend Nährstoffe für Sie drin wären.


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